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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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sich um und sahen, dass die beiden Wanderer, die an John Carters Zauntor gelehnt hatten, ihnen nun ganz unauffällig in einiger Entfernung folgten, allem Anschein nach mit nichts beschäftigt, als mit ihren Stöcken die Spitzen abgestorbener Hundspetersilie abzuschlagen. Eine Schar von dreizehn Vögeln kam heran und begann über ihnen zu kreisen.
    «Sind das überhaupt Vogelscheuchen?», fragte Colin, als sie weiter die Straße hinuntergingen.

    «Mehr oder weniger», sagte Fenodyree. «Aber jede Einzelne ist ein Auge der Morthsippe.»
    Die Straße führte schräg auf den Wald von Radnor zu, bis sie parallel dazu verlief und nur noch ein niedriger Steinwall sie davon trennte. An einer Biegung der Straße sagte Fenodyree:
    «Wenn die Morthschufte um diese Ecke biegen, müssen wir schon unsichtbar sein. Jetzt! Über die Mauer!»
    Auf der anderen Seite erwarteten sie Brombeersträucher, aber sie befreiten sich daraus und rannten so gut sie konnten durch das dichte Gestrüpp und Unterholz am Rand des Waldes hinter Fenodyree her, der behände über den unwegsamen Boden eilte und auf die Stelle zusteuerte, wo die Bäume am dichtesten standen.
    Sogleich begannen die Vögel einen Riesenkrach zu machen, aber Durathror, der wie üblich die Nachhut bildete, entdeckte keine Spur der Wanderer, bis sich die Bäume auch um ihn geschlossen hatten.
    Sobald sie im Schatten der Buchen waren, lichtete sich das stachelige Gestrüpp und sie kamen rasch voran, indem sie im Zickzack durch die seltener werdenden Abstände zwischen den Bäumen und der Fülle an Rhododendron liefen. Für kurze Zeit schrien die Vögel noch über ihnen, dann stießen sie durch die Zweige herab und kreisten zwischen den Bäumen, wobei sie sich keck und scheinbar beratschlagend zuriefen, als ob sie Nachrichten übermittelten.
    Fenodyree drosselte seine Geschwindigkeit zu einem flotten Gehschritt.
    «Wir brauchen uns nicht zu hetzen», sagte er resigniert. «Ich hatte gehofft Deckung zu finden, solange sie noch überlegten.
    In den alten Zeiten war dieser Wald der Morthsippe nicht wohlgesinnt, und ich glaubte, die Erinnerung daran würde sie so lange aufhalten, bis…»

    Seine Worte gingen in einem über ihren Köpfen ausbrechenden Gekreische unter. Instinktiv drängten sie sich Rücken an Rücken zusammen und die Zwerge griffen rasch nach ihren Schwertern. Rings um sie her stürzten krachend Vögel zur Erde. Zehn Sekunden lang war es, als ob es Krähen regnete. Dann war der Wald wieder still.
    Gowther bückte sich, um ein schwarzes Federknäuel aufzuheben, das vor seinen Füßen gelandet war, aber Durathror hielt ihn zurück.
    «Nicht berühren!», sagte er. «Sie sind noch im Tod von Übel.»
    Er drehte den Vogel mit der Spitze seines Schwerts um.
    Unter seinem Herzen steckte ein kleiner, weiß gefiederter Pfeil; und dieser Anblick ließ jegliche Farbe aus Durathrors Wangen weichen.
    «Die Lios-Alfar», flüsterte er. «Die Lios-Alfar!»
    Bebend steckte er sein Schwert weg und blickte gen Himmel.
    «Endil! Atlendor! Ich bin’s, Durathror! Wie schön, euch zu treffen!»
    «Ruhig!», sagte Fenodyree. «Sie sind nicht hier.»
    «Tatsächlich nicht?», rief Durathror aufgebracht. «Ho! Und ich sage dir, Vetter Weinschlauch, von dieser Stunde an wird unsre Reise glücklicher verlaufen! Wenn die Lios-Alfar aus ihrem Exil gekommen sind, brauchen wir von jetzt bis Freitagmorgen nicht viel zu fürchten; bist du denn blind?»
    «Atlendor, willkommen! Airmid! Grannos!»
    Aber so viel Durathror auch schrie, es geschah nichts. Er lief rufend hierhin und rufend dorthin, doch nur das Echo und das Rauschen des Nordwinds in den Wipfeln antworteten ihm.
    «Thrurin! Skandar!»
    Fenodyree schüttelte traurig den Kopf.
    «Komm, fort hier. Die Lios-Alfar sind seit zweihundert Jahren nicht mehr im Wald von Radnor gewesen. Und sie kehren nicht zurück. Komm! Sie sind nicht hier. Nur die Morthsippe wird deine Rufe beantworten.»
    Langsam ging Durathror zu den anderen zurück.
    «Aber das können nur die Lios-Alfar sein.» Seine Stimme klang völlig verwirrt. «Warum kennen sie mich nicht mehr?»
    Fenodyree kauerte sich hin, um den Pfeil genauer zu untersuchen.
    «Na, wer den auch abgeschossen hat, groß kann er nicht gewesen sein», sagte Gowther. «Wenn er vierzig Zentimeter lang ist, dann war’s schon viel, und was für ‘n Lebewesen könnt wohl mit dem dazu passenden Bogen umgehen?»
    «Die Elfen des Lichts», sagte Fenodyree, «die Lios-Alfar.
    Dies ist ein Elfenschaft. Und doch

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