Der Zauderberg
Kindern
(z.B. »Ich schiebe es auf, mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen oder mit der Familie in Urlaub zu fahren.«)
2,3
4,1 Prozent
Tabelle 1: Die wichtigsten Problembereiche
Die Aufschieberitis verursacht uns Probleme in der Ausbildung, bei der Arbeit und im Privatleben und hier vor allem, wenn es um unsere Gesundheit geht. 89 Prozent aller Teilnehmer gaben an, in mindestens einem dieser Bereiche größere Probleme zu haben, und ganze 9 Prozent näherten sich dem Niveau von Coleridge und nannten alle drei. Die Aufschieberei hatte Methode, denn bestimmte Muster kehrten immer wieder. Viele Teilnehmer, die Gelddinge vernachlässigten, waren auch in der Ausbildung und im Beruf säumig. Dieser Zusammenhang, den man unter dem Oberbegriff »Karriere« zusammenfassen könnte, wurde am häufigsten genannt.
Ein zweites Muster betraf die persönliche Entwicklung: Teilnehmer, die ihre Gesundheit vernachlässigten, schoben auch ihre spirituelle Suche, Freizeitaktivitäten und ihre persönliche Entwicklung auf die lange Bank. Zu diesem Cluster gehörte auch das Sozialleben, also das Engagement in der Gemeinschaft sowie das Beziehungsleben.
Eine letzte Gruppe von Problemfeldern waren die engsten Beziehungen zu Freunden, Familie und Kindern. Diese Gruppe war offenbar die unproblematischste. Zum Glück schoben nur wenige Teilnehmer die Kindererziehung auf – Kinder scheinen so dringlich zu sein, dass sie alles andere in den Schatten stellen.
Je nachdem, ob Sie sich um Ihre Karriere, Ihre persönliche Entwicklung oder Ihre engsten Beziehungen herumdrücken, zahlen Sie einen anderen Preis, denn jeder dieser drei Oberbereiche steht für eine andere Form der Lebensqualität: Wohlstand, Gesundheit oder Glück. Wer die Karriere vernachlässigt, hat weniger Geld zur Verfügung. Wer sich um die persönliche Entwicklung drückt, schadet seiner körperlichen und geistigen Gesundheit. Und wer seine engsten Beziehungen nicht pflegt, dessen Glück leidet (obwohl natürlich auch Karriere und persönliche Entwicklung einen gewissen Einfluss auf das Glück haben). In einer Metaanalyse von 1200 Untersuchungen zum Thema Glück ermittelte ich, dass Glück vor allem mit erfüllten persönlichen Beziehungen zusammenhängt – Wohlstand und Gesundheit sind weniger beglückend, wenn man sie nicht mit anderen teilen kann. 2 Aber welche Bereiche auch immer Sie besonders gern vernachlässigen: Je mehr Sie aufschieben, desto höher der Preis, den Sie dafür bezahlen. Aber sehen wir einmal genauer hin.
Das Geld auf der langen Bank
Die beliebteste Ausrede von Aufschiebern am Arbeitsplatz lautet, sie seien unter Druck besonders kreativ. Es kann durchaus sein, dass sie diesen Eindruck von sich gewonnen haben: Wer seine ganze Arbeit auf den letzten Drücker erledigt, der hat natürlich auch dann seine Ideen. Leider sind diese Ideen vermutlich vergleichsweise dürr und dünn gesät, denn unsere Kreativität leidet in der Regel unter Zeitdruck. 3 Wer morgens um drei Uhr mit schweren Augenlidern über einem Projekt brütet, präsentiert am Schluss eher ein mittelmäßiges Konzept. Wirklich innovative Lösungen werden meist erst nach einer gründlichen Vorbereitung entwickelt, und dazu gehört eine mühsame Einarbeitung in das jeweilige Thema und eine längere Inkubationsphase.
Andere Trödler rechtfertigen ihre Saumseligkeit damit, dass sie mit einer Deadline im Nacken effizienter arbeiteten. Das stimmt schon eher. Kurz vor zwölf ist die Motivation tatsächlich größer. Aber das bedeutet keineswegs, wie Aufschieber damit indirekt behaupten, dass wir nur auf den letzten Drücker effizient arbeiten oder dass wir gar schlechtere Leistung bringen, wenn wir früher anfangen. Mit anderen Worten sagen sie nämlich, dass es schlechter ist, heute und morgen zu arbeiten, als nur morgen zu arbeiten, und das ist natürlich falsch.
Egal welchen Maßstab wir anlegen, Aufschieber bringen im Durchschnitt schlechtere Leistungen als Nicht-Aufschieber. Die Aufschieberitis wirkt sich jeweils anders auf Ausbildung, Beruf und Einkommen aus, doch diese Unterschiede werden Ihnen kaum gefallen: Die Konsequenzen werden nämlich immer gravierender. 4 In der Schule und der Universität bringen nur 40 Prozent aller Aufschieber überdurchschnittliche Leistungen, die übrigen 60 Prozent liegen unter dem Durchschnitt. Wenn Sie zu den glücklichen 40 Prozent gehören, sollten Sie erkennen, dass Ihr Verhalten Ihnen schadet und dass
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