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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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der kommenden Woche eintreffen, und dann -« Unvermittelt trat Lisa ins Zimmer. Rasch ergriff Ben die Telefonrechnungen und ließ sie in seiner Schublade verschwinden. »Ja, da hast du völlig recht«, fuhr er fort. »Ober regt sich jedesmal mächtig auf, wenn wir seinen Geburtstag vergessen.«
    »Ist Lisa gerade hereingekommen?« fragte Nathan.
    »Aber ja. Auf jeden Fall«, rief Ben. »Und genau deshalb sollten wir so tun, als hätten wir ihn auch dieses Jahr vergessen.«
    »Sag ihr kein einziges Wort.«
    Ben sah zu Lisa hinüber. »Nathan läßt dich grüßen.«
    »Gleichfalls«, erwiderte Lisa.
    »Sie grüßt dich auch«, gab Ben weiter. »Jetzt muß ich aber wirklich auflegen. Richter und Gerechtigkeit rufen.« Er legte auf und fragte Lisa: »Gibt's was Neues?«
    »Eigentlich nicht. Seid ihr dabei, Obers Geburtstag zu planen?« »Ja. Er flippt aus, wenn wir ihn vergessen, deshalb werden wir alle so tun, als hätten wir's tatsächlich getan. Dann laden wir ihn zum Abendessen ein oder so was.«
    »Gratulier ihm in meinem Namen, ja?«
    »Mach' ich.« Ben spielte mit ein paar Büroklammern.
    »Übrigens, hast du schon von der Nominierung gehört?« Lisa trat zu Bens Schreibtisch und setzte sich auf die Ecke. »Es geht das Gerücht, daß Kuttler der Auserwählte des Präsidenten sein wird.«
    »Wer sagt das?«
    »Joel, und der hat's direkt von Osterman. Offenbar hat der Präsident Osterman aus Höflichkeit angerufen. Morgen wird die Sache publik gemacht.«
    »Wenn das stimmt, ist es einfach traurig. Kuttler ist eindeutig eine schlechte Wahl.«
    »Warum? Bloß weil er kein juristisches Genie ist wie du?«
    »Er muß kein juristisches Genie sein, aber ich würde doch erwarten, daß er über dem Durchschnitt liegt.«
    »Na, hör mal. Er ist doch kein Trottel.«
    »Natürlich ist er kein Trottel. Aber er ist auch nichts Besonderes. Er ist okay. Reiner Durchschnitt. Blah-blah. Ein Mop. Ein Sieb -«
    »Ich hab's verstanden.«
    »Du weißt schon, was ich meine. Er ist bestimmt intelligent, aber ich meine, daß die Richter an diesem Gerichtshof die absolut besten ihres Metiers sein sollten. Sie sollten die schärfsten juristischen Köpfe ihrer Zeit sein.«
    »Willkommen in der Wirklichkeit, denn der politische Prozeß will's nun mal anders haben. Wenn keine Aussicht besteht, daß der Senat dich bestätigt, ist es ganz egal, wie gut du beim Intelligenztest abgeschnitten hast.« Lisa rutschte von der Schreibtischecke und ging zu ihrem Platz zurück. »Was ist eigentlich mit dir los? Ständig beschwerst du dich.«
    »Heute ist eben nicht mein Tag.«
    »Na, dann laß das bloß nicht an mir aus«, sagte Lisa. »Mein Fehler ist es nämlich nicht.«
    Früh am nächsten Morgen kam Ben die Treppe herunter, um zu frühstücken. Kaum hatte er die Küche betreten, als Nathan ihn fragte: »Hast du schon die Zeitung gesehen?«
    »Nein.« Ben schüttete Cornflakes in eine Schüssel. »Was ist passiert? Hat Eric wieder was über mich geschrieben?«
    »Fast.« Nathan reichte Ben die Titelseite mit der Schlagzeile: »Kuttler macht das Rennen: Vom Präsidenten für den Obersten Gerichtshof nominiert.« Als Autor war Eric angegeben.
    »Woher hat er das denn wieder?« überlegte Ben.
    »Das war nicht so schwierig«, meinte Nathan leichthin. »Die Story steht in jeder Zeitung. Offenbar ist die Information gestern Abend durchgesickert.«
    Als Ben in der Washington Post eine ähnliche Schlagzeile sah, atmete er erleichtert auf. »Was mich beeindruckt, ist, daß sie Eric so einen wichtigen Artikel schreiben lassen«, sagte Nathan.
    »Es geht um den Obersten Gerichtshof. Und der ist nun mal seine Spezialität.«
    »Jetzt gib ihm doch wieder mal 'ne Chance. Er hat sich den ganzen letzten Monat auf Distanz gehalten.«
    »Nathan, für mich ist das kein Spaß. Ich gebe ihm keine Chance, und auch mein Ultimatum bleibt bestehen. Wenn Eric bis Neujahr nicht auszieht, tue ich es. So oder so, einer von uns beiden muß hier raus.«
    »Und wer wird seinen Anteil an der Miete zahlen?«
    »Entweder wir finden einen neuen Mitbewohner, oder ich zahle den Anteil selbst.«
    »Du würdest tatsächlich die doppelte Miete zahlen, bloß damit du ihn nicht mehr sehen mußt? Bist du sicher, daß das die beste Lösung ist?«
    »Was erwartest du denn von mir? Soll ich ihn ans Herz drücken und erklären, alles sei vergeben und vergessen? Kommt nicht in Frage. Wenn es sich um eine kleinen Streit zwischen Freunden handeln würde, wäre das eine ganz andere Sache, aber Eric ist

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