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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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weit darüber hinausgegangen. Er -«
    »Hör mal, auf deinen Vortrag kann ich verzichten«, unterbrach ihn Nathan. »Ich steh' auf deiner Seite. Und was Ober betrifft, so geht im die Sache wirklich an die Nieren, aber er ist auch auf deiner Seite. Wenn du Eric also aus dem Haus haben willst, ist das deine Entscheidung. Ich möchte bloß, daß du alle Alternativen in Betracht ziehst.« Nathan blätterte in seiner Zeitung. »Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, wie Eric reagieren könnte, wenn du ihn tatsächlich zum Auszug zwingst?«
    »Was soll denn das wieder heißen?« fragte Ben ungläubig.
    »Damit will ich bloß folgendes sagen: Wenn du mich rausschmeißen würdest, wäre ich ziemlich sauer auf dich. Vielleicht würde ich sogar aus Rache noch einen Artikel über dich verfassen.«
    »Das würde ich ihm nicht raten«, erklärte Ben wütend. »Ich würde ihm den Kopf abreißen. Und dann würde ich -«
    »Beruhige dich«, sagte Nathan. »Er hat ja noch gar nichts geschrieben. Es war rein hypothetisch.«
    Ben nahm einen Schluck Orangensaft. »Du glaubst doch nicht wirklich, daß er so was tun würde, oder?«
    »Wenn er es einmal getan hat ...«
    »Willst du etwa sagen, daß ich mich mit ihm versöhnen soll, damit er mir nicht noch mehr schadet? Hast du denn endgültig den Verstand verloren?«
    »Ich habe überhaupt nicht gesagt, daß du dich mit ihm versöhnen sollst. Ich meine bloß, du solltest dir den Rücken freihalten.«
    Auf dem Weg durchs Vorzimmer winkte Ben der Sekretärin zu. »Tag, Ben.« Nancy strahlte ihn an. Sie arbeitete seit nahezu zwanzig Jahren für Hollis. Schon in seiner Zeit als Richter im Bezirk D.C. war sie an seiner Seite gewesen und hatte daher zu den fünf Menschen gehört, die am Tag seiner Nominierung zum Obersten Bundesrichter in seinem Büro gewesen waren. Die unscheinbare Frau mit angegrautem braunem Haar würde wahrscheinlich für Hollis arbeiten, bis er seinen Abschied nahm. Für sie gab es keinen aufregenderen Job auf dieser Welt.
    Nancy nahm einen großen Umschlag von der Ecke ihres Schreibtischs und reichte ihn Ben. »Das hier ist gerade eben für dich angekommen. Mit Eilkurier -muß was Wichtiges sein.«
    »Danke«, sagte Ben und ging in sein Büro. Noch bevor er seinen Mantel auszog, riß er den Umschlag auf, um die neueste Ausgabe des Washington Herald vorzufinden. Erics Name war rot umrandet, daneben stand die handschriftliche Botschaft: Traust du ihm noch?
    So ein Arschloch, dachte Ben. Reibt mir immer unter die Nase, daß er noch da ist. Als Ben die Zeitung in den Papierkorb warf, sah er einen rosa Notizzettel in Lisas Handschrift auf seinem Bildschirm kleben: Ruf bei den Marshals an. Lisa. Er riß den Zettel ab, zerknüllte ihn und warf ihn der Zeitung hinterher. Dann sah er kurz auf die Telefonliste und wählte eine Nummer. »Hallo, hier spricht Ben Addison im Amtszimmer von Richter Hollis.«
    Sekunden später hatte man ihn schon mit Carl Lungen, dem Chief Marshai, verbunden. »Tag, Ben. Wie geht's?« erkundigte sich Lungen.
    »Ganz gut.« Ben versuchte krampfhaft, die Ruhe zu bewahren. »Gibt's bei Ihnen was Neues?«
    »Eigentlich nicht. Ich hab' nur gerade gesehen, daß Ihr Mitbewohner wieder zugeschlagen hat, und da mußte ich daran denken, daß wir uns schon lange nicht mehr unterhalten haben.«
    »Hören Sie, Sie wissen doch, daß ich mit dieser Sache nicht das mindeste zu tun hatte«, fuhr Ben Lungen mit erhobener Stimme an. »In sämtlichen Zeitungen des Landes steht heute absolut dasselbe.«
    »Ich hab' gar nicht gesagt, daß Sie etwas damit zu tun hatten«, sagte Lungen. »Ich hab' bloß an Sie denken müssen. Als wir uns neulich unterhalten haben, hatten Sie ja versprochen, Sie würden zu uns runterkommen, nachdem Sie Eric zur Rede gestellt haben.«
    »Davon kann keine Rede sein. Fisk hat mich damals gebeten, zu kommen, und ich hab' gesagt, ich würde es mir überlegen. Nun will ich zwar nicht unhöflich sein, aber ist da noch irgend etwas anderes, worüber Sie mit mir sprechen wollen? Ich bin nämlich wirklich sehr beschäftigt.«
    »Wir haben uns eigentlich nur gefragt, wie sich die Sache mit Eric entwickelt hat.«
    Ben sah Lisa ins Zimmer kommen. »Eric und ich reden nicht mehr miteinander. Er hatte keine Entschuldigung für sein Vorgehen, und deshalb hab' ich ihm gesagt, er soll mir den Buckel runterrutschen. Er hat lediglich gesagt, daß er seiner Karriere auf die Sprünge helfen wollte. Weitere Fragen?«
    »Sonst gab es keine Gründe für seinen

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