Der zehnte Richter
sichtbaren Daten, um einen neuen Suchbefehl einzugeben. »Lexis hat eine eigene Datenbank mit solchen Urkunden. Alle Immobiliengeschäfte und Besitzübertragungen müssen den entsprechenden Behörden gemeldet werden. Wenn wir die Namen der Verkäufer haben, sollten wir in der Lage sein, sie direkt von hier aus überwachen zu können.«
»Ausgezeichnet.« Lisa ging zur Tür. »Ich besorge die Namen.«
»Übrigens, ich vertraue dir!« rief Ben ihr hinterher.
»Ich weiß«, rief sie zurück. Noch während die Tür zuschlug, zog sich Ben näher an seinen Schreibtisch und wählte die Nummer der Telefongesellschaft. »Hallo, ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten. Meine Frau hat versehentlich unsere gesamten Telefonrechnungen weggeworfen. Wir brauchen sie aber für unsere Steuererklärung, und ich habe gehofft, daß wir vielleicht Kopien bekommen können.«
»Das dürfte kein Problem sein«, erklärte die Telefonistin. »Ich benötige nur Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.«
»Das Telefon ist unter dem Namen meiner Frau angemeldet: Lisa Schulman.« Ben nannte Lisas Nummer und fügte hinzu: »Es wäre übrigens schön, wenn Sie die Rechnungen direkt an meinen Steuerberater schicken könnten, weil er sie so bald wie möglich haben muß.«
»Wir sind nicht berechtigt -«
»Es ist mein Telefon«, erklärte Ben. »Es läuft nur auf den Namen meiner Frau. Wenn es Ihnen lieber ist, kann ich gern mit einem Ihrer Vorgesetzten sprechen.«
»Na ja, eigentlich müßte es gehen. Ich schreibe es mir mal auf. Sagen Sie mir die Adresse, bitte?«
Ben nannte die Anschrift von Obers Büro. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden.«
Am späten Nachmittag starrte Ben noch immer wie gebannt auf seinen Bildschirm. »Hör mal, du wirst noch erblinden, wenn du da weiter so reinglotzt«, warnte Lisa.
»Ach, war' das schön.«
»Jetzt mach dir mal keine Sorgen. Du hast schließlich den Namen jedes Teilhabers eingegeben. Wenn irgend jemand seinen Anteil verkauft, wirst du die Veränderung bemerken.«
»Nicht unbedingt.« Ben wandte sich von seinem Computer ab. »Du hast die Urkunden ja gesehen. Grinnell ist im Besitz von vier beschränkt haftenden Teilhaberschaften, die wiederum im Besitz von acht weiteren Teilhaberschaften sind. Und die sind im Besitz von sechzehn Teilhaberschaften -«
»Wir haben jeden Namen herausgezogen, den wir finden konnten. Und wenn wir irgend jemand nicht gefunden haben, wie stehen dann deiner Meinung nach die Chancen, daß Rick ihn finden konnte?«
Ben warf Lisa seinen Soll-das-ein-Witz-sein-Blick zu.
»Na schön«, gab Lisa zu, »Rick könnte wahrscheinlich alles herausfinden. Aber das heißt noch lange nicht, daß wir nicht auf der richtigen Spur sind.«
»Ich bin ja auch der Meinung, daß wir auf der richtigen Spur sind«, sagte Ben. »Mir kommt es nur so vor, als sei das Ganze ein sehr passiver Plan. Wir sitzen einfach hier und warten.«
»Das ist eben alles, was wir momentan tun können. Wenn du so nervös bist, warum fängst du nicht an, dir die Jahrbücher aus Harvard und Michigan anzusehen?« »Wieso? Die sind doch noch gar nicht angekommen. «
»Natürlich sind sie das. Ich hab' dir doch vorhin schon gesagt, daß am Empfang zwei Pakete auf dich warten.«
»Hast du nicht.« Ben stand auf.
»Hab' ich mit Sicherheit. Als ich mit den Besitzurkunden zurückgekommen bin, hab' ich dir gesagt, daß zwei Pakete da sind. Wahrscheinlich warst du zu tief in deinen Bildschirm gekrochen.«
Ben ging zum Garderobenschrank und holte seinen Mantel heraus. »Statt die Jahrbücher zu Nathan mit nach Hause zu nehmen, werde ich sie lieber hier lassen. Ich schaue sie mir morgen an.«
»Und wohin gehst du jetzt?« fragte Lisa mit einem Blick auf ihre Armbanduhr. Es war noch nicht einmal auf fünf.
»Ich will mit Ober reden, bevor Nathan nach Hause kommt. Kannst du dir was einfallen lassen, falls Hollis anruft?«
»Mach dir keine Sorgen. Darum kümmere ich mich schon.«
Als Ben durch die Tür trat, sagte ihm die brütende Stille, daß sonst niemand zu Hause war. Er zog seinen Mantel aus, warf ihn aufs Sofa, untersuchte die Küche und sah im unteren Badezimmer nach. Dann öffnete er die Tür zum Keller. »Ist da jemand?« rief er hinunter. Als er ins Obergeschoß kam, sah er in Erics und Obers Zimmer ebenso wie in sein eigenes. Nachdem er auch das obere Bad und sämtliche Wandschränke im Flur untersucht hatte, öffnete Ben die Tür zu Nathans Zimmer. Ohne das Licht anzuschalten,
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