Der zehnte Richter
mir Fernsehverbot erteilen. Oder ich muß dieses Jahr auf meine Geburtstagsparty verzichten.«
»Benjamin, ich würde es begrüßen, wenn du jetzt gehen würdest«, sagte sein Vater mit leiser Stimme.
Ben stand auf und stürmte die Treppe hinauf. »Ich bin in meinem Zimmer.«
Um acht Uhr läutete die Türglocke. »Ich geh' schon.« Bens Vater schob seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. »Hallo, Jungs!« hörte man ihn rufen. »Kommt rein - wir sind gerade beim Nachtisch.«
»Liegt da etwa Idiotie in der Luft?« bemerkte Lisa schnüffelnd, als Ober und Nathan an den Tisch traten.
»Guten Abend, Jungs«, sagte Bens Mutter.
»'n Abend, Mrs. Addison.« Ober war krampfhaft bemüht, ein Grinsen zu unterdrücken. »Ich hoffe, Sie alle genießen ein wunderschönes Festmahl.« »Bisher schon«, bemerkte Lisa.
»Was bringt euch beide heute zu uns?« fragte Bens Mutter.
»Wir wollten bloß mal guten Tag sagen. Es ist schon so lange her, daß wir Sie beide das letzte Mal gesehen haben«, erklärte Ober. »Außerdem wollten wir Ihnen natürlich zur Verlobung Ihres Sohnes gratulieren.«
»Genau.« Nathan klopfte Lisa auf den Rücken. »Dies ist ein großer Tag für euch. Wir wünschen euch beiden alles Gute.«
»Sehr lustig«, zischte Lisa.
»Ach, komm schon«, sagte Nathan. »Sag bloß, daß du's nicht lustig gefunden hast - das große Bild von dir, der falsche Lebenslauf: es war einfach genial.«
»Und es hat uns fast hundert Dollar gekostet«, fügte Ober hinzu.
»Lustig war es schon«, gab Lisa zu. »Ich hoffe bloß, ihr glaubt nicht etwa, daß es keine Folgen haben wird.«
»Nimm es wie ein Mann.« Ober quetschte sich neben Lisa, so daß die beiden nun gemeinsam auf einem Stuhl saßen. »Übrigens, wo ist der Bräutigam?«
»Er sitzt oben in seinem Zimmer und schmollt«, erklärte Bens Mutter.
Zehn Minuten später traten Ober, Nathan und Lisa in Bens Zimmer. »Na, sieht ja so aus, als sei meine Strafe aufgehoben.« Ben saß auf seinem Bett. »Ich darf wieder Besuch empfangen.« »Jetzt hör doch auf.« Lisa setzte sich neben ihn. »Sie wollen bloß wissen, was dir Kummer macht.«
»Und wenn ich ihnen nichts darüber sagen will, dann sag' ich nichts darüber«, fuhr Ben sie an.
»Hör mal, reg dich bloß nicht auf, weil deine Eltern dich noch immer wie einen Zwölfjährigen behandeln«, sagte Lisa. »So ist das nun mal mit Eltern. Es ist ihr Job. Sie merken offenbar, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem benimmst du dich auch wie eine Zwölfjähriger.«
»Glaubst du, daß Rick der Typ war, der sich an meinen Vater rangemacht hat?« Ben erklärte Ober und Nathan, was vorgefallen war.
»Ich weiß nicht, wer es war, aber es sieht so aus, als wäre es mehr als bloßer Zufall gewesen«, antwortete Lisa.
»Warum macht er nur so was, verdammt noch mal?« überlegte Ben.
»Wie wär's, wenn wir einfach nicht mehr darüber reden«, schlug Nathan vor. »Wir können momentan nichts unternehmen, und es bringt auch nichts, dir zuzuschauen, wie du langsam den Verstand verlierst. Wenn wir zurück sind, setzen wir uns zusammen und entwerfen eine neue Strategie.«
»Aber was ist, wenn -« begann Ben.
»Sag's nicht«, unterbrach ihn Nathan. »Wechseln wir einfach das Thema und reden über was anderes.«
»Ich hab' ein neues Thema«, verkündete Ober. Er blätterte in dem sieben Jahre alten Einstein-Kalender, der noch immer an der Wand hing. »Reden wir darüber, warum morgen so ein besonderer Tag ist.«
Ben dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Manchmal bist du wirklich verdammt armselig.«
»Wieso?« Lisa sah Nathan an.
»Morgen jährt sich zum wiederholten Mal der Tag, an dem Ober seine Jungfräulichkeit verlor«, erklärte Nathan.
»Und ich war der erste von uns, dem diese Ehre zuteil wurde«, fügte Ober stolz hinzu, »was unseren Griesgram hier auf ewig ärgern wird.«
»Ben war drauf und dran, es mit Lindsay Lucas zu machen«, erklärte Nathan, »aber weil Ober der erste sein wollte, schlief er mit Shelly Levine, der Bumsmaschine.«
»Du hast bloß deshalb mit ihr geschlafen, um Ben zu schlagen?« fragte Lisa.
»Es war nicht bloß, um ihn zu schlagen«, verteidigte sich Ober. »Ich wollte sie auch besser kennenlernen.«
»Er hat es bloß getan, um mich zu schlagen«, erklärte Ben.
»Und seither ist er sauer«, verkündete Ober.
»Ihr seid wirklich ekelhaft«, sagte Lisa. »Ein Wettkampf um das erste Mal!«
»Der einzige Wettkampf hat in Obers Kopf stattgefunden«, sagte
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