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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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unbedingt älter als die nebenan, aber viel gebrechlicher, mit dürren Ärmchen und lappiger Haut. Viele waren an ihren Rollstühlen oder auf den Sesseln neben ihren Betten mit einer Art Schlinge festgebunden, die Peggy »Fixierung« nannte. Einige saßen auch im Gemeinschaftsbereich, wo in einer Ecke der Fernseher vor sich hinquasselte. Als wir auf dem Weg in die Küche dort vorbeigingen, drehten sich ein paar von den Alten nach uns um. Ihre Gesichter waren ausdruckslos und irgendwie formlos – so wie wenn ich etwas aus Ton modelliert habe, das nicht gelungenist, und ich alle Details mit der Schlinge abschäle, bis der Klumpen wieder einigermaßen glatt ist.
    Peggy holte einen großen Metallwagen, wie man sie manchmal in Cafeterias sieht. Darauf standen lauter zugedeckte Tabletts. »Wir machen Folgendes: Manche Bewohner müssen gefüttert werden. Andere können selbstständig essen, aber man muss alle paar Minuten nachsehen, sonst kann man hinterher die Erbsen einzeln von ihrem Schoß oder vom Boden auflesen. Du musst aufpassen, dass du jedem das richtige Tablett vorsetzt. Zuerst kümmern wir uns um die Leute, die noch selbst essen können. Danach zeige ich dir, wie man jemanden füttert. Ach ja, und denk dran, alle immer mit Namen anzusprechen. Dann erklärst du ihnen, was auf dem Tablett drauf ist, damit sie sich zurechtfinden.«
    Es folgte eine hektische halbe Stunde: Tabletts austeilen, Servietten umbinden, Hackbraten klein schneiden, Schüsseln mit matschigen Erbsen oder Wackelpudding danebenstellen und andere Schüsseln mit einer bunten Pampe, die wahrscheinlich püriertes Gemüse war und wie Babynahrung aussah. Trotzdem war es keine besonders schwere Arbeit. Man durfte sich nur nicht ekeln, dann war es eigentlich ganz leicht. Na ja – sagen wir, es war dann leicht er .
    Ich war im Großen und Ganzen zufrieden. Okay, Mrs Krauss war eine blöde Kuh, aber dafür war Peggy nett. Lucy fand ich irgendwie süß. Es war alles gar nicht so schlimm.
    Allein das hätte mich davor warnen sollen, dass es schon bald richtig schlimm werden sollte.
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    Ich war mit den letzten Tabletts zugange, als ich die Ärztin am Ende des Flurs stehen sah. Sie las sich eine Tabelle durch, dann verschwand sie in einem der Zimmer.
    Ich spürte plötzlich ein Ziehen im Kopf, als hätte sich ein Angelhaken in mein Hirn gebohrt. Irgendetwas zerrte an mir, tastete mit klebrigen Fingern in meinem Schädel umher. Es kam aus dem Zimmer, in dem die Ärztin verschwunden war …
    Ich ging langsam auf die Tür zu. Links davon steckte das Namensschild in einem Metallrahmen. WITEK stand da mit schwarzem Marker. Rechts neben der Tür hing eine seltsame, mit bunten Glassteinchen besetzte Messingröhre.
    In dem Zimmer stand ein einzelnes Krankenbett und in dem Bett lag halb auf Kissen gestützt ein uralter Mann. Seine Arme waren so dürr, dass die Knochen durchschienen, und in seinem eingefallenen Gesicht zeichneten sich die Wangenknochen wie Axtklingen ab. Aber mit seinem Gesicht stimmte etwas nicht. Die rechte Hälfte war heruntergesackt wie geschmolzenes Wachs – er war sozusagen das Gegenstück zu Mr Eisenmann, bloß ohne Narben. Er hatte auch keine Wasserspeierfratze.
    Die Ärztin sprach mit dem Alten. Was sie sagte, konnte ich nicht verstehen, aber sie klang freundlich, so wie eine Mutter mit ihrem Kind spricht. Sie beugte sich über den Mann und führte eine kleine Taschenlampe vor seinen Augen hin und her. Weil sie der Tür den Rücken zudrehte, sah sie mich nicht.
    Dafür sah ich die Bilder.
    Es waren fünf Stück. Alle gerahmt. Und bei fast allen handelte es sich meiner Meinung nach um Ölgemälde. Sie warennicht groß, vielleicht sechzig mal siebzig Zentimeter, und ich konnte von der Tür aus keine Einzelheiten erkennen. Aber das spielte keine Rolle – denn beim Anblick der Gemälde fing es in meinem Kopf zu summen an … Es war kein richtiges Geräusch, aber eine deutliche körperliche Empfindung und dann spürte ich einen Sog. Ich fiel wieder, wie jedes Mal vor einem Alptraum und wie in der Scheune und
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    Ich schwitze. Die Zunge klebt mir am Gaumen und ich wünschte, wir hätten den 1. Mai oder 4. Juli, denn dann könnte ich mir an Mr Grinsteins Handkarren ein Eis kaufen. Aber heute habe ich kein Geld. Außerdem kommen die Gefangenen gleich, und das will ich nicht verpassen.
    Ich drängle mich durch die Menschenmenge, die sich die Hauptstraße entlang bis zum Fabriktor aufgestellt hat, bis ich ganz vorn stehe. Die Sonne

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