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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Schiffsmasten.
    Ich fand, der Kiefernwald hatte etwas wunderbar Friedliches, darum zog es mich immer wieder dorthin. Manchmal radelte ich mitten hinein, legte mich auf ein Bett aus weichen Nadeln und schaute einfach nur in das grüne Dach über mir. Ich mochte den würzigen Harzgeruch, und die abgefallenen Nadeln dämpften alle Geräusche. Unter den Bäumen war es dämmrig und immer fünf Grad kühler als auf freiem Gelände. Der Kiefernwald war für mich ein Ort der Stille, als ob dort etwas schlummerte oder so ähnlich … besser kann ich’s nicht erklären.
    Das Heim lag westlich davon, und obwohl ich schon öfters an der Einfahrt vorbeigeradelt war, war ich noch nie oben am Haus gewesen. Ich fahre viel Rad, aber an diesem Montag waren meine Beine schwer wie Blei. Ich hatte überhaupt keine Lust auf die blöden Sozialstunden.
    Das Gebäude war wie ein X angelegt und erinnerte von außen an einen Flughafen. Der Eingangsbereich hingegen war gestaltet wie eine Berghütte. Die Möbel waren eine Mischung aus Zahnarzt-Wartezimmer und Hotel: Sofas aus glänzendem Kunstleder, fette Polstersessel und niedrige Couchtische, auf denen zerlesene Zeitschriften lagen. An einer Wand hing ein riesiger Flachbildfernseher.
    Die Frau am Empfang schickte mich zur Personalchefin, einer strengen älteren Dame mit grauer Hochsteckfrisur. Mrs Krauss schien verwundert, dass ich überhaupt erschien. Sie musterte mich über ihr schwarzes Katzenaugen-Brillengestell hinweg von oben bis unten. »Du bist zehn Minuten zu spät.« Als ich ihr erklären wollte, dass ich direkt von derSchule kam und den langen Weg mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte, würgte sie mich mit einer ungeduldigen Handbewegung ab und griff nach einem Aktenordner. Sie stellte mir lauter Fragen und guckte noch verbiesterter, als sie feststellen musste, dass ich nicht mal Ahnung von Erster Hilfe hatte. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge, griff zum Telefon und meldete mich für einen Kurs in der nächsten Stadt an. (Der Kurs fand an den nächsten beiden Samstagnachmittagen statt. Toll.)
    Dann faltete Mrs Krauss die Hände über dem Ordner und blickte mich durchdringend an. Ihre Augen waren grau wie Schrotkugeln. »Offen gestanden habe ich mich nicht darum gerissen, Sie aufzunehmen, Mr Cage. Hier in Espenwald sind wir stolz auf unsere Arbeit. Wir kümmern uns um bedürftige Senioren, und zwar nicht nur rein pflegerisch, wir ersetzen ihnen auch die Familie. Das betrachten wir zugleich als unsere Christenpflicht. Ich habe Ihrem Einsatz nur deshalb zugestimmt, weil Sie der Neffe vom Sheriff sind. Ich werde Sie auf jeden Fall im Auge behalten. Ihre Vorgesetzte wird Ihnen Ihre Aufgaben zuweisen, sie ist auch Ihre direkte Ansprechpartnerin. Jede Abweichung von Ihrem Arbeitsplan muss aber von mir persönlich abgesegnet werden, haben wir uns da verstanden? Abgesehen davon ist es Ihnen nicht gestattet, sich über Ihre Pflichten hinaus mit unseren Bewohnern zu beschäftigen. Viele leiden an Demenz. Sie regen sich leicht auf, und dazu sollen Sie nicht auch noch beitragen.«
    Sie musste Luft holen. Ich nutzte die Gelegenheit, um einzuwerfen: »Wieso sollte ich Ihre Bewohner aufregen?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Nichts für ungut, MrCage, aber ich wohne schon mein ganzes Leben in Winter. Ich weiß über Sie Bescheid.«
    Mir schoss das Blut ins Gesicht. »Sie brauchen sich wegen mir keine Sorgen zu machen.«
    »Hoffentlich nicht.« Sie hob den Zeigefinger. »Der kleinste Verstoß gegen die Vorschriften – und ich wende mich ans Gericht und breche die Maßnahme ab. Ist das klar?«
    »Sonnenklar«, antwortete ich.
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    »Hast du schon Erfahrung im Umgang mit alten Menschen?« Peggy McClellan war eine hagere, grobknochige Frau mit Hamsterbacken und weißblond gefärbter Dauerwelle. Ich war Mrs Krauss durch den Eingangsbereich und eine Doppeltür gefolgt, dann waren wir durch einen überdachten Gang in das nächste Gebäude gelaufen, das Haus Seeblick hieß. Dort hatte Mrs Krauss mich bei Peggy abgeliefert – einigermaßen erleichtert, wie mir schien. Ein unerfreulicher Punkt auf ihrer Aufgabenliste war abgehakt.
    »Nein.«
    »Wie sieht’s mit Großeltern aus?« Als ich den Kopf schüttelte, seufzte sie. »Schade. Also – um die Abendbrotzeit ist es hier immer ziemlich hektisch, aber eigentlich kannst du gleich mitmachen.«
    »Abendbrot? Es ist doch erst fünf.«
    »Unsere Bewohner essen früh. Und bis wir durch sind, ist es halb sieben oder sieben. Nach dem Abendessen

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