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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte sie.
    »Aber es war eine Frau!«
    »Nein, es war die Gestalt einer Frau, und darin steckte ein Revisor! Derzeit greift niemand sonst an. Lass uns gehen, bevor die anderen eintreffen.« Susanne nickte zu einer zweiten Gruppe Revisoren, die am Ende des Flurs standen und sie aufmerksam beobachteten.
    »Sie ließen sich ganz leicht abwehren«, sagte Lobsang und kam wieder zu Atem. »Was machen die dort drüben?«
    »Sie lernen. Kannst du besser kämpfen als eben?«
    »Natürlich!«
    »Gut. Denn beim nächsten Mal werden die Revisoren so gut sein wie du eben. Wohin jetzt?«
    »Äh, hier entlang!«
    In der nächsten Galerie gab es ausgestopfte Tiere. Vor einigen Jahrhunderten hatten sie sich großer Beliebtheit erfreut. Es handelte sich nicht um die traurigen Jagdtrophäen von einem kranken Bären oder altersschwachen Tiger, dessen Krallen ein mutiger Mann mit nur fünf Armbrüsten, zwanzig Ladern und hundert Treibern gegenübergetreten war. Einige dieser Tiere bildeten Gruppen. Recht kleine Gruppen, aus recht kleinen Tieren.
    Frösche saßen an einem kleinen Esstisch. Hunde, gekleidet in Jagdjacken, verfolgten einen Fuchs, der eine Mütze mit Federn trug. Ein Affe spielte auf einem Banjo.
    »Oh, nein, es ist eine ganze Kapelle«, sagte Susanne. Ihre Stimme drückte entsetztes Erstaunen aus. »Und sieh dir nur die tanzenden Kätzchen an…«
    »Schrecklich!«
    »Was geschah wohl, als der Mann, von dem dies hier stammt, meinem Großvater begegnete?«
    »Bist du sicher, dass er deinem Großvater begegnete?«
    »Oh, ja«, sagte Susanne. »Ganz sicher. Und mein Großvater mag Katzen.«
    Lobsang verharrte am Fuß einer Treppe, die halb hinter einem unglücklichen Elefanten verborgen war. Ein rotes Seil, inzwischen so hart wie eine Stange, wies darauf hin, dass der Bereich dahinter nicht zu dem öffentlich zugänglichen Teil des Museums gehörte. Betont wurde dies durch ein Schild mit der Aufschrift: »Absolut kein Zutritt.«
    »Ich sollte dort oben sein«, sagte er.
    »Dann los«, erwiderte Susanne und sprang über das Seil hinweg.
    Die schmalen Stufen führten zu einem großen, leeren Treppenabsatz. Hier und dort standen Kisten.
    »Der Dachboden«, sagte Susanne. »He, warte mal… Was bedeutet das Schild dort?«
    »Nach links«, las Lobsang. »Wenn hier schwere Dinge bewegt werden mussten…«
    »Sieh dir das Schild an«, zischte Susanne. »Sieh nicht das, was du zu sehen erwartest. Sieh das, was wirklich da ist!«
    Lobsang sah genau hin.
     

     
    »Was für ein dummes Schild«, sagte er.
    »Hmm«, erwiderte Susanne. »Ich finde es… interessant. Wohin sollen wir uns wenden? Bestimmt brauchen die Revisoren nicht lange, um zu entscheiden, uns zu folgen.«
    »Wir sind ganz nahe«, sagte Lobsang. »Jeder Weg ist richtig!«
    »Na schön.« Susanne wählte einen schmalen Durchgang zwischen zwei Kisten.
    Lobsang folgte ihr. »Was meintest du eben mit ›entscheiden‹?«, fragte er, als er durch die Düsternis eilte.
    »Das Schild am Seil verbietet den Zutritt.«
    »Von so etwas lassen sich die Revisoren aufhalten?« Lobsang blieb stehen.
    »Oh, letztendlich werden sie sich über das Verbot hinwegsetzen, aber dabei dürften sie schreckliche Schuldgefühle haben. Sie halten sich an Regeln. In gewisser Weise sind sie die Regeln.«
    »Aber dem nach rechts weisenden Schild mit der Aufschrift ›nach links‹ kann man unmöglich gehorchen, ganz gleich in welche… Oh, ich verstehe…«
    »Lernen macht Spaß, nicht wahr? Oh, hier ist noch eine.«
     
    DEN ELEFANTEN NICHT FÜTTERN
     
    »Nicht schlecht«, sagte Susanne. »Man kann nicht gehorchen.«
    »…weil es gar keinen Elefanten gibt«, vervollständigte Lobsang den Satz. »Mir wird allmählich klar, worum es geht.«
    »Es ist eine Revisorfalle«, entgegnete Susanne und betrachtete eine Kiste.
    »Hier ist noch ein Schild«, sagte Lobsang.
     
    DIESEM SCHILD
KEINE BEACHTUNG SCHENKEN
    Lesen verboten
     
    »Wirklich nicht übel«, kommentierte Susanne. »Aber ich frage mich… Von wem stammen diese Schilder?«
    Irgendwo hinter ihnen erklangen Stimmen. Sie waren leise, dann wurde eine von ihnen lauter.
    »…ist von ›links‹ die Rede, aber der Pfeil deutet nach rechts! Das hat keinen Sinn!«
    »Es ist deine Schuld! Wir haben das erste Schild missachtet! Wehe dem, der den Weg der Irregularität beschreitet!«
    »Komm mir nicht damit, du organisches Ding! Ich erhebe dir gegenüber meine Stimme, du, du…«
    Ein leises Geräusch folgte, dann ein Ächzen und ein Schrei, der rasch

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