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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wird gebaut, und dann daneben noch eine. Fabriken, Lagerräume, Schuppen und provisorische Anbauten kriechen aufeinander zu, treffen sich und verschmelzen miteinander. Freiräume zwischen Außenmauern werden mit Teerpappe überdacht. Seltsam geformte Teile des Bodens werden kolonisiert, indem man eine Holzwand zusammennagelt und eine Türöffnung hineinsägt. Alte Türen verschwinden hinter Stapeln aus Nutzholz und neuen Werkzeugschränken. Die alten Männer, die wissen, was sich wo befindet, ziehen fort und sterben, ebenso wie die Fliegen in den staubigen Spinnweben an schmutzigen Fenstern. Die jungen Leute in dieser scheußlichen Welt aus summenden Drehbänken, Lackierereien und vollgestopften Werkstätten haben keine Zeit, das Durcheinander zu erforschen.
    Und so entstanden Orte wie dieser: ein kleines Lagerhaus mit einem verkrusteten Oberlicht. Nicht weniger als vier Fabrikbesitzer glaubten, dass es einem der drei anderen gehörte – wenn sie überhaupt daran dachten. In Wirklichkeit gehörte jedem von ihnen eine Mauer, und niemand erinnerte sich daran, wer den Bereich überdacht hatte. Jenseits der Mauern waren auf allen vier Seiten Menschen und Zwerge damit beschäftigt, Eisen zu schmieden, Holz zu sägen, Schnüre anzufertigen und Schrauben zu drehen. Doch hier drin herrschte jene Art von Stille, die nur Ratten kennen.
    Die Luft bewegte sich, zum ersten Mal seit Jahren. Staubkugeln rollten über den Boden. Schwebende Staubkörnchen glänzten in dem matten Licht, das durch das Fenster im Dach fiel. Auf subtile Weise formte sich Substanz. Sie stammte von den Broten der Arbeiter, vom Schmutz im Rinnstein und von Taubenfedern, ein Atom hier, ein Molekül dort – von niemandem beobachtet, strömte die Materie ins Zentrum des Lagerhauses.
    Sie drehte sich und formte verschiedene uralte, schreckliche Gestalten, bis sie schließlich zu Lady LeJean wurde.
    Die Frau taumelte, aber es gelang ihr, sich auf den Beinen zu halten.
    Andere Revisoren erschienen ebenfalls, und als sie sich materialisierten, schienen sie sich schon immer an diesem Ort aufgehalten zu haben. Die tote Gräue des Lichts nahm nur eine Form an – wie Schiffe aus dem Nebel kamen sie zum Vorschein. Man starrte in den Nebel, und plötzlich stellte sich heraus, dass ein Teil des Nebels ein Schiffsrumpf war, und jetzt blieb nichts anderes übrig, als möglichst schnell die Rettungsboote zu Wasser zu lassen…
    Lady LeJean sagte: »Ich kann das nicht dauernd wiederholen. Es ist zu schmerzhaft.«
    Einer sagte: Ah, kannst du uns den Schmerz beschreiben? Wir haben uns immer gefragt, wie sich so etwas anfühlt.
    »Nein. Nein, ich glaube, dazu bin ich nicht in der Lage. Es ist… eine körperliche Angelegenheit, und eine unangenehme noch dazu. Von jetzt an werde ich diesen Körper behalten.«
    Einer sagte: Das könnte gefährlich sein.
    Lady LeJean zuckte mit den Schultern. »Wir haben schon einmal darüber gesprochen. Es ist nur eine Frage des Erscheinungsbilds. Und ich finde es erstaunlich, wie viel leichter es mir in dieser Gestalt fällt, mit den Menschen umzugehen.«
    Einer sagte: Du hast mit den Schultern gezuckt. Und du sprichst mit dem Mund. Einem für Nahrung und Luft bestimmten Loch.
    »Ja. Bemerkenswert, nicht wahr?« Lady LeJeans Körper fand eine alte Kiste und setzte sich darauf. Sie brauchte kaum mehr an Muskelbewegungen zu denken.
    Einer sagte: Du isst doch nicht etwa?
    »Nein, noch nicht.«
    Einer sagte: Noch nicht? Dieser Hinweis berührt das ganze grässliche Thema von… Körperöffnungen.
    Einer sagte: Wie hast du gelernt, mit den Schultern zu zucken?
    »Der Körper weiß es von ganz allein«, antwortete Ihre Ladyschaft. »Daran haben wir nie gedacht. Die meisten Dinge erledigt der Körper von ganz allein. Aufrecht zu stehen, kostet überhaupt keine Mühe. Und die ganze Sache wird immer leichter.«
    Der Körper verlagerte das Gewicht ein wenig und schlug die Beine übereinander. Es ist verblüffend, dachte Lady LeJean. Der Körper verhält sich auf diese Weise, weil er es bequem haben möchte. Ich brauche überhaupt nicht daran zu denken. So etwas hätten wir nicht für möglich gehalten.
    Einer sagte: Es wird Fragen geben.
    Die Revisoren hassten Fragen. Sie hassten sie fast ebenso sehr wie Entscheidungen, und Entscheidungen hassten sie fast mit der gleichen Intensität wie das Konzept individueller Persönlichkeit. Aber am meisten hassten sie Dinge, die dem Zufall überlassen blieben.
    »Es ist alles in Ordnung, glaubt mir«, sagte Lady

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