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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Aufforderung ihrer Reiter ab und wichen beiseite, um Platz zu schaffen.
    »O nein«, sagte Hunger und winkte voller Abscheu. »Er ist doch nicht etwa mit von der Partie? Ich habe deutlich darauf hingewiesen, was
    geschehen würde, wenn er zurückkehrt. Wisst ihr noch, wie er in Zok
    den Bänkelsänger aus dem Hotelfenster warf? Habe ich nicht gesagt…«
    SEI STILL, sagte Tod. Er nickte. HALLO, RONNIE. FREUT MICH,
    DICH WIEDERZUSEHEN. ICH HABE MICH GEFRAGT, OB DU
    KOMMEN WÜRDEST.
    Eine Hand, von der kalter Dampf ausging, griff nach dem Helm und
    nahm ihn ab.
    »Hallo, Jungs«, grüßte Chaos freundlich.
    »Äh… lange nicht gesehen«, sagte Pestilenz.
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    Krieg hustete. »Wie ich hörte, ist es dir gut ergangen.«
    »Kann nicht klagen«, erwiderte Ronnie in vorsichtigem Tonfall. »Im
    Einzelhandelsgeschäft mit Milch und Milchderivaten liegt die Zukunft.«
    Tod sah zu den Revisoren. Sie kamen nicht näher, wichen aber auch
    nicht zurück. Aufmerksam beobachteten sie das Geschehen.
    »Nun, die Welt wird immer Käse benötigen«, sagte Krieg. »Haha.«
    »Hier scheint’s Ärger zu geben«, meinte Ronnie.
    »Wir werden schon damit f…«, begann Hunger.
    NEIN, sagte Tod. DU SIEHST SELBST, WIE DIE DINGE
    STEHEN, RONNIE. DIE ZEITEN HABEN SICH GEÄNDERT.
    MÖCHTEST DU DIESMAL MITREITEN?
    »He, das sollten wir erst noch besprechen…«, wandte Hunger ein und
    verstummte, als Krieg ihm einen Blick zuwarf.
    Ronnie Soak setzte den Helm auf, und Chaos zog sein Schwert. Es
    glitzerte, und wie die Glasuhr sah es nach etwas aus, das nur teilweise in dieser Welt existierte und wesentlich komplexer war, als es den Anschein hatte.
    »Ein Alter hat mich darauf gestoßen, dass man lebt und lernt«, sagte Ronnie. »Ich habe gelebt und gelernt, dass die Schneide eines Schwerts unendlich lang ist. Außerdem habe ich gelernt, wie man verdammt guten Joghurt herstellt, aber das ist eine Fähigkeit, von der ich hier keinen Gebrauch machen werde. Was haltet ihr davon, wenn wir uns die
    Burschen jetzt vorknöpfen?«

    Tief unten, auf der Straße, traten einige Revisoren vor.
    »Was ist die Regel Nummer Eins?«, fragte einer von ihnen.
    »Das spielt keine Rolle. Ich bin Regel Eins!« Ein Revisor mit einer großen Axt winkte die anderen zurück. »Ich verlange Gehorsam!«
    Die Revisoren zögerten und sahen zur Axt. Sie hatten nie zuvor
    Schmerz empfunden. Und sie wollten nie wieder Schmerz empfinden,
    nicht einmal in Milliarden von Jahren. Wer den Schmerz kennen gelernt hatte, legte keinen Wert darauf, ihm noch einmal zu begegnen.
    »In Ordnung«, sagte Herr Weiß. »Und jetzt kehrt zurück zu…«
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    Ein Schokoladenei kam aus dem Nichts und zerplatzte auf dem Boden.
    Die Menge der Revisoren drängte nach vorn, aber Herr Weiß ließ die
    Axt einige Male hin und her schwingen.
    »Zurück! Zurück mit euch!«, heulte er. »Ihr Drei! Findet heraus, wer das geworfen hat! Es kam von dem Stand dort drüben! Niemand rührt
    das braune Material an!«
    Er bückte sich vorsichtig und griff nach einem großen Stück
    Schokolade, auf dem gelber Zuckerguss eine lächelnde Ente formte.
    Seine Hand zitterte und Schweiß perlte auf seiner Stirn, als er das Stück hochhob und es triumphierend den anderen Revisoren zeigte. Die
    Menge stieß einen kollektiven Seufzer aus.
    »Seht ihr?«, rief er. »Der Körper kann beherrscht werden! Seht ihr? Wir können eine Möglichkeit finden zu leben! Wenn ihr gehorcht, gibt es vielleicht braunes Material für euch! Wenn ihr ungehorsam seid,
    bekommt ihr die scharfe Schneide zu spüren! Ah…« Er ließ die Arme
    sinken, als man ihm eine zappelnde Unity brachte.
    »Der Wegbereiter«, sagte er. »Der Renegat…«
    Er näherte sich der Gefangenen. »Was soll es für dich sein?«, fragte er.
    »Die Axt oder das braune Material?«
    »Es heißt Schokolade«, erwiderte Unity scharf. »Und ich esse es nicht.«
    »Wir werden sehen«, sagte Herr Weiß. »Dein Begleiter hat die Axt
    vorgezogen!«
    Er deutete zum Leichnam von Lu-Tze.
    Besser gesagt: Er zeigte dorthin, wo Lu-Tze auf dem Kopfsteinpflaster gelegen hatte.
    Eine Hand klopfte ihm auf die Schulter.
    »Ich frage mich, warum die Regel Eins immer wieder missachtet wird«, erklang eine Stimme an seinem Ohr.
    Oben begann der Himmel blau zu brennen.

    Susanne sprintete über die Straße zum Laden mit der Uhr.
    Sie blickte kurz zur Seite und sah Lobsang neben ihr laufen. Er
    wirkte… menschlich, auch wenn nicht viele Menschen von einem blauen
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    Glühen umgeben

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