Der Zeitdieb
heulte der Mönch.
»Zurück in die Küche mit dir, Kehrer!«
Lobsang duckte sich hinter Lu-Tze und stellte fest, dass alle
Anwesenden verharrten. Hier und dort flüsterten einige Mönche
miteinander. Der Mann in der braunen Kutte des Dojo-Meisters saß auf seinem Stuhl, stützte das Kinn auf die Hand und beobachtete die
Konfrontation ungerührt.
Mit unerschütterlicher Geduld und nervenaufreibender Sorgfalt, wie
ein Samurai, der Blumen arrangierte, zupfte Lu-Tze den Tabak auf dem dünnen Zigarettenpapier zurecht.
»Nein, ich gehe lieber durch die Tür dort drüben, wenn du nichts
dagegen hast«, sagte er.
»Unverschämtheit! Bist du bereit zum Kampf, Feind aus Staub?« Der
Mann sprang zurück und hob die Hände zum Kampf des Hechts. Er
drehte sich, trat nach einem Ledersack und traf ihn mit solcher Wucht, dass die eiserne Kette riss, an der dieser hing. Dann wandte sich der Ting wieder Lu-Tze zu und hielt die Hände zum Aufstieg der Schlange.
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»Ai! Shao! Hai-ieh…«, begann er.
Der Dojo-Meister stand auf. »Halt!«, befahl er. »Willst du nicht den Namen des Mannes erfahren, den du gleich tötest?«
Der Ting blieb kampfbereit und starrte Lu-Tze an. »Der Name eines Kehrers spielt keine Rolle«, sagte er.
Lu-Tze rollte die Zigarette zu einem schmalen Zylinder und zwinkerte dem zornigen Mann zu, womit er metaphorisches Öl ins Feuer seiner
Wut goss.
»Es ist immer klug, den Namen eines Kehrers in Erfahrung zu bringen, Junge«, sagte der Dojo-Meister. »Und meine Frage galt nicht dir.«
Tick
Jeremy starrte auf sein Bettlaken.
Worte standen dort. Von ihm selbst geschrieben.
Vom Laken aus setzten sie sich auf dem Kissen und dann an der Wand
fort. Hinzu kamen Skizzen, tief in den Putz gekratzt.
Den Stift fand er unterm Bett. Er hatte ihn sogar angespitzt, im Schlaf !
Und er schien stundenlang geschrieben und gezeichnet zu haben. Der
Versuch, einen Traum festzuhalten.
Die eine Seite der Daunendecke war mit einer Stückliste bedeckt.
Als er es gesehen hatte, ergab alles einen Sinn, wie ein Hammer, ein Stock oder Radschöns Gravitationshemmung. Es war wie das Treffen
mit einem alten Freund gewesen. Und jetzt… Er starrte auf die
gekritzelten Linien. Allem Anschein nach hatte er sehr schnell
geschrieben, ohne auf die Interpunktion zu achten, und es fehlten auch einige Buchstaben. Trotzdem glaubte er, einen gewissen Sinn zu
erkennen.
Er hatte von solchen Dingen gehört. Große Erfindungen kamen
manchmal aus Träumen und Tagträumen. Hepzibah Schnickschnacks
Entwurf der regulierbaren Pendeluhr ging auf seinen Beruf als Henker zurück. Und Wilfram Baiderton hatte mehrmals betont, die Idee für die Fischschwanz-Hemmung sei ihm nach dem Genuss von zu viel
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Hummer gekommen.
Ja, im Traum war alles ganz klar gewesen. Aber im Tageslicht wurde
schnell deutlich, dass noch mehr Arbeit in diese Sache investiert werden musste.
Geschirr klapperte in der kleinen Küche hinter der Werkstatt. Jeremy eilte nach unten und zog das Laken hinter sich her.
»Mein Frühstück besteht normalerweise aus…«, begann er.
»Toaft, Herr«, sagte Igor und wandte sich vom Herd ab. »Leicht
gebräunt, nehme ich an.«
»Woher weißt du das?«
»Ein Igor lernt, gewiffe Dinge fu erwarten«, antwortete Igor. »Waf für eine wundervolle kleine Küche, Herr. Nie fuvor habe ich eine Schublade gefehen, an der ›Löffel‹ fteht und die nur Löffel enthält.«
Jeremy achtete nicht darauf. »Kannst du gut mit Glas umgehen, Igor?«
»Nein, Herr«, sagte Igor.
»Du kannst nicht gut mit Glas umgehen?«
»Nein, Herr. Ich kann aufgefeichnet mit Glaf umgehen, Herr. Viele meiner früheren Herren brauchten… gewiffe Apparaturen, die nicht
leicht auffutreiben waren, Herr. Waf benötigft du?«
»Kannst du so etwas bauen?« Jeremy breitete das Laken auf dem Tisch aus.
Die Toastscheibe rutschte aus Igors Fingern mit den schwarzen
Nägeln.
»Stimmt was nicht?«, fragte Jeremy.
»Ich hatte daf Gefühl, daff jemand über mein Grab geht«, sagte Igor
und wirkte noch immer bestürzt.
»Äh, hast du jemals in einem Grab gelegen?«, erkundigte sich Jeremy.
»Ef war nur eine Redenfart, nur eine Redenfart«, sagte Igor und gab
sich verletzt.
»Diese Idee hier… Es geht dabei um eine besondere Uhr…«
»Die Gläferne Uhr«, sagte Igor. »Ja. Ich weiff darüber Bescheid. Mein Grofvater Igor half beim Bau der erften.«
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»Der ersten? Aber es ist doch nur eine Geschichte für Kinder! Und ich habe davon
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