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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unternehmen!«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass ihre ganze Aufmerksamkeit mir galt«,
    sagte Lu-Tze glatt.
    »Warum?«
    »Damit du nicht ihre volle Aufmerksamkeit hattest. Natürlich setze ich uneingeschränktes Vertrauen in dich. Ein guter Lehrer gibt dem Schüler Gelegenheit, sein Geschick zu zeigen.«
    »Und was hättest du getan, wenn ich nicht zugegen gewesen wäre?«
    »Dann hätte ich vermutlich eine Möglichkeit gefunden, die Dummheit
    der Jäger auszunutzen«, meinte Lu-Tze. »Meistens gibt es eine. Siehst du irgendein Problem?«
    »Nun, ich… habe gerade daran gedacht, dass es sich vielleicht… um
    eine besondere Lektion handelt.«
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    »Ich unterrichte dich die ganze Zeit über«, sagte Lu-Tze. »Aber
    vielleicht lernst du nicht.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Lobsang. »Sehr schlau. Willst du versuchen, mir etwas über diesen Yeti beizubringen und zu erklären, wozu ich das
    Schwert brauche?«
    »Du brauchst das Schwert, um mehr über Yetis zu erfahren«, erwiderte Lu-Tze.
    »Wie?«
    »In einigen Minuten halten wir an einem hübschen Ort an, und dann
    kannst du ihm den Kopf abschlagen. Bist du damit einverstanden, werter Herr?«
    »Oh, klaar«, sagte der Yeti.

    In der Zweiten Schriftrolle des ewig überraschten Wen steht eine Geschichte geschrieben, und darin geht es um den Tag,
    als sich der Schüler Tolpatsch in einer rebellischen Stimmung
    an Wen wandte und so sprach:
    »Meister, was ist der Unterschied zwischen einem
    humanistischen, mönchischen Glaubenssystem, in dem man
    mit einem anscheinend unsinnigen System aus Fragen und
    Antworten nach Weisheit sucht, und einem Haufen mystischen
    Unsinn, den man einfach aus dem Stegreif erfindet?«
    Wen dachte eine Zeit lang darüber nach und sagte dann: »Ein
    Fisch!«
    Und Tolpatsch ging zufrieden fort.

    Tick

    Der Kodex der Igors war sehr streng. Nie widersprechen: Es gehörte
    nicht zu den Pflichten eines Igors, Dinge zu sagen wie »Nein, Herr, daf ift eine Arterie.« Der Herr hatte immer Recht.
    Nie klagen: Ein Igor würde niemals sagen: »Aber ef find taufend
    Meilen bif dorthin!«
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    Keine persönlichen Bemerkungen: Einem Igor käme es nie in den
    Sinn, etwas in der Art von »An deiner Ftelle würde ich etwaf gegen daf Lachen unternehmen« zu sagen.
    Und auf keinen Fall Fragen stellen. Igor wusste natürlich, dass damit GROSSE Fragen gemeint waren. Gegen »Möchteft du eine Taffe Tee?«,
    gab es nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil zu »Wofu brauchft du
    hundert Jungfrauen?«, oder »Wo foll ich mitten in der Nacht ein Gehirn auftreiben?«. Ein Igor stand für loyalen, zuverlässigen, diskreten Dienst mit einem Lächeln, oder zumindest mit einem schiefen Grinsen, oder
    vielleicht auch nur mit einer krummen Narbe an der richtigen Stelle.*
    Und deshalb machte sich Igor allmählich Sorgen. Die Dinge waren
    verkehrt, und wenn das ein Igor dachte, so waren sie wirklich verkehrt.
    Das große Problem bestand darin, Jeremy darauf hinzuweisen, ohne
    gegen den Kodex zu verstoßen. Igors Unbehagen nahm immer mehr zu,
    denn noch nie zuvor hatte er es mit jemandem zu tun gehabt, der sich durch ein so enormes Maß an geistiger Gesundheit auszeichnete.
    Er beschloss trotzdem, einen Versuch zu wagen.
    »Heute Morgen kommt Ihre Ladyschaft erneut«, sagte er, als sie beobachteten, wie ein weiterer Kristall in seiner Lösung wuchs. Und ich weiß, dass du das weißt, fügte Igor in Gedanken hinzu, denn du hast
    dein Haar mit Seife glatt gestrichen und ein sauberes Hemd angezogen.
    »Ja«, sagte Jeremy. »Ich wünschte, wir könnten bessere Fortschritte
    vorweisen. Aber ich bin sicher, dass wir es jetzt fast geschafft haben.«
    »Ja, daf ift feltfam«, sagte Igor und nutzte die gute Gelegenheit.
    »Was ist seltsam?«
    »Nun, vielleicht bin ich dumm, Herr, aber mir scheint, wir ftehen
    immer kurz vor dem Erfolg, wenn unf Ihre Ladyschaft einen Befuch
    abftattet, und dann bekommen wir ef mit neuen Schwierigkeiten fu tun.«
    »Worauf willst du hinaus, Igor?«

    * Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Igors an sich nicht böse waren.
    Sie verzichteten nur darauf, über andere Leute zu urteilen. Dafür gab es natürlich einen guten Grund. Wenn man für Werwölfe, Vampire und Personen arbeitete, die Chirurgie für moderne Kunst hielten und nicht für Wissenschaft, so kam man überhaupt nicht dazu, irgendetwas zu erledigen, wenn man dauernd urteilte.
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    »Ich, Herr? Oh, ich will auf nichtf hinauf, Herr. Aber beim letften Mal brach ein Teil des

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