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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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passierten Bamm Futsch und Langes Nickerchen
    wie zwei Geister im Zwielicht. Menschen und Tiere waren bläuliche
    Statuen, und Lu-Tze wies darauf hin, dass sie auf keinen Fall angerührt werden durften.
    In mehreren Häusern fand der Kehrer Lebensmittel und erneuerte
    damit seinen Vorrat in der Reisetasche. Er ließ kleine Gegenstände aus Kupfer zurück.
    »Es bedeutet, dass wir den Leuten verpflichtet sind«, erklärte er und füllte auch Lobsangs Tasche. »Der nächste Mönch, der hierher kommt,
    schenkt ihnen vielleicht ein oder zwei Minuten.«
    »Was sind schon ein oder zwei Minuten?«
    »Für eine sterbende Frau, die sich von ihren Kindern verabschieden
    möchte, sind sie wie ein Leben«, sagte Lu-Tze. »Steht nicht geschrieben
    ›Jede Sekunde zählt‹? Lass uns gehen.«
    »Ich bin müde, Kehrer.«
    »Ich habe gerade betont, dass jede Sekunde zählt.«
    »Aber jeder muss einmal schlafen!«
    »Ja, aber nicht jetzt«, beharrte Lu-Tze. »Wir ruhen uns in einer Höhle 169

    unten bei Liedfein aus. Während man schläft, kann man nicht die Zeit falten.«
    »Können wir nicht die Dreher benutzen?«
    »Rein theoretisch ja.«
    »Rein theoretisch? Damit könnten wir Zeit abwickeln. Wir würden nur
    einige Sekunden schlafen…«
    »Sie sind allein für den Notfall bestimmt«, sagte Lu-Tze freiheraus.
    »Was ist für dich ein Notfall, Kehrer?«
    »Ein Notfall liegt dann vor, wenn ich beschließe, einen mit Uhrwerk
    ausgestatteten und von Qu entwickelten Dreher zu benutzen,
    Wunderknabe. Ein Rettungsring ist dazu da, einem das Leben zu retten.
    Nur unter solchen Umständen bin ich bereit, einen unerprobten,
    ungesegneten und von Federn angetriebenen Dreher zu verwenden.
    Wenn mir nichts anderes übrig bleibt. Ich weiß, dass Qu glaubt…«
    Lobsang blinzelte und schüttelte den Kopf. Lu-Tze griff nach seinem
    Arm.
    »Hast du wieder etwas gespürt?«
    »Ugh… wie ein Zahn, der mir aus dem Gehirn gezogen wird«, ächzte
    Lobsang und rieb sich den Kopf. Er streckte den Arm aus. »Es kam von dort.«
    »Ein Schmerz kam von dort?«, fragte Lu-Tze. Er starrte den Jungen an.
    »So wie beim letzten Mal? Aber wir haben nie eine Möglichkeit
    gefunden, die Richtung festzustellen…«
    Er unterbrach sich, kramte in seinem Rucksack und strich damit
    anschließend Schnee von einem flachen Felsen.
    »Mal sehen, was der…«
    Ein Haus aus Glas.
    Diesmal konnte sich Lobsang auf die Geräusche in der Luft konzentrieren. Ein feuchter Finger an einem Weinglas? Dort konnte man beginnen. Aber es musste der Finger eines Gottes sein, der über ein himmlisches Glas strich. Und die wundervollen, komplexen und sich ständig verändernden Töne füllten die Luft nicht nur, sondern bildeten die Luft.
    Der sich hinter den Wänden bewegende Schemen kam näher. Er erreichte die 170

    nächste Wand, fand eine offene Tür… Und verschwand.
    Etwas war hinter Lobsang.
    Er drehte sich um und sah nichts, spürte aber etwas. Für den Hauch eines Augenblicks strich ihm Warmes über die Wange…
    »… Sand sagt.« Lu-Tze schüttete den Inhalt eines kleinen Beutels auf den Felsen.
    Die bunten Körner tanzten hin und her, breiteten sich aus. Sie hatten nicht die Empfindlichkeit des Mandalas, aber in dem Durcheinander
    bildete sich eine blaue Blüte.
    Lu-Tze bedachte Lobsang mit einem scharfen Blick.
    »Es ist bewiesen worden, dass das, was du gerade angestellt hast, völlig unmöglich ist«, sagte er. »Wir haben nie eine Möglichkeit gefunden,
    herauszufinden, wo eine Störung der Zeit verursacht wird.«
    »Äh, tut mir Leid.« Lobsang hob eine Hand zur Wange. Sie war feucht.
    »Äh, was habe ich getan?«
    »Man braucht enorm viel…« Lu-Tze unterbrach sich. »Ankh-Morpork
    liegt in dieser Richtung. Wusstest du das?«
    »Nein! Außerdem hast du gesagt, du hättest das Gefühl, dass in Ankh-Morpork Dinge passieren!«
    »Ja, aber ich habe ein langes Leben voller Erfahrungen und Zynismus
    hinter mir!« Lu-Tze strich den Sand in den Beutel zurück. »Du bist nur talentiert. Komm.«
    Vier weitere Sekunden, fein geschnitten, brachten sie unter die
    Schneegrenze und auf Geröllfelder, die immer wieder in Bewegung
    gerieten. Es folgten Erlenwälder, deren Bäume nicht größer waren als sie selbst. Dort begegneten sie den Jägern, die in einem weiten Kreis
    standen.
    Die Männer schenkten ihnen kaum Beachtung, denn in dieser Region
    waren häufig Mönche unterwegs. Der Anführer – beziehungsweise
    derjenige, der schrie, und das ist meistens der Anführer – sah

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