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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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gemacht.
    Nachdenklich wandte er sich wieder von der Reling ab und blickte sich um. Sorgen brauchte er sich allerdings keine zu machen. Die Zeitenkrieger waren schon wieder eifrig bei der Sache: Moon sortierte die Taue und Seile neu, in die er sich verheddert hatte. Nin-Si war auf das Dach der Kajüte gelaufen, um ebenfalls nach etwas Ausschau zu halten, das ihr verraten konnte, wo sie sich befanden. Und Caspar mühte sich mit Salomon an dem Tau des Flaschenzuges ab und half ihm dabei, die Zeitmaschine wieder in den Rumpf des Schiffes zu versenken.
    Neferti kam von dem vorderen Mast, an dem sie vorhin in aller Eile Halt gesucht hatte, auf Simon zu. Sie stellte sich an seine Seite, und gemeinsam blickten sie auf den endlosen Himmel und auf das Meer, das wie schlafend vor ihnen lag.
    Trotz der Schrecksekunde vorhin genoss Simon diesen einen Moment der Nähe Nefertis und das vertraute Schweigen zwischen ihnen. Dann überlegte er, ob er ihr von seinem Boot erzählen sollte, als die Ägypterin eine Hand auf Simons Hand legte und sagte: „Ich hatte schon befürchtet, du würdest nicht mehr kommen.“ Sie wies mit dem Kopf auf das Schiffsdeck. „Alle hatten Angst, dass du uns vergessen haben könntest.“
    Simon blickte sie erstaunt an. „Was? Euch vergessen? Aber … aber ich hatte euch doch versprochen, dass ich wiederkommen werde. Dass ich …“
    Sie nickte. „Ich weiß, nur …“
    Nun war es Simon, der sich zu Neferti umwandte und ihre andere Hand ergriff. „Was ist los?“
    „Wir waren schon einmal bei dir“, gab sie zur Antwort. „Und wir haben auf dich gewartet.“
    Simon sah sie verblüfft an. „Wann war das?“
    Sie zog die Schultern in die Höhe. „Du weißt doch, hier auf dem Schiff vergeht die Zeit anders. Ich kann dir nicht genau sagen, wann das gewesen sein könnte. Wir …“
    „Sag mir einfach, was geschehen ist.“
    Nefertis Blick glitt in die Höhe, zu dem oberen der beiden Masten, dorthin, wo die Krähen ihr Nest hatten. „Es war der Vorschlag der kleinen Krähe. Sie kam eines Tages auf uns zu und brachte uns ein Hemd.“
    „Ein Hemd?“
    Neferti kicherte. „Sie trug es in ihrem winzigen Schnabel und hatte alle Mühe, sich damit zu bewegen. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ein lustiges Bild.“
    „Was war mit dem Hemd?“
    „Sie legte es vor uns auf das Schiffsdeck und sagte, dass sie es leid sei, ewig unsere Wehklagen zu hören, dass wir dich verloren hätten.“ Neferti räusperte sich etwas verlegen. „Es ist schon wahr: Wir haben oft von dir gesprochen. Du hast unser Leben verändert und wir … ich … vor allem ich …“ Sie drückte sanft seine Hände und räusperte sich noch einmal. „Die Krähe meinte, dass wir mit diesem Hemd in deine Welt zurückkönnten.“
    „Mit einem Hemd? Das klingt verrückt.“
    „Das dachten wir zuerst auch. Doch dann haben wir getan, was die Krähe vorschlug.“ Neferti blickte zu der Kajüte, wo Salomon und Caspar gerade die Bodenluke schlossen, unter der die Zeitmaschine nun wieder ruhen konnte, und auf dessenDach Nin-Si noch immer Ausschau nach etwas hielt, das ihr verraten könnte, wo sie sich befanden. Doch inzwischen war allen klar, dass es nicht darum ging, wo sie sich aufhielten. Diese Reise hatte nur einen einzigen Zweck gehabt. Es war eine Machtdemonstration des Schattengreifers.
    Das Schiff vibrierte kurz.
    „Du weißt ja, wie sie normalerweise funktioniert, die Zeitmaschine. Wir Zeitenkrieger legen unsere Hände in die Mulden des Tisches, und dann beginnt die Reise. Die Krähe schlug nun vor, dass wir in eine der freien Mulden das Hemd legen sollten, um …“
    Simon sah sie skeptisch an. „Ich verstehe nicht …“
    „Das Hemd ersetzte einen von uns. Es bestimmte die Route. Und die Krähe hatte recht: Die Zeitmaschine begann zu arbeiten, und wir landeten in deiner Welt. Vor deiner Küste. Deinem Zuhause.“
    Simons schwirrte der Kopf. „Ein Hemd hat euch zu mir geführt? Das klingt völlig verrückt. Kann ich es sehen?“
    „Natürlich.“ Neferti ließ seine Hände los, rannte zum Schiffsbug, durch die kleinere Klappe in den Mannschaftsraum, und kam kurz darauf mit einem Bündel Stoff in der Hand zur Reling zurück. „Das ist es“, sagte sie und entfaltete das Bündel. Ein hellblaues Hemd kam zum Vorschein.
    Simon biss sich auf die Zähne. Er kannte dieses Hemd! Ganz bestimmt sogar. Er griff danach und nahm es genau in Augenschein. Ein gewöhnliches blaues Hemd, wie es bestimmt Millionen auf der Welt gab. Bis auf

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