Der Zeitenherrscher
den zweiten Knopf: Hier war der frühere weiße Plastikknopf durch einen runden Holzknopf ersetzt worden. Das dunkle Braun stach zwischen den anderen weißen Knöpfen und dem hellen Blau hervor.
Simon hatte dieses Hemd schon einmal irgendwo gesehen. Doch es wollte ihm nicht einfallen, wo.
„Ist es deines?“, fragte Neferti.
Simon schüttelte den Kopf. „Nein, nicht meines. Aber …“
„Dann verstehe ich es nicht“, sagte sie. „Wenn es dein Hemd gewesen wäre, dann hätte alles einen Sinn ergeben. Salomon ist der Ansicht, dass dieses Hemd aus deiner Zeit stammt und dass es uns deshalb zu deinem Zuhause geführt hat. Etwas von dir hatte dich selbst an der Zeitmaschine ersetzt. Deshalb wurden wir zu dir nach Hause geleitet. Doch wenn dies nicht dein Hemd ist, wie konnte das alles dann passieren? Wem gehört es? Und warum hat es uns an die Küste deines Heimatortes gebracht?“
Wieder schüttelte Simon nur den Kopf. „Ich kann mir das auch nicht erklären“, sagte er, während sein Verstand fieberhaft in seiner Erinnerung nachforschte, woher er das Hemd kannte. „Ich muss noch mal mit der kleinen Krähe sprechen. Sie hat früher schon einmal angedeutet, dass sie mehr weiß. Sie muss mir endlich alles sagen!“
Neferti nickte: „Ja, das sollte sie tun. Denn wie gesagt: Unsere Zeitreise hatte nichts genützt. Du bist nicht aufgetaucht.“
„Warum seid ihr nicht an Land gekommen?“, erwiderte Simon. „Ihr hättet bei mir zu Hause klopfen können.“
Neferti machte ein betretenes Gesicht. „Ich weiß es selbst nicht so recht. Hätte die Krähe mit ihrem Rat recht gehabt, wärst du schon von selbst aufgetaucht. Davon waren wir überzeugt. Aber wir wollten dich nicht belästigen. Wir wussten ja nicht, ob … ob du … uns überhaupt noch …“
Sie blickte schnell zur Seite, und Simon nahm sie fest in die Arme.
„Jetzt bin ich da“, flüsterte er in ihr Ohr, und er spürte ihre und seine Erleichterung gleichermaßen. „Ich bin jetzt da. Das allein zählt.“
„Sagt mal: Kommt euch im Moment nichts anderes in den Sinn?“ Nin-Si war hinter den beiden aufgetaucht und blickte sie aufgebracht an. Simon zog sofort seine Arme zurück. Das Blut schoss ihm in den Kopf. Auch Neferti wirkte verlegen.
„Wir sollten uns lieber vorbereiten“, fuhr Nin-Si verärgert fort und tat so, als bemerke sie die Verlegenheit der beiden nicht. „Der Schattengreifer scheint mit jedem Tag stärker zu werden. Das ist euch ja wohl nicht entgangen. Und wir hatten doch gemeinsam etwas vor, oder nicht? Oder ist das alles schon vorbei und vergessen?“
Nun kamen auch die anderen auf die drei zu. In ihren Gesichtern konnte Simon ganz klar die Hoffnung erkennen, die er früher in ihnen geweckt hatte. Einzig Caspar blickte ihn mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen an. Die Zeitenkrieger hatten ihm anscheinend noch nicht alles erzählt.
Simon stand noch immer sehr nahe an Nefertis Seite. Er wusste nicht recht, wohin mit seinen Armen. Mit jeder Bewegung hätte er sie berührt. Und das wollte er auf keinen Fall – jetzt, wo alle anderen da waren. Andererseits konnte er sich auch nicht erklären, warum er so dachte. Also steckte er die Hände in die Hosentaschen. So wirkte er zwar trotzig, aber wenigstens musste er sich um seine Arme keine Gedanken mehr machen.
„Nichts ist vergessen“, gab er endlich zur Antwort, und er war überrascht, welche Wirkung seine Worte auf die Orientalin hatten. Sofort hellte sich ihr Gesicht auf. Sie strahlte regelrecht, und Simon wurde schlagartig bewusst, dass wirklich alleZeitenkrieger auf dem Schiff Angst gehabt hatten, er könnte sie alle vergessen haben.
Auch Salomon war seine Erleichterung anzusehen. „Du meinst …“
„Wir hatten uns vorgenommen, einen nach dem anderen von diesem Schiff zu befreien“, erklärte Simon mit Nachdruck. „Wir wollten jeden von euch in seine Zeit zurückbringen, nicht wahr? Und außerdem müssen wir den Schattengreifer daran hindern, sich immer wieder neue Zeitenkrieger zu suchen. Wir müssen nur noch mehr über ihn erfahren.“
Nin-Si zeigte auf die Bodenluke über der Zeitmaschine. „Hat dir die kleine Machtdemonstration vorhin keine Angst gemacht?“
Simon blickte in die Runde und schluckte hart. Natürlich war der Spuk nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Dennoch sagte er: „Also, wenn ihr weiterhin bereit seid, den Kampf gegen den Schattengreifer aufzunehmen – ich bin an eurer Seite.“
Nin-Si schrie vor Begeisterung, und Neferti fiel
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