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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Salomon die Schultern in die Höhe, warf einen letzten Blick in Richtung ihres Schiffes und folgte der Gruppe.
    Sie waren über eine halbe Stunde unterwegs, als Simon den Baum wiedererkannte, an den die beiden Soldaten ihn gefesselt hatten. „Warum gehen wir zurück?“, fragte er Moon noch einmal, doch der gab keine Antwort.
    „Vergiss es“, mahnte Salomon. „Er antwortet nicht vernünftig. Vielleicht steht er doch unter Schock. Das alles war zu viel für ihn.“
    „Das ist ja auch zu verständlich“, gab Simon zurück. „Überleg dir nur, was er heute durchgestanden hat. Aber genau deswegen verstehe ich ja nicht, was wir sollen.“
    Schon konnten sie den Rand der Anhöhe entdecken, an der sie das Geschehen am Wounded Knee beobachtet hatten. Schon hörten sie die aufgeregten Rufe der Soldaten in der Ebene.
    Für einen kurzen Moment verzog sich Moons erstarrte Miene und nahm einen unergründlichen Ausdruck an. Er hob den Kopf und blickte zu der Stelle, an die sie vor Stunden die geretteten Indianer gebracht hatten. Dann bog Moon plötzlich ab.
    Er führte die Gruppe den Hügel hinunter, allerdings so, dass sie nicht von den Soldaten entdeckt werden konnten. Er hielt so viel Abstand zu der Ebene am Wounded Knee , dass der Hügel ihnen weiterhin Deckung gab.
    Simon und Salomon warfen sich verzweifelte Blicke zu. Sie konnten sich nicht erklären, was hier vor sich ging.
    Schließlich blieb Moon stehen. „Ablagyela“, sagte er. „Seid leise!“
    Augenblicklich blieben die Freunde stehen.
    Von der Ebene hinter dem Hügel drangen die Geräusche nun noch lauter zu ihnen herüber: Männer schrien sich Befehle zu.
    „Der Tod hat sein Tagewerk vollbracht“, flüsterte Salomon. „Jetzt macht er sich ans Aufräumen.“
    Moon schlich sich näher heran. Simon bewunderte den Mut des Indianers. Nach allem, was hier geschehen war, hätte Simon sich bestimmt nicht mehr in die Nähe dieser Ebene gewagt.
    Doch in Moon ging irgendetwas vor. Er war mit einer bestimmten Absicht hierhergekommen, das war ihm deutlich anzumerken. Und tatsächlich winkte er nun seine Freunde zu sich.
    „Bleibt dicht hinter meinem Rücken, und tut das, was ich tue“, sagte er leise und ignorierte, dass Salomon widersprechen wollte. „Los!“
    Er schlich den Freunden voraus, von der Ebene weg zu einer Lichtung, auf der Pferde im Schnee standen und mit ihren Mäulern nach essbarem Gras suchten. Sie waren gesattelt und hatten Zügel um.
    „Das sind Šúnkawakan“, erklärte Moon erleichtert. „Es sind die Pferde der Soldaten. Früh am Morgen habe ich sie beobachtet, wie sie ihre Pferde hierher gebracht haben.“
    Salomon verstand. „Du möchtest, dass wir reiten?“
    „Auf dem Rücken dieser schnellen Tiere können wir das Schiff vielleicht noch erreichen. Was meint ihr?“
    Simon starrte unsicher auf die Pferde. „Ein sehr guter Gedanke. Aber ich bin in meinem ganzen Leben noch nie geritten.“
    „Darüber denken wir nach, wenn du von dem Pferd herunterfällst. Lasst uns erst einmal aufsteigen.“
    Soldaten waren keine zu sehen. Sie alle befanden sich wohl in der Ebene zwischen den Tipis. Es gab ja auch keinen Grund für übertriebene Vorsicht. Die Indianer, die ihnen hätten gefährlich werden können, lagen zwischen ihren Tipis. Dass jemand überlebt hatte, davon wussten die Soldaten nichts.
    Hinter Moon schlichen sich die Freunde vorsichtig an die Pferde heran, die ihnen am nächsten standen. Simon bekam von Moon ein schwarzes Pferd zugewiesen. Es war nicht ganz so hoch wie das der anderen, und Simon war dem Indianer dankbar dafür.
    Neferti, Nin-Si und Caspar hatten keinerlei Probleme aufzusitzen. Nur Salomon bestieg sein Pferd mit derselben Unsicherheit wie Simon. Ganz gewiss hatte er auch noch nie in einem Sattel gesessen. Moon schwang sich mit einem einzigen Sprung auf den Rücken des Tieres. Ihm war anzusehen, dass er auf den Sattel lieber verzichtet hätte. Er zog kurz an den Zügeln, und das Pferd hob den Kopf. Moon streichelte seinen Hals und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann erst kam er vorsichtig auf Simon zugeritten und griff sich dessen Zügel.
    „Halt dich nur fest“, sagte er zu Simon. „Ich werde dich führen.“
    Caspar, der sie schweigend beobachtet hatte, ritt zu Salomon, um dessen Pferd zu lenken. Salomon bedachte ihn zunächst mit einem giftigen Blick. Doch dann nickte er Caspar knapp zu. Er war doch ganz dankbar, etwas Hilfe zu erhalten.
    Simon und Salomon ergriffen mit beiden Händen das Horn an ihren Sätteln

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