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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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noch, einige Kilometer von der Ebene entfernt.
    „Es geht deinen Leuten gut“, versuchte Nin-Si, dem Indianer Mut zuzusprechen. „Du hast viele Menschen retten können. Sie werden sich eine neue Heimat errichten. Und sie werden sich voller Liebe an dich erinnern.“
    Moon nickte. Schweigend.
    Dann veränderte sich wieder sein Gesichtsausdruck. Mit einem Mal wirkte er entschlossen und sicher. „So lasst uns aufbrechen“, sagte er und stand von seinem Platz auf.
    „Ja, lasst uns gehen“, pflichtete ihm Simon bei. „Wir haben schon sehr viel Zeit verloren. Der Sand in der Uhr des Seelensammlers rieselt. Wenn ich es richtig berechne, dann bleiben uns nur noch wenige Stunden. Etwa so viele, wie wir benötigt hatten, um hierher zu finden. Wir sollten uns beeilen. Lasst uns nicht mehr zögern.“
    Alle erhoben sich von ihren Plätzen. Salomon griff sich den Rucksack mit den leeren Feldflaschen.
    „Dann los!“, rief er aus, als sich Caspar ihnen in den Weg stellte. Er machte ein betretenes Gesicht und spielte nervös an dem Griff eines der Messer, die an seinem Gürtel hingen.
    „Es gibt da etwas, das ihr wissen solltet“, brachte er zögernd hervor.
    „Später“, mahnte Simon. „Lass uns erst losziehen. Wir haben wirklich kaum noch Zeit.“
    „Zeit! Ja …“ Caspar wurde noch nervöser. „Genau. Die Zeit, die uns noch bleibt …“
    Simon sah ihm erstaunt ins Gesicht. Dann trat er nahe an Caspar heran. Caspar wich dem Blick schnell aus.
    „Ist etwas mit der Sanduhr?“
    Nun wusste Caspar gar nicht mehr, wohin mit seinen Blicken. Die Hand spielte immer aufgeregter am Messergriff. „Ich …“
    „Sag schon!“, brüllte Salomon ihn an.
    „Ich … die Uhr … unsere Zeit …“ Schweiß zeigte sich auf
    Caspars Stirn. Die Finger rotierten inzwischen am Griff. Und plötzlich verkrampften sie und umklammerten bewegungslos das Messer. „Durch meine Schuld haben wir einige Stunden unserer Zeit verloren“, stieß Caspar endlich hervor.
    Salomon ließ den Rucksack fallen. „Was?“
    „Ich war wütend“, gestand Caspar. „Auf euch. Auf mich. Auf alles. Ich hab mich an der Zeitmaschine zu schaffen gemacht und dabei …“
    Salomon war kurz davor, sich auf ihn zu stürzen, doch Neferti kam ihm zuvor. Sie packte Caspar an den Schultern und drehte ihn zu sich herum. Endlich blickte Caspar auf. Er sah Neferti in die Augen. Tränen rannen über seine Wangen. „Ich kann euch nicht sagen, wie leid mir das alles tut. Ich habe uns in Gefahr gebracht. Ich habe …“
    „Wie viel?“, schnitt Neferti ihm das Wort ab. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
    Caspar zog die Schultern in die Höhe. „Ich kann es nicht genau sagen. Wir haben einiges verloren. Ich …“
    „Wie viel?“ Dieses Mal klang Nefertis Stimme schneidender.
    „Etwa die Hälfte. Wir haben etwa die Hälfte unserer Zeit verloren.“
    Jetzt war Salomon nicht mehr zu halten. Mit einem Schrei warf er sich auf Caspar und warf ihn zu Boden. Seine Fäuste trommelten auf den Rücken des Jungen. „Du Schwein!“, rief er aus. „Du Schwein!“
    Simon stürzte zu den beiden und riss Salomon von Caspars Rücken herunter. „Hör auf!“, schrie er. „Das bringt doch nichts!“
    „Aber …“ Salomon befreite sich aus Simons Griff. Es kostete ihn sichtbar viel Selbstbeherrschung, sich nicht noch einmal auf Caspar zu stürzen. „Du … du … Schwein!“
    „Es tut mir leid!“ Caspar kam nur langsam wieder auf die Beine. All dies tat ihm so leid, dass er sich ganz kraftlos fühlte. „Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich das bereue. Wenn ich das wieder rückgängig machen könnte. Wenn ich euch nur …“
    „Halt die Klappe!“, herrschte Simon ihn an. „Auch das bringt uns jetzt nicht weiter. Lasst uns nachdenken!“
    „Nachdenken!“, rief Salomon in einem spöttischen Tonfall. „Worüber denn nachdenken? Wir sitzen hier fest. Du hast doch selbst gesagt, dass wir für den Weg zum Schiff etwa dieselbe Zeit benötigen wie für den Weg hierher. Wie sollen wir da …“
    Am liebsten wäre er erneut auf Caspar losgegangen, doch NinSi stellte sich ihm in den Weg.
    „Prügeln hilft uns bestimmt nicht weiter“, mahnte sie. Sie wandte den Kopf und blickte Hilfe suchend auf Simon.
    Auch Neferti sah erwartungsvoll zu ihm.
    Doch Simon wandte sich schnell von ihren Blicken ab. Er sah in die Richtung, in der das Schiff lag. Er blickte auf die schneebedeckteLandschaft mit ihren kahlen Büschen und Bäumen. Und plötzlich kam ihm dieser Weg unendlich weit

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