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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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was.«
    »Vielleicht gibt's noch 'ne solche Mißgeburt.«
    »Glaube ich nicht. Die Aussichten sind schlecht dafür. Und wie sollen wir ihn finden, wenn's noch einen gibt? Es war ja blindes Glück, daß wir Ernie fanden.«
    »Wir gehen die Sache vermutlich falsch an.«
    »Natürlich tun wir das. Wir müßten erst mal wissenschaftlich 'rausfinden, warum er so ist. Fast ein verdammtes Jahr lang haben sie's probiert. Alle möglichen Tests und Quälereien. Aber er will ja nur zurück zu Susie und Joseph, dem Pavian.«
    »Vielleicht haben sie aufgegeben, als sie 'rausfanden, daß ...«
    »Glaub' ich nicht, Charley. Ich habe mit Rosenmeir gesprochen. Er sagt, es sei hoffnungslos. Und wenn ein Mann wie Rosy das zugibt, dann ist es hoffnungslos. Es war viel Seelenforschung nötig, bis wir 'rauskriegten, was zu tun ist. In Washington konnte man ihn nicht zu weiteren Studien behalten. Der nächste logische Schritt war einfach der, daß sie ihn auch einsetzten.«
    »Aber das Land ist doch so groß, und es gibt so viele Städte. So viele Ghettos, Pestlöcher und so viel Elend. Und wir treiben ihn Tag für Tag nur ein paar Meilen die Straße entlang. Wir lassen ihn an Krankenhäusern paradieren, an Altenheimen und so weiter ...«
    »Und vergiß nicht, für jeden Schritt, den er tut, gibt es vielleicht zwölf Leute, die er gesund macht, und noch mal ein Dutzend, die seinetwegen ihre Medikamente nicht mehr brauchen.«
    »Ich weiß zwar nicht, wie das bei ihm so funktioniert, aber er sollte doch eigentlich froh sein, daß er helfen kann.«
    »Ich hab dir's doch gesagt«, antwortete Joe. »Der Mensch ist meschugge. Ein kleiner, egoistischer Irrer.«
    »Wahrscheinlich mußt du der Ansicht sein«, meinte Charley. »Wir haben ihn ja von zu Hause weggerissen.«
    »Er hat doch nie ein Zuhause gehabt. Hat in Obdachlosenheimen und auf Parkbänken geschlafen. Pfannenflicker. Ein bißchen Stehlen dann und wann. Ab und zu eine Mahlzeit in der Suppenküche. Und Mülltonnen filzen und so.«
    »Vielleicht hat ihm das Leben gefallen.«
    »Vielleicht. Keine Verantwortung. In den Tag hinein leben. Aber jetzt hat er eine Verantwortung, wenn sie auch für ihn vielleicht viel zu groß ist. Aber man muß eine Verantwortung auch akzeptieren können.«
    »In deiner Welt vielleicht. In meiner auch. Möglicherweise in der seinen aber nicht.«
    »Verdammt will ich sein, wenn ich das weiß«, sagte Joe. »Der Bursche macht mich fertig. Ein Hochstapler. Was er von zu Hause sagt, ist alles erlogen. Er war ja nur vier oder fünf Jahre dort.«
    »Wenn wir ihn an einem Ort ließen und die Leute zu ihm brächten, unter irgendeinem Vorwand. Laß ihn in einem Sessel sitzen, und dann führ' die Leute an ihm vorbei, so daß sie ihn nicht sehen. Oder bring' ihn zu großen Versammlungen und so. Laß ihn doch ein bißchen ins Leben schnuppern. Vielleicht gefällt ihm das besser.«
    »Das hat man alles überlegt und verworfen«, sagte Joe. »Wir dürfen nicht auffallen. Himmel, kannst du dir nicht vorstellen, was dann passieren würde? Natürlich quatscht er darüber. Weiß Gott, was er alles in der Kneipe heute nachmittag zusammengefaselt hat. Aber sie haben ihm zum Glück keine Beachtung geschenkt. Und der Anwalt hielt ihn für verrückt. Er könnte von einem Dach aus plärren, soviel er wollte, keiner würde sich um ihn kümmern. Aber laß einen Fingerzeig aus Washington kommen ...«
    »Ich weiß«, erklärte Charley. »Ich weiß.«
    »Wir machen's so, wie es möglich ist. Auf die einzige Art. Wir setzen die Leute der Gesundheit aus, genauso wie sie der Krankheit ausgesetzt sind. Und wir tun's dort, wo's am nötigsten ist.«
    »Ich hab' ein komisches Gefühl, Joe. Vielleicht tun wir etwas Falsches.«
    »Du meinst, daß wir manchmal was tun, ohne es zu verstehen?«
    »Ja. Ich bin ganz verwirrt. Ich dachte doch, wir helfen den Leuten.«
    »Uns auch. Wir müßten eigentlich bei den Strahlungen, die von dem Burschen ausgehen, ewig leben.«
    Sie saßen eine ganze Weile schweigend da. »Hast du eine Ahnung, Joe, wann die Tour zu Ende geht?« fragte Charley dann. »So lange hat es noch nie gedauert. Die Kinder werden mich gar nicht mehr kennen, wenn ich nicht bald nach Hause komme.«
    »Ich weiß. Für einen Familienvater ist das schon schwer. Bei mir macht's nicht soviel aus. Bei Al wohl auch nicht. Und Jack kenn' ich nicht so gut. Der redet nie über sich selbst.«
    »Irgendwo muß er eine Familie haben, aber ich weiß sonst nichts darüber. Genehmigen wir uns einen Drink?

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