Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
Vom Netzwerk:
Gentleman hier ...«
    »Ich bin kein Gentleman«, sagte Ernie. »Aber einen Anwalt brauche ich.«
    »Na schön, kommen Sie 'rein«, sagte der Mann.
    »Sind Sie der Cramer?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Und Sie helfen mir auch?«
    »Ich werde es jedenfalls versuchen.«
    Der Mann schloß die Tür, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich.
    »Hier, nehmen Sie doch diesen Stuhl da«, sagte er. »Sie heißen?«
    »Ernie Foss.«
    »Ernie. Das wäre also Ernest, nicht wahr?« Der Mann schrieb auf einen Block.
    »Ja, stimmt.«
    »Ihre Adresse, Mr. Foss.«
    »Hab' keine. Ich reise nur so 'rum. Früher, da hab' ich mal 'ne Adresse gehabt. Und Freunde. Susie und Joseph, den Pavian, und ...«
    »Und welche Sorgen haben Sie, Mr. Foss?«
    »Sie halten mich fest.«
    »Wer hält Sie fest?«
    »Die Regierung. Sie wollen mich nicht heimgehen lassen, und sie beobachten mich ununterbrochen.«
    »Und warum glauben Sie das? Was haben Sie getan?«
    »Ich kuriere Menschen.«
    »Sie wollen doch nicht behaupten, Sie seien Arzt?«
    »Nein, ich bin kein Arzt. Ich kuriere nur die Leute. Ich gehe herum und kuriere die Leute, weil ich eine Aura habe.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das ist etwas, das ich in mir habe. Etwas, das ich ausstrahle. Haben Sie eine Erkältung oder so was?«
    »Nein, ich habe keine Erkältung.«
    »Wenn, dann könnte ich Sie nämlich kurieren.«
    »Mr. Foss, gehen Sie doch mal in das Vorzimmer und setzen Sie sich. Ich komme gleich wieder zu Ihnen.«
    Ernie sah, als er das Büro verließ, daß der Mann nach dem Telefon griff. Da wartete er nicht mehr, sondern ging, so schnell er konnte, in die Halle hinaus, wo Jack und Al auf ihn warteten.
     
    *
     
    »Das war ja ein ziemlich blödes Ding«, sagte Joe zu Ernie.
    »Er hat mir einfach nicht geglaubt«, beschwerte sich Ernie. »Und die Cops wollte er rufen. Hat nach dem Telefon gelangt.«
    »Vielleicht. Das dachten wir uns schon. Deshalb mußten wir dich ja hier abfangen.«
    »Der hat so getan, als sei ich bescheuert.«
    »Warum bist du dann 'raufgegangen zu ihm?«
    »Ich habe schließlich auch meine Rechte«, sagte Ernie. »Bürgerliche Rechte. Hast du noch nie was davon gehört?«
    »Klar. Und selbstverständlich hast du Rechte. Das hat man dir aber alles erklärt. Du bist angestellt. Du bist ein Diener des Volkes. Und du hast die Bedingungen anerkannt. Du wirst bezahlt. Alles ist ganz gesetzlich.«
    »Aber mir paßt's nicht.«
    »Was paßt dir denn nicht? Du wirst doch gut bezahlt. Du mußt doch nur Spazierengehen. Es gibt nicht viel Leute, die fürs Spazierengehen bezahlt werden.«
    »Wenn ich so gut bezahlt werde, warum muß ich immer in so schäbigen Hotels wie dem da bleiben?«
    »Du bezahlst ja das Zimmer und das Essen nicht. Das geht doch auf Spesen. Und wir gehen nicht in gute Hotels, weil wir nicht entsprechend angezogen sind. Die Leute würden auf uns aufmerksam werden.«
    »Warum zieht ihr euch genauso an wie ich?« fragte Ernie. »Und ihr redet ja auch so wie ich.«
    »So arbeiten wir eben.«
    »Ja, das weiß ich. Die schäbigen Stadtteile. Na, mir ist's schon recht. Ich hab' immer nur in schäbigen Stadtteilen gewohnt. Aber ihr, ihr seid doch daran gewöhnt, daß ihr weiße Hemden und seidene Krawatten und Anzüge habt, und alles ist immer reinlich und frisch gebügelt. Und wenn ihr nicht bei mir seid, dann redet ihr ganz bestimmt auch anders als ich.«
    »Jack«, sagte Joe, »geh doch mit Al und Ernie aus, einen Happen essen. Charley geht mit mir später.«
    »Das ist auch wieder so was«, sagte Ernie. »Niemals geht ihr zusammen irgendwohin. Ihr wollt, daß es so aussieht, als wärt ihr gar nicht zusammen. Soll das heißen, daß uns niemand bemerken soll?«
    »Oh«, meinte Joe angewidert. »Macht das was aus?«
    Die drei gingen.
    »Es wird allmählich schwer, ihn zu behandeln«, stellte Charley fest.
    »Ja, natürlich. Ist ja auch nur einer von seiner Sorte, und er muß ja ein Dummkopf sein.«
    »Ist keine Spur von einem anderen?«
    Joe schüttelte den Kopf. »Wenigstens bis gestern nicht, denn da habe ich zuletzt mit Washington gesprochen. Sie tun alles, was sie können, aber was willst du machen? Eine statistische Methode ist die einzige Möglichkeit. Du mußt ein Gebiet finden, wo es keine Krankheiten gibt, und wenn du eine findest, dann mußt du den suchen, der dafür verantwortlich ist.«
    »Einen solchen ungefähr wie Ernie.«
    »Ja, genau. Weißt du was? Ich glaube, es gibt nur den einen Ernie. Und der ist ein Monstrum. Eine Mißgeburt oder so

Weitere Kostenlose Bücher