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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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helfe. Wie soll ich aber wissen, daß ich ihnen helfe? Ich weiß ja nur das, was ihr mir sagt. Du und dieser Bursche da in Washington.«
    »Er hat es dir doch erklärt.«
    »Ja, ja, viele Worte hat er gebraucht. Ich verstehe aber nicht, was er sagt. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich ihm das glauben soll, was er mir erzählt.«
    »Ich versteh's ja auch nicht«, gab Joe zu. »Aber die Ziffern habe ich gesehen.«
    »Ich wüßte nicht mal, ob ich glauben würde, wenn ich die Ziffern zu sehen kriegte.«
    »Bist du jetzt soweit, daß du gehst? Oder muß ich dich anschubsen?«
    »Ich gehe schon selbst. Und wie weit soll ich laufen?«
    »Wir sagen dir schon, wann du stehenbleiben sollst.«
    »Warum muß ich immer in den scheußlichsten Vierteln von allen scheußlichen Städten 'rumrennen?«
    »Ist doch dein Stadtviertel. In einem solchen Viertel hast du gewohnt, als wir dich fanden. In einem anderen Stadtviertel würdest du dich ja gar nicht wohl fühlen.«
    »Aber dort, wo ihr mich gefunden habt, hab' ich meine Freunde gehabt. Da waren Susie und Jake und Joseph, der Pavian, und all die anderen Leute. Warum darf ich nie zurückgehen und meine Freunde sehen?«
    »Weil du reden würdest.«
    »Du hast kein Vertrauen zu mir.«
    »Sollten wir dir vertrauen, Ernie?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, gab Ernie zu.
    Er stieg aus dem Wagen.
    »Aber ich war glücklich, verstehst du?« sagte er.
    »Klar«, antwortete Joe. »Das weiß ich doch.«
    Da gab es einen Mann, der an der Bar saß, und zwei saßen ganz hinten an einem Tisch. Ernie fühlte sich an ein Lokal erinnert, in dem er mit Susie und Joseph, dem Pavian, und manchmal auch mit Jake und Harry einen Abend lang gesessen und Bier getrunken hatte. Er kletterte auf einen Hocker. Er fühlte sich behaglich und fast so, als seien wieder die guten alten Tage zurückgekehrt.
    »Gib mir einen Schuß«, sagte er zum Barkeeper.
    »Hast du Geld, Freundchen?«
    »Klar.« Ernie legte einen Dollar auf die Theke. Der Barkeeper holte eine Flasche heraus und füllte einen Drink ein. Ernie goß ihn in die Kehle. »Noch einen«, verlangte er, und der Mann goß ihm noch einen ein.
    »Du bist neu«, sagte der Barkeeper.
    »Ich war auch da in der Gegend noch nicht«, erklärte Ernie.
    Der dritte Drink wurde nicht hinabgegossen, sondern langsam genippt.
    »Weißt du, was ich tu?« fragte er den Barkeeper.
    »Nein, weiß ich nicht. Wahrscheinlich tust du dasselbe, was die anderen tun. Nichts nämlich.«
    »Ich kuriere die Leute.«
    »Ist ja großartig«, antwortete der Barkeeper. »Hör' mal, ich kriege einen Schnupfen. Kurier' mich doch.«
    »Bist doch schon kuriert«, behauptete Ernie.
    »Ich fühle mich aber gar nicht anders als vorher.«
    »Morgen merkst du's. Morgen bist du wieder ganz in Ordnung.«
    »Aber ich zahle dir nichts dafür«, sagte der Barkeeper.
    »Das erwarte ich auch gar nicht. Bezahlt werde ich von anderen Leuten.«
    »Welche Leute?«
    »Andere Leute eben. Weiß auch nicht, wer die sind.«
    »Die müssen ja meschugge sein.«
    »Die lassen mich nicht nach Hause gehen«, beklagte sich Ernie.
    »Na, na, das ist ja entsetzlich!«
    »Ich habe eine ganze Menge Freunde gehabt. Susie und Joseph, den Pavian ...«
    »Jeder hat Freunde«, sagte der Barkeeper.
    »Ich hab' eine Aura. Das glauben die jedenfalls.«
    »Was hast du?«
    »Eine Aura. So nennen sie's.«
    »Nie was davon gehört. Willst du noch einen Drink?«
    »Ja. Gib mir noch einen. Dann muß ich aber gehen.«
    Charley stand draußen auf dem Gehsteig vor der Kneipe und schaute hinein. Ernie wollte nicht, daß Charley hineinkäme und ihm vielleicht sagte, er solle gehen. Er wäre sehr verlegen gewesen.
     
    *
     
    Er sah das Zeichen in einem oberen Fenster und rannte die Treppe hinauf. Jack stand auf der anderen Straßenseite, und Al war nur ungefähr einen Block voraus. Sie würden sehen und gerannt kommen, aber vielleicht erreichte er das Büro doch, ehe sie bei ihm waren.
    Das Zeichen war ein Firmenschild: LAWSON & CRAMER, Rechtsanwälte. Er stürmte hinein.
    »Ich muß mit einem Anwalt reden«, erklärte er der Dame vom Empfang.
    »Sind Sie bestellt, Sir?«
    »Nein, bin ich nicht. Aber ich brauche schnell einen Anwalt. Geld habe ich. Schauen Sie mal.« Er brachte eine Handvoll zerknitterter Scheine zum Vorschein.
    »Mr. Cramer hat zu tun.«
    »Und der andere? Hat der auch zu tun?«
    »Da gibt es nur einen. Früher einmal ...«
    Die Tür zum inneren Büro ging auf, und ein Mann stand da.
    »Was ist hier los?«
    »Dieser

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