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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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talentierte Skalden gewöhnlich mit einem fauligen Kohlkopf abgespeist und fortgeschickt – wenn sie überhaupt überlebt haben! Also, ich behaupte ja nicht, dass ich besonders umwerfend bin – jedenfalls nicht mehr –, aber so eingerostet bin ich nicht, dass ich nicht ein paar Geschichten erzählen könnte, die ein einziges Butterbrot wert wären.«
    »Das ist es nicht«, sagte Fischmehl. »Ich habe mich nur gefragt, wo der Bissen landen würde, wenn du ihn erst einmal heruntergeschluckt hast.«
    »Oh, verflixt«, sagte der Kopf.
    »Dieser Shingo hat dafür bezahlt, dass du nach Spanien geliefert wirst. Hast du eine Ahnung, warum?«
    »Da er ziemlich fest entschlossen war mich umzubringen, habe ich ihn darum gebeten, mir den Kopf abzuschlagen. Ich habe damit gerechnet, dass ich auf diese Weise zumindest eine Überlebenschance hätte. Ansonsten habe ich ihn nur gebeten, dafür zu sorgen, dass mein Kopf nicht gefunden wird, wenn er mit mir fertig ist. Wie erfreulich, herauszufinden, dass er zu seinem Wort steht. Er mag ein Mörder sein, aber zumindest ist er ehrlich.«
    »Das versteh’ ich«, sagte Fisch. »Ich arbeite für jemanden wie ihn.«
    »Spanien, was?«, sagte der Kopf. »Ich bin seit mindestens dreihundert Jahren nicht mehr in Spanien gewesen.«
    »Nun, in etwa zwei Monaten wirst du wieder dort sein«, sagte Fisch. »Aber nach allem, was du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass bei unserer Ankunft jemand nach dir Ausschau halten wird. Was hast du also vor?«
    »Meine Tagesordnung hat sich in den letzten paar Stunden geringfügig geändert. Um genau zu sein, bin ich ein wenig ratlos, was ich tun soll.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, dem Kapitän oder dem Rest der Mannschaft von dir zu erzählen.« Fischmehl stand auf und schritt mit verschränkten Armen in dem kleinen Raum auf und ab. »Die entscheidende Frage ist also, was genau ich mit dir anfangen soll?«
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Nur zu.«
    »Lass mich hier bei dir bleiben«, sagte der Kopf so überzeugend und lebhaft wie er konnte. »Ich könnte dir eine Menge beibringen, und es scheint, als könnte ich auch von dir vieles lernen.«
    »Was könntest du mir beibringen?«
    »Zunächst einmal«, sagte der Kopf, »könnte ich dir von den geheimen Geschichten der Welt erzählen – auf jeden Fall von denen, die mir bekannt sind – und vielleicht von ein oder zwei Orten, die noch nicht kartografiert sind.«
    Fischmehl musste zugeben, dass die Idee überaus faszinierend klang. Jeder, der als Kopf überleben und immer noch zusammenhängende Sätze von sich geben konnte, mochte noch mehr Tricks im… äh… Ärmel haben, sozusagen. Und schließlich hatte er erwähnt, dass er mindestens einige hundert Jahre alt war. Außerdem, was hatte er schon zu verlieren?
    »Das klingt viel versprechend«, sagte Fischmehl, »aber was besitze ich, das dich interessieren könnte?«
    »Drei Dinge«, sagte der Kopf. »Erstens: Gesellschaft. Ich möchte auf meiner Reise nach Spanien, oder wo immer wir hinfahren, nicht in einem Frachtraum festsitzen. Zweitens interessiert mich diese Archäo-Astronomie-Geschichte – ich habe schon immer gern neue Dinge gelernt, und wenn es eine alte neue Sache ist, dann umso besser.«
    »Und drittens?«
    »Drittens«, sagte der Kopf in einem Flüstern, das wohl ernster und verzweifelter klang, als er hätte zugeben wollen, »bin ich etwa eineinhalb Meter kleiner als früher, und meine Möglichkeiten sind äußerst eingeschränkt. Ich glaube, dass ich Menschen gut beurteilen kann, und meinem Urteil nach, hatte ich ungeheures Glück von jemandem wie dir gefunden zu werden. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich vollkommen deiner Gnade ausgeliefert. Deshalb habe ich dir alles angeboten, was ich besitze, in der Hoffnung, dass du sie mir weiterhin gewährst.«
    »Ich verstehe«, sagte Fischmehl. »Die geheime Geschichte der Welt sagst du?«
    »Ja – und mehr. Abgemacht?«
    Fisch dachte einen Augenblick über die ungewöhnliche Logik nach, die es so verlockend machte, dem Angebot zuzustimmen. Dann kniete er nieder und verbeugte sich ernst. »Abgemacht.«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Kopf und stürzte beinahe von dem Karton. »Übrigens – wie heißt du eigentlich?«
    »Mein Name ist Fischmehl. Und deiner?«
    Der Kopf setzte einen düsteren Blick auf, als würde er sich zu einer Größe aufrichten, die er nicht mehr besaß, die jedoch in seiner Erinnerung weiterlebte. »Du kannst mich Wasily nennen.«

 
KAPITEL

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