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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Erlkönige Odins Ansicht nach gegen die Riesen tun – sie überdauern?«
    »Nein«, sagte Wasily. »Die wichtigste Aufgabe der Erlkönige bestand darin, sie zu töten.«
     

     
    »Das Geschlecht der Götter, die so genannten Asen, und das Geschlecht der Riesen stammten beide von einem noch älteren Göttergeschlecht ab – den Wanen. Über sie war sehr wenig bekannt, außer dass sie von einem Ort kamen, über den selbst Odin keine Macht hatte. Die ersten beiden Wanen, deren Namen überliefert sind, waren die Brüder Buri und Ymir, die lange vor dem ersten Menschen auf die Erde kamen. Angeblich begann mit ihnen der Krieg. Alle beide gingen sie ihre eigenen Wege, und aus Buri entsprangen die Götter, während Ymir die Riesen zeugte.«
    »Wer sind ihre Frauen gewesen?«, fragte Fischmehl.
    »Wie viele der Götter, die nach ihm kamen, wählte Buri seine Frau aus einem Schwestergeschlecht der Wanen, die Nornen genannt wurden – diese Frauen waren auch als Sibyllen bekannt, ein anderes Wort für Prophetin.«
    »Sie sagten die Zukunft voraus?«
    »In gewisser Weise. Für den Augenblick können wir uns darauf einigen, dass sie die Zukunft kannten. Die Riesen wiederum wählten ihre Frauen aus dem Menschengeschlecht, und so kam es, dass sich die Riesen von den Göttern unterschieden. Ihre Kinder waren mächtig, langlebig und unbarmherzig. Lange Zeit kämpften sie darum, die Erde zu beherrschen, und die ganze Zeit über leisteten die Götter ihnen mühevoll Widerstand. Aber nichts währt ewig. Odin schickte seine Erlkönige, die er als seine eigenen Söhne betrachtete, auf eine Mission – sie sollten den ältesten der Riesen, Odins eigenen Onkel Ymir, ausfindig machen und mit seinem Herz zurückkehren. Auf diese Weise würde die Macht der Riesen gebrochen sein und nur dann könnten die Götter sich zur Ruhe begeben, in dem sicheren Wissen, dass die Erlkönige über die Welt wachen würden.«
    »Wie haben sie das geschafft?«
    »Ein Erlkönig nach dem anderen zog gegen Ymir in den Kampf, und einer nach dem anderen wurde von ihm besiegt. Erst dem Jüngsten von ihnen gelang es, Ymir zu erschlagen und den Göttern sein Herz zu bringen.«
    »Genau wie in der Geschichte«, murmelte Fischmehl.
    »Ja«, antwortete Wasily, »die ältesten Geschichten finden zuweilen überall Eingang – sogar in die Märchen. Die Geschichte von der Tat selbst wurde zur Legende – es hieß, dass die Erlkönige, oft auch ›die Söhne Bors‹ genannt, den Riesen Ymir erschlugen und die Flut seines Blutes all seine Kinder ertränkte. Bis auf einen, der mit seiner Frau in einem ausgehöhlten Baum Zuflucht fand und überlebte, um die nächste Generation Riesen zu zeugen. Dann schufen die Götter die Erde aus Ymirs Körper – sein Fleisch war das Land, seine Knochen die Berge, sein Blut das Meer – und sein Schädel ward der Himmel über der Erde.«
    »Sie haben die Erde erschaffen, nachdem Ymir erschlagen war?«
    »Klar«, sagte Wasily, »auf diese Weise werden historische Tatsachen zu Mythen und Legenden – und so werden Wahrheiten zu Geschichten, die zwar den Kern der Ereignisse weitertragen, aber nicht mehr von den Ereignissen selbst erzählen.«
    »Du sagtest, der Plan mit den Erlkönigen hatte zwei Teile«, sagte Fischmehl. »Wie steht es mit dem zweiten?«
    »Der zweite Teil machte die fast gänzliche Unsterblichkeit notwendig«, erklärte Wasily, »und er hatte etwas mit dem Ursprung der Götter selbst zu tun, mit einem Wesen, das die Ewige genannt wurde – die Älteste von allen.«
     

     
    »Odin, der zu den ältesten der Asen gehörte, war vor langer Zeit geboren worden, lange vor dem ersten Menschen. Sein Vater Buri gehörte zu den jüngsten der Wanen, die schon alt waren, bevor die Asen erschaffen wurden. Aber dieses Wesen, diese Sibylle, soll schon gelebt haben, lange bevor die Wanen überhaupt entstanden waren.«
    »War sie es, die du Gott genannt hast?«, fragte Fisch.
    »Sie kommt dem, was du mit dem Wort ›Gott‹ meinst, näher, als jedes andere Wesen, von dem ich Kenntnis besitze«, erwiderte Wasily. »Es heißt, dass alle Nornen von ihr abstammen. Man erzählte sich, dass drei Jungfrauen von ihrem Geschlecht unter den Wurzeln Yggdrasils leben. Dort weben und spinnen sie an einem Wandteppich, in den das Schicksal der Welt eingewoben ist. Im Mythos gibt es noch viele andere Nornen. Manche sagen, dass zu jedem Kind, das auf der Welt geboren wird, die eine oder andere Norne kommt und bestimmt, was sein Schicksal sein soll. Es

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