Der zerbrochene Himmel
hast du?«
»Was soll ich schon haben? Nichts.«
»Nein, du sagst mir nicht die Wahrheit. Was ist passiert?«
»Wie zum Teufel soll ich's dir denn noch sagen, daß nichts passiert ist? Mit Musik? Mit der Blaskapelle der Gemeinde?«
»Sprich nicht so vor dem Jungen!«
»Ich spreche, wie es mir paßt. Und wenn es einem nicht paßt, wie ich spreche, soll er seine Sachen packen und gehen.«
Als sie gerade begonnen hatten, die Pasta zu essen, schob Papà den Teller angewidert von sich.
»Die Pasta ist ja zusammengepappt, die kann man ja nicht mal runterwürgen!«
Das gleiche machte er bei der Hauptspeise mit gebratenen Meerbarben.
»Der Fisch stinkt.«
Mamà sprang auf, lief ins Bad und schloß sich ein.
Nach einer Weile stand Papà ebenfalls auf, ging zum Bad und klopfte an die Tür.
»Ernestí, mach auf!«
»Nein!«
»Ernestí, mach auf, ich muß pinkeln!«
»Pinkel von mir aus in die Hose!«
Papà antwortete nicht, er ging in die Küche und pinkelte in den Topf, in dem Mamà die Pasta gekocht hatte. Dann nahm er seinen Hut und seinen Regenmantel und sagte zu Michilino, bevor er ging: »Ich komm' heute abend nicht zum Essen, weil ich mit dem Zug um sieben nach Palermo muß. Ich komm' morgen nach Mitternacht zurück. Sag du's Mamà.«
Michilino war ernstlich verärgert, denn Papà hatte ihm keinen Kuß gegeben. Mamà hörte, wie die Tür zuschlug, und kam aus dem Bad. Ihre Augen waren rot vom Weinen.
»Sieh mal, Mamà, Papà hat in den Kochtopf da gepinkelt«, teilte Michilino ihr unverzüglich mit und mußte sich sehr unter Kontrolle halten, denn die Sache brachte ihn zum Lachen.
Mamà schien wahnsinnig zu werden und fing an herumzuschreien.
»Das Schwein! Schwein und Dreckskerl und Sauerei! Schuft! Kommt nach Hause, um sich die Hörner abzustoßen, die er nach außen trägt! Ah, aber da ist er bei mir falsch, der gnädige Herr! Wer soll denn in diesem Topf noch kochen? Schau, Michilino, leer ihn in die Toilette, und wenn der Müllmann kommt, geb ich ihn ihm. Ich kaufe einen neuen. Was für ein Dreckskerl! Wie hab' ich ihn bloß heiraten können?«
Am nächsten Vormittag, als Michilino Hausaufgaben machte,
ging Mamà fort, um Einkäufe zu erledigen und einen neuen Topf zu kaufen. Sie blieb lange weg, und als sie zurückkam, war die schlechte Laune über das, was Papà getan hatte, völlig verschwunden, ja, ihre Augen funkelten vor lauter Zufriedenheit.
»Mamà, warum kommst du denn so spät zurück?«
»Michilì, um meine Nerven zu beruhigen, bin ich ein bißchen in die Kirche gegangen, um mit Padre Burruano zu sprechen. Weißt du, im Vorübergehen habe ich gesehen, daß es im Filmtheater einen Film mit Tarzan gibt. Willst du nach dem Unterricht hingehen?«
»Ja.«
Während Mamà in der Küche das Essen zubereitete, tat sie nichts als singen.
Als er nach dem Unterricht die Treppe runterging, stieß Michilino auf Prestipino, der gerade heraufkam. Denn die Lehrerin gab Michilino Einzelunterricht von vier bis sechs und Prestipino von sechs bis acht.
»Warte, ich will dir was zeigen«, sagte Totò und suchte in seiner Tasche.
»Heute nicht, ich geh' ins Filmtheater und hab' keine Zeit. Zeig's mir morgen!«
»Hast du den Buchhalter kennengelernt?« fragte Prestipino lachend in all seinem Rotz, der ihm herunterlief.
»Ja.«
»Hat er dir ordentlich einen gewichst?«
»Nein.«
Als er die Eintrittskarte löste, sah er den Buchhalter ankommen. Sie betraten gemeinsam den Saal, doch der Buchhalter setzte sich weit weg von ihm hin, neben einen Sechzehnjährigen. Das Schlimme war nur, daß in der Tönenden Wochenschau Mussolini gezeigt wurde, der zu einer kleinen Gruppe von Menschen in faschistischer Uniform sprach. Sobald Mussolini redete, bekam Michilino einen Ständer. Zum Glück dauerte die Angelegenheit keine drei Minuten. Danach begann der Film, doch mehr als Tarzan und Dschän mochte Michilino den Affen Tschita, der ihn sehr amüsierte. Als der Film aus war, verließ Michilino den Saal, um nach Hause zu gehen, doch an der Kinokasse sah er Onkel Stefano, Mariettas Vater. Er hatte einen kleinen Koffer in der Hand.
»Onkel Stè, siehst du dir Tarzan an?«
»Nein, ich hab auf dich gewartet.«
»Wieso denn das?«
»Weil du heute nacht zu uns schlafen kommst. In diesem Köfferchen sind deine Sachen.«
»Und Mamà?«
»Deine Mutter ist für ein paar Tage zu Nonno Aitano und Nonna Maddalena gefahren.«
»Ohne mir etwas zu
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