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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Geburtstag eine Perlenkette und eine Sammlung Schallplatten von His Master's Voice geschenkt, auf denen auch einige Reden Mussolinis waren. Am Morgen nach der Beichte, als Mamà fortgegangen war, um Einkäufe zu machen, schaltete Michilino das Radio ein, kletterte auf einen Hocker und legte eine Platte von Mussolini auf. Er kletterte wieder hinunter und stellte die volle Lautstärke ein. Die kraftvolle Stimme des Duce, die aus dem Lautsprecher drang, dröhnte ihm entgegen, durchlöcherte seine Ohren, drang in sein Gehirn ein und schüttete kalte Schauer über seinen Rücken. Er verstand die Worte nicht, denn die Lautstärke war zu groß, aber es war genau so, wie wenn man sich mitten in einem Sturm voller Blitze befände, wie wenn man von einem rasenden Sturm erfaßt würde, der dich von der Erde hochhebt und hoch hinauf in den Himmel trägt. Von diesen Blitzen, von diesem Sturm gedrängt, streifte er von Zimmer zu Zimmer, benommen, berauscht, von rechts nach links taumelnd, die Knie butterweich, den Kopf an die Türen und an die Wände schlagend, hinstürzend und wieder aufstehend, das Vögelchen wurde so hart und so groß und dick und lang, daß er sich die Hose aufknöpfen und ihn heraus und frei lassen mußte, weil es ihm weh tat, ihn so in der Unterhose einzuzwängen. Als die Schallplatte zu Ende war, fand er sich auf dem Boden sitzend wieder, schweißgebadet, mit kurzem Atem wie nach einem langen Lauf. Er mußte ins Badezimmer gehen und das Vögelchen unter kaltes Wasser halten, damit es wieder erschlaffte und Michilino es in die Hose stecken konnte.
      »Ein Glück, daß wir in einem Haus wohnen«, dachte er, »denn mit Sicherheit hätten sich die Nachbarn wegen des großen Lärms beschwert.«
      Die Sache gefiel ihm ungeheuer. Bei der ersten Gelegenheit würde er es noch einmal tun.

    Als er am gleichen Abend vom Einzelunterricht bei der Lehrerin Pancucci zurückkam, fand er Mamà elegant gekleidet vor, hübsch zurechtgemacht und fröhlich.
      »Papà hat ein Telegramm erhalten und nach Palermo fahren müssen. Irgendwas mit seiner Arbeit, morgen kommt er zurück. Heute abend kommt Padre Burruano zum Essen her.«
    Der geistliche Herr kam mit einem Strauß Blumen und einem Tablett mit zehn Cannoli. Mamà hatte eine Suppe vorbereitet und Schwertfisch im Backrohr. In der Mitte des Tisches stand ein Teller mit Scheiben von Salami, von Mortadella, mit grünen und mit getrockneten schwarzen Oliven. Padre Burruano und Mamà leerten, während sie aßen und aßen, fast zwei Flaschen Wein. Am Ende waren sie beide sehr angeheitert.
      »Trink du doch auch ein bißchen Wein«, sagte Padre Burruano zu Michilino.
      »Was fällt Ihnen denn ein?« wandte Mamà ein. »Er ist doch noch viel zu klein, er hat noch nie getrunken, das kann ihn doch krank machen.«
      »Wann haben drei Fingerbreit Wein jemals einen Menschen krank gemacht?« fragte Padre Burruano.
      Und er füllte Michilinos Glas. Mamà riß den Mund auf und wollte Einspruch erheben, doch Padre Burruano kam ihr zuvor und zwinkerte ihr zu.
    »So wird er heute nacht gut schlafen, ohne aufzuwachen.«
    Mamà antwortete nichts.
      »Iß einen Cannolo dazu, dann rutscht er besser«, riet ihm Padre Burruano.
      Michilino begann zu trinken, einen Biß in den Cannolo und einen Schluck Wein, der Pfarrer zündete Mamà eine Zigarette an und eine auch für sich selber.
      »Was ist das für eine Geschichte, daß du einen Kommunisten umgebracht hast?« fragte der Pfarrer unvermittelt.
      Mamà sah ihn so entgeistert an, als wäre sie unter die Türken gefallen.
      »Michilino hat einen Kommunisten umgebracht?« fragte sie fassungslos.
      »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte Michilino und spürte, wie Wut in ihm hochstieg.
      »Monsignor Miccicchè. Du hast es ihm beim Beichten gesagt.«
    »Und Monsignor Miccicchè verrät, was einer ihm beim Beichten sagt?« fuhr Mamà auf. »Was für ein Glück, daß ich nie zu ihm beichten gegangen bin!«
      »Monsignor Miccicchè hat die Sache ja nicht wirklich ernst genommen, er hat sie für eine Kleinejungenphantasterei gehalten, was sie auch ist. Deshalb hat er's mir gesagt. Doch ich will, Michilino, daß du dich nicht von diesen Phantastereien fortreißen läßt und, vor allem, daß du mit niemandem über sie redest, wenn sie dich überkommen. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
      Wenn sie wollten, daß die kleine Abmurkserei von Maraventano eine Erfindung war, hatte er nichts dagegen. Schließlich

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