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Der zerbrochene Himmel

Der zerbrochene Himmel

Titel: Der zerbrochene Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Marietta tat, als würde sie abgestochen, irgendwann fing sie an mit der Stirn auf den Boden zu schlagen und gelegentlich den Boden abzulecken. In dieser Stellung reichten ihre Pobacken noch höher, und Michilino mußte sich, um weiterzumachen, auf die Zehenspitzen stellen und sich an Mariettas Hüften festklammern. Da war es, daß Michilino eine Art Jucken in seinem Vögelchen verspürte, während er sich vor und zurück bewegte, ein Jucken, das immer stärker wurde, immer stärker, weshalb es notwendig war, das Vögelchen in Mariettas Innerem zu kratzen. Die Schallplatte war schon vor einer ganzen Weile abgelaufen, als Marietta mit verzweifelter Stimme sagte: »Beiß mich, Michilì, beiß mich! Um Himmels willen, beiß mich doch!«
    »Wo?«
    »Wo's dir unter die Zähne kommt.«
      Michilino, der aufrecht stand, reckte sich über den ganzen Körper der Cousine, um nur ja nicht herauszurutschen. Sein Mund gelangte bis leicht oberhalb der Hüften, genau da, wo sich ein Fleischwulst befand. Er öffnete den Mund und biß.
      »Ahhhhhhhhh! Fester, fester!« sagte Marietta. »Beiß mich noch fester!«
      Michilino biß hinein wie ein Verhungernder, dann wollte er den Mund gerade wieder öffnen, um das Fleisch wieder loszulassen, als Marietta ihm sagte: »Beiß mich noch mal und noch mal und noch mal!«
    Michilino hatte den Geschmack von Mariettas Blut im Mund. Und dann legte er los. Er verbiß sich so fest wie ein wild gewordener Hund, und wie ein wild gewordener Hund riß er den Kopf nach rechts und links und versetzte Marietta so feste Stöße, daß es ihn selber überraschte, dazu fähig zu sein. In Marietta gab es Nasses, so viel Nasses, daß es ihr an den Beinen herunterlief. Michilino gab sich der Hoffnung hin, daß dieses Nasse Blut sein würde wie neulich, und der Gedanke daran vergrößerte die Wucht seiner Stöße. Und ganz plötzlich, als Marietta, die keine Stimme mehr hatte, nur noch grrrgrrrgrrr mit ihrer Kehle machte, daß man meinen konnte, sie würde gurgeln, spürte Michilino eine große Hitzewallung aus dem Vögelchen aufsteigen, in seinen Bauch dringen, in seine Brust, in seinen Kopf, in sein Hirn und danach hinten wieder hinuntersteigen, entlang der Wirbelsäule bis hinab zu den Fersen. Diesmal war er es, der aus Leibeskräften schrie. Er verharrte eine Weile regungslos und zog es dann heraus. Marietta fiel bäuchlings auf den Boden, sie war wie tot. Das Vögelchen war nun nicht mehr hart.
      Michilino ging in die Küche, er brauchte ein Glas Wasser. Er hielt das Glas unter den Wasserhahn, den er aufgedreht hatte, das Glas füllte sich, doch Michilino nahm es nicht weg, er blieb mit ausgestrecktem Arm stehen, das Wasser floß über und weiter über. Michilino war zu einer Statue geworden.
    Es war kein Kampf.
      Das, was Papà und Mamà nachts taten, wenn einmal Papà über Mamà war, ein anderes Mal Mamà über Papà oder Mamà auf allen vieren und Papà hinter ihr, das war kein Kampf, bei dem der Stärkere den Schwächeren unter sich begrub, nein, nein, es war ganz haargenau das gleiche, was er und Marietta gerade eben gemacht hatten. Und das war was? Wie hieß das? Endlich rührte er sich, trank das Wasser und setzte sich auf einen Stuhl. Er wollte darüber nachdenken, wie die Dinge sich verhielten, doch in diesem Augenblick kam Marietta herein, die sich den Unterrock angezogen hatte.
      »Du bist ja ganz verschwitzt, Michilì! So, wie du bist, erkältest du dich! Und ich will nicht, daß mein Verlobter krank wird. Geh dich waschen, und zieh dich dann an.«
      Sie ging zu ihm, sie strich ihm mit der Hand über die Haare, und mit derselben Hand streichelte sie flüchtig das Vögelchen, das wieder normal war. Heilige Muttergottes, wie Marietta nach Frau duftete! Sie duftete so sehr, daß Michilino einen Brechreiz aus seinem Bauch bis in die Kehle aufsteigen fühlte. Besser, wenn er aus der Küche ging.
    »Ja, ich geh' mich waschen.«
    »Beeil dich, nach dir will ich auch noch hinein.«

    Nachdem auch Marietta gewaschen und angezogen war, bat Michilino sie, mit ihm ins Eßzimmer zu gehen, weil er sie etwas fragen wollte. Sie setzten sich, aber Michilino wußte nicht, wo er anfangen sollte.
      »Also?« sagte Marietta. »Denk dran, wir müssen noch weg und die Kniestrümpfe bei mir zu Hause und bei deinem Nonno Filippo anheften.«
      »Mariè, ich bitte dich, klar und offen mit mir zu reden. Versprichst du mir das?«
    »Das versprech' ich dir.«
      »Mariè, manchmal, nachts, kommt

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