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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Fall sein würde. Es könne jederzeit geschehen, aber auch Stunden oder Tage dauern. Sie vermuteten eine vorübergehende Bewusstlosigkeit aufgrund eines tiefen Schockzustands, aber es konnte auch ein Koma sein. Die nächsten Stunden und Untersuchungen am kommenden Tag würden darüber mehr Aufschluss bringen.
    Davidson und Alicia hatten nur genickt, doch als der Arzt gegangen war, hatte Alicia ihren Bruder am Arm gepackt und gesagt, er müsse Mansfields Vater sofort anrufen und informieren, dass sein Sohn im Krankenhaus liege.
    »Habe ich schon getan«, entgegnete Davidson müde. »Aber Michaels Vater ist gerade geschäftlich in Indien unterwegs, um irgendwelche Bollywood-Filme einzukaufen, und im Augenblick nicht zu erreichen. Er wird erst nächste Woche zurückkommen.«
    Alicia schauderte bei dem Gedanken, dass Michaels Vater schon wieder so eine Hiobsbotschaft bekommen würde. Doch dann musste sie plötzlich an jemand andern denken.
    »Du musst unbedingt Karen anrufen!«
    »Ich habe ihre Nummer nicht«, entgegnete Tom.
    »Blödsinn, du hast immer ihre Nummer, falls etwas passiert.«
    »Ich will Karen aber nicht unnötig beunruhigen.«
    »Unnötig beunruhigen? Spinnst du? Michael liegt vielleicht für den Rest seines Lebens im Koma, und du willst Karen nicht Bescheid sagen?«
    Davidson wand sich. »Sie würde ihren Aufenthalt in Griechenland sofort abbrechen und hierher fliegen und … und … sie kann ihm im Moment sowieso nicht helfen.«
    »Tom«, sagte seine Schwester eindringlich, »das kannst du nicht machen. Karen hat ein Recht darauf zu erfahren, dass Michael hier bewusstlos im Krankenhaus liegt. Sie würde es dir niemals verzeihen, wenn du ihr nicht Bescheid sagen würdest.«
    »Ist mir egal. Es genügt doch, wenn du bei Michael bist.«
    Alicia erstarrte für einen kurzen Augenblick. Was hatte ihr Bruder vor? Wollte er sie ein zweites Mal mit seinem besten Freund verkuppeln? Und das in einer Situation, in der sich weder Michael noch Karen dagegen wehren konnte? Sie wollte ihm gerade eine scharfe Antwort erteilen, als Michaels Handy in Toms Jackentasche ertönte. Er hatte es eingesteckt, kurz bevor die Sanitäter Mansfield in den Krankenwagen geschoben hatten.
    Alicia erkannte Michaels Erkennungsmelodie und wollte das Handy aus der Jackentasche ihres Bruders reißen, doch dieser war schneller und hielt das Mobiltelefon fest in seiner Hand.
    Ein Blick in sein Gesicht, als er auf die Rufnummer des Displays starrte, sagte Alicia alles.
    Er nahm das Gespräch nicht an und ließ es so lange klingeln, bis Karen den Anruf beendet hatte. Danach stellte er den Rufton vorsichtshalber auf lautlos.
    »Du wirst sie nicht lange hinhalten können«, sagte Alicia, während Davidson das Handy wieder in seine Jackentasche steckte.
    »Lass das mal meine Sorge sein. Ich verspreche dir, dass ich sie anrufen werde, falls sich Michaels Zustand verschlechtert.«
    Alicia biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz. Sie war mit Toms Entscheidung keineswegs einverstanden und holte entschlossen ihr eigenes Handy hervor. »Ich glaube, ich werde Karen anrufen.«
    »Nein, das tust du nicht.«
    »Einer von uns muss es aber machen.«
    Davidson packte seine Schwester am Arm. »Bitte tu’s nicht. Oder willst du gegen Michaels Willen handeln? Glaub mir, er würde das nicht wollen.«
    Leider musste sie ihrem Bruder darin Recht geben. Auch sie glaubte, dass Michael es nicht gewollt hätte. Doch sie musste auch an Karen denken, wie sie das sehen würde. Karen würde sich von ihnen beiden im Stich gelassen fühlen, da war sie sich sicher.
    Davidson merkte, dass Alicias Arm unter seinem Druck nachgab. Sie entwand sich ihm, doch anstatt einen erneuten Telefonversuch zu machen, steckte sie ihr Handy in die Handtasche zurück. Thomas atmete erleichtert auf. Er hatte gewonnen.
    »Ich habe wirklich kein gutes Gefühl dabei. Selbst wenn mit Michael alles gut ausgeht, wird Karen dir dafür den Kopf abreißen. Und auf mich wird sie auch ewig sauer sein. Das wird sie uns niemals verzeihen. Wenn sie hört, dass ich die ganze Zeit neben Michael am Krankenbett gesessen und Händchen gehalten habe, wird sie entweder ausflippen oder Michael den Laufpass geben.«
    »So schlimm wird’s schon nicht werden«, wiegelte Davidson erneut ab. »Sie ist doch ein vernünftiges Mädchen, so wie du.«
    »Diese Schmeicheleien werden dir nichts nützen, weder bei ihr noch bei mir.« Sie seufzte und versuchte mit leichten Armbewegungen ihre verspannten Schultern zu

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