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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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wenn sie hier im Krankenhaus gelegen hätte? Bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
    Graham Winslow fuhr sich bei dem Gedanken an Mansfields Vater durch sein graues Kräuselhaar, das in letzter Zeit immer lichter wurde.
    »Shit, Mansfield senior wird uns die Hölle heißmachen, falls Mike bis zu seiner Rückkehr nicht wieder wach ist. Tom, Sie müssen den Mann unbedingt finden.« Ein bittender Blick traf Alicia. »Helfen Sie Mike so gut Sie können, Mrs. Davidson.«
    Alicia hob hilflos die Arme. »Ich fürchte, ich habe da kaum Möglichkeiten.«
    Winslow lächelte milde. »Sie helfen ihm, wenn Sie einfach nur da sind, und das ist auch für uns sehr beruhigend, glauben Sie mir.«
    »Gut, dann werde ich hier warten.«
    Winslow drehte sich zu Davidson um. »Los, Tom, kommen Sie. Sie haben viel zu tun. Und Sie, Mrs. Davidson, sagen uns Bescheid, sobald sich bei Michael etwas ändert. Versprochen?«
    »Versprochen.« Sie sah beide im Fahrstuhl verschwinden und wandte sich den Sitzplätzen vor dem Krankenzimmer zu. »Ja, ich werde warten«, murmelte sie. »So lange, wie du mich brauchst, Michael.«
    Nachdem eine Krankenschwester den Fahrstuhl einen Stock tiefer verlassen hatte, sagte Winslow zu Davidson: »Ihre Schwester ist immer noch in Michael verliebt, nicht wahr?«
    Davidson seufzte. »Ja, ich glaube schon.«
    »Aber warum hat sie ihn dann damals verlassen? Oder habe ich das falsch in Erinnerung?«
    »Nein, nein. Es war Alicia, die sich von ihm trennte.«
    »Aber warum um Himmels willen? Ich meine, er hat doch alles, was sich eine Frau nur wünschen kann. Er hat Geld und sieht gut aus …«
    »Ja, aber er ist ein Cop. Vor so einem Tag wie heute hat sie sich immer gefürchtet. So etwas wollte sie nie erleben.«
    Winslow verstand. Er selbst hatte eine Frau und drei Töchter, die jeden Tag um ihn bangten und froh waren, wenn er abends wieder gesund nach Hause kam. Er spürte oft, wie sehr seine Emma davor zitterte, eines Tages Besuch von seinen Kollegen zu bekommen, die eine schlechte Nachricht für sie hatten. Doch bisher war dieser Kelch gottlob an ihnen vorübergegangen. Ein Glück, das nicht jeder Polizist auf seinem Revier gehabt hatte.
    »Nun hat so ein Tag Ihre Schwester doch noch eingeholt, Tom. Niemand entkommt seinem Schicksal, weder Alicia noch Michael noch wir. Niemand weiß, was noch vor uns liegt. Außer sehr viel Arbeit.« Und innerhalb von Sekunden schlug seine philosophische Stimmung in polizeiliche Denkarbeit um, eine Eigenart, die Tom schon oft an ihm bemerkt hatte. »Wann meinen Sie mit dem Durcharbeiten der Akten fertig zu sein?«
    »Ich werde die ganze Nacht arbeiten, Sir. Wenn der Kerl dort zu finden ist, kriege ich ihn. Ganz sicher.« Noch immer klangen die Worte und die eisige Stimme des Anrufers in seinem Kopf wider. Er war sich sicher, diese Stimme nie mehr zu vergessen.
    Winslow nickte grimmig, während sie im Erdgeschoss den Fahrstuhl verließen und durch die Eingangshalle gingen. »Gut. Ich zieh Sie vom Außendienst ab. Allan und Rick werden Ihre und Michaels Schichten übernehmen. Ich sage Tess Bescheid, dass sie die Dienstpläne neu aufstellen soll. Und Tom …« Sie standen vor der Tür des Krankenhauses und wollten jeder zu seinem Wagen gehen, als Winslow innehielt und energisch mit dem Finger auf seinen Untergebenen zeigte. »Ich will morgen ein Ergebnis haben. Ich will seinen Namen!«
    »Den kriegen Sie, Chief«, entgegnete Davidson zuversichtlich, öffnete seinen Wagen und setzte sich hinter das Steuer. Doch er fuhr noch nicht los, sondern wartete, bis Winslows Lincoln den Krankenhausparkplatz verlassen hatte, und lehnte sich dann schwer in den Fahrersitz seines alten Dodges zurück. Er suchte die Fassade nach dem Fenster ab, hinter dem Michael in seinem Dämmerzustand lag, und als ob er eine innere Verbindung mit ihm aufnehmen wollte, schloss er die Augen und versuchte das Gesicht des Anrufers aus seinem Gedächtnis zu filtern.
    »Wer war es, Mike? Wer hat dir das angetan?«
    Einige Stockwerke über ihm saß seine Schwester im Flur vor Mansfields Krankenzimmer und dachte daran, wie sie ihn vor zwei Jahren verlassen hatte.
    Tom hatte sehr unter dieser Entscheidung gelitten. Er fühlte für Michael wie für einen Bruder und hätte gerne gesehen, dass sie beide geheiratet hätten und sie eine gemeinsame Familie geworden wären. Aber schon nach einem halben Jahr war alles vorbei. Sie hatte es nicht ertragen können, jeden Tag um die Menschen zu bangen, die sie am

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