Der Zirkel Des Daemons
hier ein Haufen Knochen gefunden wurde.«
Am dunkler werdenden Horizont kam Tiverton ins Blickfeld, ein grauer Schemen, überragt von einer Kirche und einer Burg, deren bröckelnde Mauern sich inmitten schmaler Straßen und hoher Bäume einander zuneigten.
Sie hielten auf einem Feldweg ein Stück weit von Cranmore Castle entfernt an. Die Burg war kaum mehr als ein unförmiger Klumpen, grau in der Nacht, aber grün überwuchert bei Tage, eine Erhebung im Dickicht, wo früher Menschen gelebt hatten, die es längst nicht mehr gab.
»Ich hatte mir die Burg ein wenig … burgähnlicher vorgestellt«, sagte Jamie.
»Nichts hält ewig«, sagte Nick. »Außer natürlich Dämonen.«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein ganz außerordentlich charmanter Gesprächspartner bist?«, fragte Jamie.
»Nein«, erwiderte Nick wahrheitsgemäß.
»Das überrascht mich aber wirklich«, sagte Jamie, und
Nick warf ihm ein schiefes Lächeln zu. Sein Blut pulsierte schon schneller durch die Adern.
Es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand versehentlich den Standort des Jahrmarkts ausgeplaudert hatte. Alle, die hierher kamen, waren auf einen Kampf vorbereitet. Sie alle mussten sich darüber im Klaren sein, dass sie in der Marktnacht von Magiern angegriffen werden konnten, die versuchen würden, all ihre Feinde auf einen Schlag zu vernichten.
Die Atmosphäre einer Marktnacht war stets von nervöser Erregung erfüllt, denn der Markt balancierte förmlich am Rande eines Abgrunds.
Nick schaute in die Nacht und grinste breit. Genau das war der Grund, warum er den Jahrmarkt der Kobolde so liebte.
»Wo ist denn nun dieser Markt?«, rief Mae.
Alan antwortete ihr, ehe Nick ihr einschärfen konnte, ab jetzt etwas diskreter zu sein. »Ich habe eine Wegbeschreibung«, sagte er. »Wir müssen am verkrüppelten Baum links, den ausgetretenen Pfad entlang und dann immer dem Mond nach.«
Jamie blinzelte und sagte: »Danke, Alan, das war sehr aufschlussreich.«
Sie verließen den Wagen und betraten die Dunkelheit einer Landstraße, die auf beiden Seiten von Feldern und Bäumen eingerahmt wurde. Im Mondlicht war Jamies Gesicht bleich. Nick hatte Jamie vorhin nur einen flüchtigen Blick zugeworfen und lediglich erleichtert bemerkt, dass er nicht so aufgetakelt war wie Mae, aber jetzt da er
genauer hinschaute, meinte er zu erkennen, dass der Junge dünner war als noch vor wenigen Wochen. Er und seine Schwester zitterten, aber bei Mae war es wohl aus freudiger Erregung. Jamie dagegen schien Angst zu haben.
Sobald Alan Jamies Unsicherheit bemerkte, benahm er sich wie eine Glucke, die das schwächste Küken des ganzen Hühnerhofs beschützt.
»Ich kenne den Weg«, sagte er und packte das warme, liebenswürdige Lächeln hervor, bei dem die Leute immer vergaßen, dass er sechs Waffen am Leib trug. »Komm mit mir.« Er schaute Jamie an und sagte dann noch: »Wir finden uns schon zurecht, es sei denn, Mae blendet uns alle mit ihrer Pracht.«
Jamie schaute an sich hinunter. »Nun, ich dachte … ich dachte, dass ich eigentlich immer so aussehe, wie ich wirklich bin. Deshalb …«
Alans Lächeln verlor etwas von seiner Mütterlichkeit. Dafür schlich sich Anerkennung in seinen Blick. »Das geht mir genauso.«
Nick war froh, dass Alan über Jamies Hemd, die Jeans und den kleinen Ohrring keine großen Worte verlor. Alles in allem befürwortete er Jamies Entschluss, halbwegs normal auszusehen. Sein Blick spiegelte wohl seine Gedanken wider, denn als er Alan den Hügel hinauf folgte, gesellte sich Mae zu ihm und sagte angriffslustig: »Du bist auch anders angezogen«, erklärte sie. »Du bist ganz in Schwarz und du hast ein Schwert dabei. Warum sollte das etwas anderes sein als bei mir?«
»Meine Kleidung hat einen Grund.«
In Maes Blick lag jetzt Neugier. »Und der wäre?«
»Ach«, sagte Nick spöttisch und verschmitzt. »Das wirst du schon noch merken.«
Jetzt lächelte er sie richtig an und schaute in ihr Gesicht, das zu ihm emporgewandt war. Dann ermahnte er sich, dass er die Finger von diesem Mädchen lassen musste. Ungeduldig und ärgerlich über sich selbst, schüttelte er den Kopf und beschleunigte seinen Schritt, sodass sie rennen musste, um mitzukommen.
Die Zweige und Äste über ihren Köpfen waren ineinander verschlungen wie monströses Getier, das begehrlich auf sie lauerte. Das Blattwerk war so dicht, dass kein Mondlicht durchdrang. Alans rötliches Haar wirkte schwarz, als Nick zu ihm aufschloss.
Alan brach seinen
Weitere Kostenlose Bücher