Der Zirkel Des Daemons
Glocken, die stets das Lied singen, das euer Herz am meisten erfreut?«
»Nein danke«, sagte Nick, »wir haben MTV.«
Phyllis spähte zwischen dem glitzernden Metall und dem Kristall der Glocken und Schellen hindurch und ihr Gesicht erhellte sich. »Ach, Nick, du bist es! Alan, mein Süßer, komm her und gib einer alten Frau einen Kuss. Du wirst jedes Jahr größer.«
»Und du wirst jedes Jahr jünger«, sagte Alan, beugte sich unter den Glocken hindurch und küsste sie.
Die Budenbesitzer des Jahrmarkts der Kobolde legten gegenüber Alan die gleiche gönnerhafte Haltung an den Tag wie alle Lehrer,Vermieter und Supermarktverkäufer.
Die menschliche Natur blieb, was sie war, egal ob man Amulette oder Toilettenpapier verkaufte.
»Besänftigende Glocken für deine arme Mutter?«, bot Phyllis ihm an. »Sie beruhigen unter Garantie einen aufgewühlten Geist. Ich mache dir ein Sonderangebot.«
»Nicht heute Nacht, Phyllis«, sagte Alan. »Nick wird tanzen und wir müssen ein Sprechamulett kaufen. Hast du Merris gesehen?«
»Nein«, antwortete Phyllis und mit einem Mal glänzten ihre Augen heller als ihre Glocken. »Nick tanzt?«
Nick packte Alan am Kragen und zerrte ihn von dem Stand weg. Alan protestierte, aber er machte keine Anstalten, zurückzugehen. Nick hatte es vergessen, aber jetzt erinnerte er sich daran. Er erinnerte sich, wie er sieben gewesen war und sein Vater ihn das erste Mal gebeten hatte zu tanzen. Wie alle ihn angestarrt hatten, weil er so jung war und weil ihm das Tanzen so leicht fiel. Weil die Dämonen ohne zu zögern zu ihm kamen.
Die Leute, die in den Kreisen tanzten, waren keine Magier. Sie mussten nur über genügend Koordinationsvermögen verfügen und innerhalb des Kreises bleiben. Trotzdem sah ihr Tanzen aus wie Magie. Wenn die Leute gewusst hätten, dass Nicks Mutter eine Magierin war, wenn sie gewusst hätten, wie sehr ihn sein Talisman schmerzte, dann hätten sie auch gewusst, dass es bei ihm wahrhaftig Magie war.
Alans schmale, schlaksige Gestalt blieb schützend hinter Nick. Er sagte kein Wort und so fühlte sich Nick am wohlsten.
»Wie wär’s mit einem Schwert, im Blitz geschmiedet? Holt euch eine echte, unverfälschte Blitzschneide! Ein magisches Messer gibt’s gratis dazu!«
Das Schimmern von scharfem Stahl unter den bunten Lichtern zog Nick an wie der Strahl eines Leuchtturms. Alan kam mit, hielt ihm immer noch den Rücken frei und nickte anerkennend beim Anblick des herrlichen Schwertes, nach dem Nick instinktiv gegriffen hatte. Carl hatte diesen Monat einige tolle neue Stücke.
»Hier gibt es auch Händler für magische Waffen?«, fragte Jamie entgeistert.
»Wir brauchen nun mal Waffen«, sagte Alan. »In der normalen Welt kosten sie eine Menge Geld. Hier auf dem Markt kann man handeln und auch Kredit bekommen.«
Nick zog das Schwert aus der schmalen Lederscheide. Es gab ein leichtes, verführerisch summendes Geräusch von sich, als ob es Nick bat, es mit nach Hause zu nehmen.
Aber es sah teuer aus und ein Kurzschwert war außerdem leichter zu transportieren.
Nick wog das Heft in der Hand. Es passte sich seinen Fingern an. Die Klinge war perfekt ausbalanciert. Als er ein paar Schritte zurücktrat und einige leichte Finten vollführte, fühlten sich die Bewegungen der Waffe so natürlich an wie die seiner eigenen Muskeln. Er riss sich vom Anblick des schimmernden Metalls los und schaute auf, direkt in Alans warme, lächelnde Augen.
»Gefällt’s dir?«
»Wir können es uns nicht leisten«, sagte Nick. Er wollte vernünftig klingen, aber er hörte selbst, wie kurz angebunden und gepresst seine Stimme war.
»Oh, aber vielleicht könnten wir …«, wollte Mae sagen.
»Nein!«, fuhr Nick sie an.
»Nein, vielen Dank«, sagte Alan zu ihr, freundlich, aber bestimmt. »Schon gut, Nick. Ich habe etwas gespart. Das ist der erste Markt seit deinem Geburtstag. Hast du gedacht, ich würde dir gar nichts schenken?«
»Oh«, sagte Nick.
Das war also der Grund, warum das Schwert wie für ihn gemacht schien. Es war für ihn gemacht. Alan konnte nicht mit dem Schwert kämpfen. Er hatte keinen Gleichgewichtssinn mehr, aber er wusste alles über eine gute Klinge. Nick betrachtete wieder das herrliche tödliche Ding in seiner Hand, und während er das tat, lächelte er.
»Gefällt’s dir?«, fragte Carl mit einem breiten Grinsen. Er warf Nick die Schwertscheide zu, die dieser mit der freien Hand auffing, ohne den Blick von dem Schwert zu nehmen.
Nick zuckte mit den
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