Der Zirkel Des Daemons
zerstören, wurde immer stärker. Stattdessen ging er zu dem Couchtisch, wo Alan saß und müde und klein wirkte.
Sämtliche Papiere auf dem Tisch waren mit magischen Symbolen übersät, mit Zeichnungen von Dämonenkreisen und Schutzamuletten. Einige der Blätter waren mit Alans krakeliger Handschrift dicht beschrieben, auf anderen, die offenbar verworfen worden waren, stand nur eine Zeile.
»Der Plan hier gefällt mir«, sagte Nick und fischte ein Blatt mit nur einem Satz heraus.
Darauf stand in wütend wirkenden Buchstaben: Sie alle umbringen.
»Ein schöner Plan, aber er würde nicht funktionieren«, sagte Alan mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich muss mit Merris reden. Ich habe die Telefonnummern von einem Dutzend Leuten, die für sie arbeiten, aber keiner will mich zu ihr durchstellen.«
»Kann sie uns helfen?«, fragte Nick. »Ich weiß es nicht«, sagte Alan und wieder lag Düsternis in seinem Ton. »Gott, ich hoffe es. Vielleicht müssen wir bis zum Jahrmarkt der Kobolde warten, dort werden wir sie auf jeden Fall treffen.«
Nick neigte zustimmend den Kopf. Dann zögerte er. Er wusste nicht genau, wie er sagen sollte, was er sagen wollte. Einen Moment lang war er versucht, gar nichts zu sagen. Aber dann schaute er hinunter auf Alans gebeugten Kopf und versuchte es trotzdem.
»He!«, sagte er und verstummte kurz wieder. »Du hast ein Dämonenmal auf deinem Körper. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um …« Er dachte an seine Mutter, an Mae und an das Mädchen auf dem Foto. »Kümmere dich jetzt um niemand anderen. Wenn es dir so viel bedeutet, werde ich etwas wegen Mum unternehmen. Ich werde einen Weg finden, ihr zu helfen. Was immer du brauchst, ich werde es tun. Sieh nur zu, dass alles mit dir in Ordnung kommt. Nichts sonst spielt jetzt eine Rolle.«
Alan schaute ihn mit dunklen, sorgenvollen Augen an. Dann sagte er: »Ich weiß, dass sie nicht gut zu dir ist, aber du hast dein ganzes Leben mit ihr zusammen verbracht. Löst nicht die Vorstellung, dass sie sterben könnte …« Er schluckte. »Kümmert es dich gar nicht?«
Nick sah zu ihm hinunter und fragte sich, warum Alan ihn so flehentlich anschaute. Er hatte doch schon gesagt, dass er helfen würde.
»Dich kümmert es«, sagte er. »Das reicht. Ich werde ihr helfen, obwohl es mir egal ist. Was für eine Rolle spielt das?«
Alan senkte wieder den Blick.
»Wir gehen zum Jahrmarkt der Kobolde und bringen alles in Ordnung«, sagte Nick forsch. »Noch einmal: Denk an dich und nur an dich.«
In einer neuen Schule brauchten die Lehrer immer eine Weile, bis sie mit Nicks Leseschwäche durch waren, und Nick brauchte eine Weile, bis er mit den Mädchen durch war. So war es auch diesmal. Irgendwie beruhigend. Aber
zu Hause herrschte eine angespannte Stimmung. Bei dem leisesten Geräusch griffen sie zu den Waffen, in der Erwartung, dass die Magier ihre Ankündigung wahr machen und versuchen würden, sich Alan zu schnappen. Da er und Alan sich noch dazu neue Jobs suchen mussten, hatte Nick in der ersten Woche, die sie in London verbrachten, keine Zeit, irgendetwas wegen Alans Markierung oder dem geheimnisvollen Foto zu unternehmen.
Aber er dachte über beides nach und konnte nicht umhin, Alan ständig im Auge zu behalten, für den Fall, dass dieser einen erneuten Ausreißversuch unternahm. Und so war es eine große Erleichterung, als Alan ihm mitteilte, dass der nächste Jahrmarkt der Kobolde in vier Tagen in der Nähe von Tiverton stattfinden würde.
»Zufällig haben sie denjenigen der traditionellen Orte ausgewählt, der Exeter am nächsten liegt«, sagte Alan. »Wir können Mae und Jamie auf dem Weg dorthin abholen.«
Nick verdrehte die Augen. »Ich freue mich schon riesig.«
Vielleicht würde er als Nächstes ein Bild von Mae in einem Buch versteckt finden. Nick verengte die Augen bei diesem Gedanken, was Alan nicht entging.
»Du musst nicht tanzen, das weißt du«, sagte er.
»Ich habe dir doch gesagt«, gab Nick zurück, »dass ich es will.«
Er würde dafür sorgen, dass sich Alans Markierung und die Gefahr, in der sich seine Mutter befand, in Luft auflösten, und er würde die Wahrheit über Marie he rausfinden.
Seinem Bruder würde nichts geschehen. Alles würde sein, wie es vorher war.
Alan nahm den Telefonhörer ab, um Jamie anzurufen.
Sie verabredeten sich mit Mae und Jamie vor den alten Parkanlagen von Northernhay Gardens in Exeter, direkt an der römischen
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