Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan

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beäugte ihn mit einer, wie Nick fand, ungebührlichen Feindseligkeit, schon jetzt. Normalerweise dauerte es ein paar Wochen, bis es Nick so weit gebracht hatte, dass die Leute ihm solche Blicke zuwarfen.
    »Carr«, sagte der andere schließlich. »Joe Carr.«
    Er war von der üblichen Sorte: Er würde wahrscheinlich die ganze Zeit knurren und versuchen, Nick ein Bein zu stellen, wie ein Terrier im Hinterhof einen Rottweiler
zu reizen versucht. Aber genauso wie ein Terrier würde er ständig in der Nähe sein und Nick keinen ernsthaften Ärger machen.
    Alan hatte ihm das Versprechen abgenommen, nicht mit dem Rauchen anzufangen. Nick bedauerte das immer am ersten Schultag in einer neuen Schule, weil er lieber geraucht hätte, statt zu reden. Nick hasste es, mit Fremden zu reden. Früher oder später stieß er mit einer Bemerkung sein Gegenüber vor den Kopf, und dann musste er seinen bösen Blick aufsetzen, um alle einzuschüchtern.
    Eine neue Schule war jedes Mal eine Qual. Er konnte noch die Worte seines Vaters hören, der ihm immer wieder eingebläut hatte, sich einzufügen, nicht aufzufallen, der ihn beschworen hatte, zu versuchen, wie alle anderen zu sein. Ihr aller Leben hing davon ab.
    »Schön habt ihr’s hier«, sagte Nick nach einer Weile. »Hübscher Ausblick. Besonders diese platinblonde Cathy.«
    » Cassie ist mein Mädchen«, fuhr Joe ihn an.
    Das erklärte die Feindseligkeit. Vermutlich hatte Joe beobachtet, wie Nick schamlos mit Cassie geflirtet hatte.
    »Uups«, sagte Nick. »Aber komm, was soll’s?«
    Die anderen beiden Jungen kicherten und Nick grinste sie an. Wieder einmal hatte er die richtige Gruppe erwischt. Als er klein war, wurde er von denjenigen angezogen, die ihm vertraut vorkamen: Er hatte versucht, sich mit Leuten anzufreunden, die Alan ähnelten; mit Leuten, die zu viel redeten und immer ihre Hausaufgaben machten
und denen er, wie er sich im Nachhinein eingestehen musste, immer irgendwie unheimlich gewesen war.
    Aber so war es viel besser. Sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen.
    In der nächsten Stunde setzte er sich in die hinterste Reihe neben Lewis, den Jungen, der nicht geraucht hatte. Er dachte immer noch an das Mädchen auf dem Foto aus Durham, und er vergaß völlig zu reden, was ein Fehler war. Ununterbrochenes Schweigen macht Menschen nervös.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Lewis und rückte so weit wie es ging von Nick weg.
    »Klar«, gab Nick kurz angebunden zurück. Dann dachte er an seinen Vater. »Nur etwas Ärger mit einem Mädchen«, fügte er hinzu.
    Der andere Junge seufzte und wirkte beruhigt. »Mädchen machen immer Ärger.«
    »Ja«, meinte Nick geistesabwesend.
    Er dachte weiter an das versteckte Foto, an die geheimnisumwitterten Umstände von Alans Abwesenheit. Er hatte kein Problem damit, wenn sich Alan in Mädchen wie Mae verknallte, Mädchen, die nicht an ihm interessiert waren und die man leichten Herzens zurücklassen konnte. Ein Mädchen, das dafür sorgen konnte, dass Alan Nick anlog, war allerdings etwas, das er nicht dulden würde. Er musste wissen, was los war.
    Er grinste Lewis an. »Sie wird mir nicht mehr lange Ärger machen.«
    Nach der Stunde gingen alle nach draußen und lungerten
eine Weile mit ein paar Mädchen vor einem Kiosk herum. Leider war keins der Mädchen die hübsche, platinblonde Cassie.
    Nick kam erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Er war zufrieden damit, sich einen Platz in der Gruppe erobert zu haben. Wieder dachte er, dass sein Vater stolz auf ihn wäre.
    Er fand Alan im Wohnzimmer vor, wo er vor dem Couchtisch auf dem Boden saß. Der niedrige Tisch war mit Papieren übersät und Alan hatte den Kopf in den Händen verborgen.
    »Alan«, sagte Nick in einem Ton, der zu hören verlangte, dass alles in Ordnung war.
    Alan hob den Kopf. »Hallo«, sagte er und versuchte ein Lächeln. »Ich habe … Ich habe dich nicht hereinkommen hören.«
    »Ist was los?«, wollte Nick wissen. »Was denn? Tut dir das verdammte Mal weh?«
    Das zufriedene Gefühl erfolgreich erledigter Arbeit verpuffte. Abrupt überkam Nick der Wunsch, etwas zu zerschmettern.
    Alan seufzte. »Nein.«
    Nick ging ein Licht auf, so klar und unausweichlich, wie jeden Morgen die Sonne am Horizont erscheint.
    »Es geht um diese dämliche Botin und um das, was sie zu dir gesagt hat. Stimmt’s?«
    »Ich versuche einfach, einen Plan auszuarbeiten«, sagte Alan.
    Seine Stimme klang zerschlissen und dünn wie ein abgetragenes
Hemd. Nick hasste das: Sein Drang, etwas zu