Der Zirkel Des Daemons
Schultern. »Gar nicht übel.«
»Ich möchte behaupten, dass es mir ziemlich gut gelungen ist, wenn ich das mal so sagen darf«, plusterte sich Carl auf. »Dein Bruder wollte nur das Beste. Ich wünschte, ich hätte so einen Bruder.«
»Ja«, sagte Nick. »Er ist auch nicht so übel.«
»Außerdem glaube ich, dass wir ein magisches Messer gut gebrauchen können, zumal es ja gratis ist«, sagte Alan
und steckte sich eines ein. Dann bezahlte er das Schwert, während Nicks Augen immer noch auf dem Schwert lagen.
Sie gingen weiter, schlenderten durch die Käufer, an Musikern, deren Instrumente wie menschliche Stimmen klangen, und an den vielfältigen bunten, faszinierenden Buden und Ständen des Marktes vorbei. Nick brachte es nicht über sich, das neue Schwert in der Scheide verschwinden zu lassen. Er hätte am liebsten gleich heute Nacht damit trainiert. Überhaupt hätte es eine herrliche Marktnacht sein können.
Unglücklicherweise waren er und Alan nicht allein zum Jahrmarkt gekommen.
Hinter ihnen sagte Mae: »Dieser ganze Kram - das ist alles magisch, oder? Aber habt ihr nicht gesagt, dass die Magier die Bösen sind. Wo ist der Unterschied?«
»Der Unterschied, mein liebes Mädchen«, sagte eine neue, aber vertraute Stimme zu ihrer Linken, »besteht darin, dass wir magische Gegenstände benutzen, aber selbst keine magischen Kräfte haben.«
Da war sich Nick nicht so sicher, doch für den Jahrmarkt der Kobolde war dies eine Sache der Ehre. Magier waren diejenigen, die sich von der magischen Macht, über die sie verfügten, zum Bösen hatten verführen lassen. Der Jahrmarkt der Kobolde war vor langer Zeit entstanden, um den Opfern der Magier Hilfe und Schutz zu bieten. Alle Marktleute behaupteten, Nachfahren jener Menschen zu sein, die hinter die Geheimnisse der Magier gekommen waren und sich geschworen hatten, Magie nur
einzusetzen, um den Unschuldigen und Schutzlosen zu helfen. Niemand wollte zugeben, dass man Magier und ihre Machenschaften am ehesten durchschaute, wenn man zu ihrer Familie gehörte oder gar selbst über magische Kräfte verfügte.
Nick hielt das für genauso dämlich wie das Leugnen der Tatsache, dass der Markt keineswegs ausschließlich einem Kreuzzug gegen die Magier diente. Heute ging es genauso darum, Magie zum Schutz des eigenen Lebens einzusetzen, und natürlich auch darum, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Alle gaben vor, die Welt sei anders, als sie war. Das hätte Nick nicht überraschen sollen. Immerhin wussten die meisten Leute nicht einmal, dass Magie überhaupt existierte. Menschen waren gut darin, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen.
Die Stimme fuhr fort: »Magier bieten den Dämonen Menschen als Opfer an. Dafür geben ihnen die Dämonen alles, was sie verlangen. Wir Marktleute können Dämonen nur im Tanz anrufen. Wir würden sie lieber gar nicht beschwören, aber wir sind verzweifelt. Auch die Dämonen kommen nur aus Verzweiflung. Sie hungern nach unserer Welt, sodass ihnen auch nur der kleinste Schatten davon besser erscheint als nichts. Aber sie geben auch nur wenig als Gegenleistung. Und so müssen wir den Magiern gegenübertreten, nur mit den Informationen bewaffnet, die wir den Dämonen entlocken können, und mit unbedeutenden magischen Spielzeugen. Das sind keine guten Aussichten, weshalb ich der Meinung bin,
dass wir auch anfangen sollten, Dämonen Opfer darzubringen, um der guten Sache willen. Wir können gleich mit Leuten anfangen, die dumme Fragen stellen.«
Merris Cromwell tauchte aus dem Schatten ihres nur schwach beleuchteten und überfüllten Standes auf. Ihr Kleid schleifte beim Gehen über den Boden. Sie trug ihren Talisman in Form einer Brosche. Kristalle, Knochen und Seidenschnüre bildeten unter geeistem Glas ein kompliziertes Muster. Die Brosche war ihr einziger Schmuck. Sie war nicht der Typ, der sich auf irgendetwas verließ, was andere organisierten, und so hatte sie vor ihrem Stand eine eigene Lampe mit einem scharlachroten Schirm aufgestellt. Rötliches Licht fiel auf ihr Gesicht, auf das kantige Kinn und die mit grauen Strähnen durchzogenen Haare, die zurückgekämmt waren und eine Stirn freigaben, die so hoch war wie eine Kirchenkuppel.
Jeder auf dem Markt hatte sich spezialisiert. Phyllis verkaufte Glocken und Schellen, die Davis-Familie sagte schon seit Generationen die Zukunft voraus, die Morris-Brüder arbeiteten mit Metallen jeglicher Art und die stummen Zwillinge boten magische Worte in jeder Form an, als Bücher,
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