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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Tafeln und Pergamentrollen. An Merris’ Stand gab es augenscheinlich von allem etwas. Sie hatte sich auf das Beste von allem spezialisiert.
    »Sie macht nur Spaß«, erklärte Alan, zu Mae gewandt. »Merris, das sind Jamie und Mae.«
    Merris verbeugte sich leicht. »Alans junge Dame, nehme ich an.«

    Mae errötete. »Ähm … nein.«
    »Dann gehörst du also zu dem jungen Nicholas«, sagte Merris wegwerfend. »Ich kann nicht verstehen, was die Frauen an dir finden.«
    Nick grinste sie an. »Das weißt du erst, wenn du es ausprobierst.«
    Merris warf ihm einen Blick zu, der Steine hätte zertrümmern können, und Alan mischte sich rasch ein und versuchte, sie abzulenken. »Es sind Leute, denen wir helfen wollen, Merris. Nick wird heute Nacht tanzen. Wir brauchen ein Sprechamulett.«
    Sie dachte einen Moment lang nach und beugte sich dann vor, um aus der Unmenge an Gegenständen auf ihrem Tisch eine Tontafel zu fischen. »Kannst du das für mich übersetzen? Ich brauche es nächsten Monat«, sagte sie. »Pass auf, dass Nicholas die Tafel nicht in die Finger bekommt. Sie ist fünftausend Jahre alt.«
    Alan schaute die Tontafel an und nickte. Da drückte sie ihm eine schimmernd weiße Muschel an einer Kette in die Hand und schloss seine Finger darum. Merris Cromwell war die einzige Händlerin auf dem Jahrmarkt der Kobolde, die kein Geld als Bezahlung akzeptierte. Sie handelte mit Gefälligkeiten. Sie hatte genug Geld, wobei niemand sagen konnte, woher. Ihre Währung war Macht.
    »Alan, was ist das für eine Sprache?«, wollte Mae wissen. Sie blickte aufgeregt auf die Tafel. Kein Wunder, dass Alans Zuneigung zu ihr so beharrlich war. Sie war über alle Maßen wissbegierig.

    »Sumerisch«, sagte Alan.
    »Die älteste Schriftsprache der Welt, aus der ältesten Zivilisation der Welt«, erklärte Merris herablassend. »Es war ebenfalls die Schriftsprache Babylons. Die Hälfte dessen, was wir über Magie wissen, stammt von den Sumerern. Ich weiß wirklich nicht, was man den Kindern heutzutage in der Schule beibringt.«
    Mae wirkte beeindruckt. »Du kannst Sumerisch lesen?«
    Nick dachte, dass Merris Cromwell Alan so sehr mochte, wie sie etwas nur mögen konnte, das kein magischer Gegenstand war, aber nichtsdestotrotz war sie hauptsächlich Geschäftsfrau. Das Süßholzgeraspel über die Sumerer langweilte sie zutiefst und sie wandte sich Nick zu.
    »Welchen deiner Dämonen willst du anrufen?«
    »Anzu«, sagte Nick.
    Früher hatte man ihn ausgelacht, weil er lediglich in der Lage war, zwei Dämonen zu beschwören, aber er konnte sie schneller herbeirufen als jeder andere, und niemals unterlief ihm ein Fehler dabei.
    »Ähm, Entschuldigung, aber wie genau beschwört man einen Dämon durch Tanzen?«, wollte Jamie wissen, dessen Blick zwischen Merris und ihrem Stand hin und her wanderte. Er war vom Glanz dessen, was ihn umgab, genauso gebannt wie Mae, und er lächelte wieder auf seine eigene, nervöse Art, die Nick mittlerweile vertraut war. »Stehen Dämonen auf Discomusik?«
    Er war so merkwürdig. Nick begriff ihn einfach nicht.

    Merris Cromwell machte ein Gesicht, als hätte noch nie jemand in ihrer Gegenwart das Wort »Discomusik« geäußert. Sie ließ sich nicht dazu herab, Jamie einer Antwort zu würdigen, sondern nickte nur einem Mann im Schatten zu, den Nick nicht erkannte und der nun Merris’ Platz hinter ihrem Stand einnahm. Merris schritt über den Jahrmarkt der Kobolde und zog die anderen in ihrem Fahrwasser hinter sich her, bis sie den Platz der Tänzer erreicht hatten.
    Es war eine Stelle, wo keine Buden mehr standen, wo aber dennoch viele Leute waren, eine Lichtung voller Licht und Musik. Dutzende von kleinen Lampen schimmerten in den Bäumen, so hell wie Sterne, die sich in den Zweigen verfangen hatten, und unter ihrem Schein wirkte das Gras silbern und die Nacht hinter den Köpfen der Tänzer so dunkel wie ein Samtvorhang.
    Sechs Paare standen schon bereit. Die Frauen trugen bunte Kleider und weite Röcke, die schaukelten wie Blumen, die bei Einbruch der Dunkelheit ihre Kelche geöffnet hatten. Die Männer waren ihre schwebenden Schatten, alle ganz in Schwarz gekleidet, und Nick spürte Maes Blick auf sich ruhen.
    Nick warf ihr von der Seite her ein leichtes Lächeln zu und konzentrierte sich auf die Tänzer, besonders auf ein Mädchen in Mohnblumenrot. Wenn die Männer ihre Partnerinnen in die Höhe hoben, sah dieses Mädchen aus, als würde es fliegen und nur die Hände ihres Tänzers könnten sie wieder

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