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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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den Mund und wollte sagen, dass es diesmal anders war, dass er diesmal für Alan tanzte, aber alle schauten sie ihn an, und ihm fielen keine Worte ein, mit denen er ausdrücken konnte, was er eigentlich meinte. Er klappte den Mund wieder zu.
    »Komm, mein Kind«, sagte Merris entschieden. »Wir werden deine Gewandtheit und deine Reflexe prüfen. Dann werden wir sehen, ob du eine Tänzerin bist.«

    Sin nahm Maes Hand. Die anderen Tänzerinnen versammelten sich in einem flatternden Kreis um Merris, wie Bienen um eine Königin. Dann traten sie gemeinsam aus dem Licht in die Dunkelheit. Mae nahmen sie mit. Und alle warfen Nick einen kalten Blick zu, als sie an ihm vorbeigingen.
    Augenscheinlich hatte es Sin nicht gefallen, wie Nick sie abgekanzelt hatte. Aber was machte das schon? Er hatte in Bezug auf sie seine Entscheidung schon getroffen. Sein Vater wäre nicht begeistert gewesen, wenn er sich mit einem Mädchen vom Jahrmarkt der Kobolde eingelassen hätte, mit jemandem, der die Wahrheit über seine Mutter hätte herausfinden können.
    Was Nick aber am meisten störte, war die Art, wie Sin Alan anschaute.
    Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee, mit Mae zu tanzen. Wenigstens verhielt sie sich seinem Bruder gegenüber anständig.
    Sein Blick fiel auf Jamie, der angesichts von Maes plötzlichem Verschwinden nervös um sich schaute.
    »Kümmere dich gar nicht um Merris. So benimmt sie sich immer, wenn ich in der Nähe bin«, sagte er. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Witze die einzige Sprache waren, die dieser Junge verstand, und so fügte er hinzu: »Sie bemüht sich sehr zu verheimlichen, dass sie ganz heiß auf mich ist. Ihr Mund sagt: ›Ich verstehe nicht, was die Frauen an dir finden‹, aber ihre Augen sagen: ›Nimm mich, du wilder Hengst.‹ Merris wird wiederkommen. Sie hält es einfach nicht ohne mich aus.«

    Jamie lächelte und wirkte etwas entspannter.
    »Ich erlaube dir erst, ein wilder Hengst zu sein, wenn du älter bist«, mischte sich Alan ein. Dabei lächelte er Nick schief an.
    Alan ging Freundlichkeit über alles.
    Die Tänzer kehrten zurück. Sie brachten Platten voller roter und goldener Früchte mit, die sie entlang der Kreislinien abstellten. Die Früchte bildeten rotgoldene Kreise um die Tanzkreise, Ringe, die Ringe umschlossen. Das Licht der Lampen tanzte schimmernd über die Früchte.
    Fieberfruchtbäume waren kleine Pflanzen, die bei den Jahrmarktleuten in Kübeln in ihren Wohnwagen standen und von ihnen fürsorglich gepflegt wurden. Die meiste Zeit bestanden die Bäume nur aus trockenen Ästen und verschrumpeltem Laub, aber für jede Pflanze kam der Tag, an dem sich die Blüten öffneten wie die Flügel von Schmetterlingen. Dann bog sich der Baum unter der Last der Blüten, die so bunt waren wie die Bänder an einem Maibaum. Inmitten dieser Farbenpracht wuchsen die Fieberfrüchte heran. Sie waren golden und scharlachrot, erinnerten an saftige Äpfel. Doch in ihrem Inneren steckte ein einziger, giftiger Kern. Ihr Duft war so berauschend wie ein schweres, exotisches Parfüm.
    Nick gab Alan sein altes Schwert, nahm sich eine Frucht und biss hinein. Die Haut zerplatzte bei der ersten Berührung seiner Zähne und der Saft ergoss sich dicklich und süß auf seine Zunge.
    »Iss nicht davon«, sagte Alan zu Jamie und fiel dem Jungen,
der gerade danach greifen wollte, in den Arm. »Die sind nur für die Tanzenden. Die Tänze nannte man früher Bacchanalien, und niemand beschränkte die Menge an Früchten, die man essen durfte. Nachdem die Tänze beendet waren, gingen die Tänzer auseinander, obwohl sie noch im Rausch waren. Manchmal haben sie dann Menschen getötet.«
    »Ich glaube, darüber habe ich mal gelesen«, sagte Jamie. »Die Tänzerinnen wurden Mänaden genannt. Die wilden Frauen.«
    Der Saft der Fieberfrucht rann wie Sirup durch Nicks Kehle, dick wie das Blut in seinen Adern. Alles beschleunigte sich, mit einem Mal fühlte er sich rundum besser. Vielleicht würde ihm der Tanz mit Mae gefallen; vielleicht würde sie die Prüfung auch gar nicht bestehen und er würde mit Sin tanzen. Eins war sicher: Egal wie, er würde Alan heilen.
    Mit betont tiefer Stimme sagte er, indem er sich auf Jamies letzte Bemerkung bezog: »Sehe ich vielleicht wie eine Frau aus?«
    Immer mehr Tänzer versammelten sich um die Früchte und nahmen davon. Gelächter und eine Art summende Energie erhoben sich rundum. Der Tanz war nur ein weiterer Teil des Markttreibens und des Geschäfts, da die meisten

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