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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Paprika aus dem Kühlschrank holte. Dann fragte Jamie unvermittelt: »Wo ist dein Vater?«
    Nick knallte die Kühlschranktür zu. »Er ist tot.« »Oh.« Jamie setzte einen Blick auf, der an ein Reh erinnerte, das im Scheinwerferlicht auf der Straße steht und aus irgendeinem Grund Mitleid mit dem Auto empfindet. »Oh, das tut mir leid.«
    »Warum?«, fauchte Nick und öffnete Küchenschränke, nur um die Türen knallen zu lassen und seiner Wut über Menschen Ausdruck zu verleihen, die nicht wussten, wann sie den Mund zu halten hatten. »Du kanntest ihn nicht. Warum sollte es dir leidtun?«
    »Ähm. Mitgefühl?«, sagte Jamie fragend.
    Nick starrte ihn schweigend an. Die Stille dehnte sich aus, und Nick merkte, dass Jamie sich immer unbehaglicher fühlte. Kurz bevor Jamie die Nerven verlor, betraten Mae und Alan die Küche und retteten ihn.
    Alan schaute von Nick zu Jamies erschrockenem Gesicht und schien traurig zu werden, genauso wie damals,
als sie noch jünger gewesen waren und ihm die Lehrer erklärt hatten, dass Nick nicht in der Lage war, mit anderen Kindern zu spielen. Nick hatte damals nicht verstanden, warum dieser Umstand Alan überraschte.
    »Das ist ja fantastisch«, sagte Mae, die sich hochstemmte und auf die Arbeitsplatte setzte. »Macht weiter. Ich habe schon immer davon geträumt, dass mir gut aussehende Männer liebevoll das Essen zubereiten.«
    »Nick hat die Omeletts gerettet«, gab Jamie zu. »Aus irgendeinem Grund sind sie mir nicht gelungen.«
    Mae lachte und zog ihn zu sich. Sie legte ihm von hinten die Arme um die Schultern und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. »Komisch, das passiert dir doch sonst nie.«
    Sie waren gar nicht so übel, keiner von beiden. Mae war geschickt darin, ungemütliche Situationen zu überspielen, und konnte gut mit Menschen umgehen. Nick musste das anerkennen, obwohl er überhaupt keine Lust dazu hatte.
    Nick machte Omeletts, Jamie riss Witze und Mae und Alan sprachen über belanglose Dinge. Aber Alan war immer noch markiert. Und alles, was Nick heute in Erfahrung gebracht hatte, war die Tatsache, dass Maes und Jamies Eltern nicht herkommen und ihm wenigstens ein Problem abnehmen würden.
     
    Am Morgen des vierten Tages zog Jamie ein Klappmesser aus der Cornflakes-Schachtel.
    »Ich finde, diese Werbekampagnen gehen entschieden
zu weit«, sagte er. Seine Hand, die gerade nach der Milchtüte hatte greifen wollen, blieb wie eingefroren mitten in der Luft hängen. »Ein blitzendes Messer in jeder Packung Cornflakes ist wohl nicht gerade die richtige Botschaft für Kinder.«
    Er hob die Schale mit den Cornflakes hoch, neigte sie und versuchte, das Klappmesser wieder in die Packung zu schütten, ohne es zu berühren. Nick verdrehte die Augen, streckte die Hand aus, nahm das Messer und steckte es in den Bund seiner Jeans. Er sah, wie Jamies Augen zu dem Stück nackter Haut wanderten, das zu sehen war, verlor aber kein Wort darüber. Es gab viele Leute, die Nick gerne anschauten.
    »Also … habt ihr da irgendein System?«, wollte Jamie wissen.
    »Was?«
    »Nun, wenn ihr die Messer in den Cornflakes versteckt, sind dann vielleicht die Pistolen im Müsli? Ich will nur wissen, ob es irgendein System gibt, auf das man achten muss.«
    Obwohl ein solches System keine schlechte Idee war, störte sich Nick an Jamies Frage. Die Art, wie er sich über ihr Leben lustig machte, und Maes verstörende Faszination an ihrem Dasein stimmten Nick unbehaglich, als ob er Teil eines Kuriositätenkabinetts wäre, an dem sich diese Leute ergötzten.
    In diesem Moment kam Mae in die Küche. Sie schob Jamie im Vorbeigehen die Haare aus der Stirn und betrachtete dann aufmerksam sein bleiches Gesicht. Sie
beugte sich vor und küsste ihn auf den Haaransatz, ehe sie sich setzte und sich eine Schale Müsli zurechtmachte.
    Stirnrunzelnd sah Nick zu, wie Mae ihr Müsli in sich hineinschaufelte und gleichzeitig versuchte, Alans Ausgabe des Hexenhammers zu lesen, ein altes deutsches Buch über Hexen und Zauberei. Nick hatte sich mittlerweile an die gelegentliche Anwesenheit von Mädchen gewöhnt, aber es machte ihn nervös, ein Mädchen ständig um sich zu haben. Ein Mädchen, das es sich im Haus gemütlich machte, zerzaust und verschlafen während des Frühstücks ein Buch las und weißes, rundes Fleisch zeigte, wenn ihr Schlafanzugoberteil bei ihren Bewegungen verrutschte.
    Diese Sache stellte ein weiteres Problem dar.
    Maes Stimme war eine einzige Anklage. »Schaust du mir etwa in den

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