Der Zirkel Des Daemons
was du willst«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ich wünsche euch viel Spaß. Ich gehe jetzt und wasche mir das Blut ab.«
Er achtete diesmal genau darauf, dass Alan auch wirklich zusammenzuckte, und schob ihn dann aus dem Türrahmen. Müde stieg er die Treppe hinauf, zog das T-Shirt aus, das vor Ruß und Dreck der Dächer von Salisbury nur so starrte und jetzt auch noch blutverschmiert war. Er war allem so überdrüssig: Alans Dämonenmal, Maes ständige Anwesenheit, die drohte, einen Keil zwischen ihn und seinen Bruder zu treiben. Nick wollte, dass das alles endlich vorbei wäre. Er wollte den Magier tot sehen.
Die Dusche zischte ihn an wie ein Chor aus Schlangen. Er drehte an der Mischbatterie und stellte sich dann unter den Wasserstrahl.
Er hatte etwa eine Minute unter dem laufenden Wasser gestanden, als er den Schuss hörte.
Nick packte seine Jeans und merkte beim Anziehen, dass ihm die Messer herausgefallen sein mussten, als er sich entkleidet hatte. Jetzt war keine Zeit mehr, sie einzustecken. Mit leeren Händen rannte er die Treppe hinunter, während die Dusche munter weiterzischte.
Im Wohnzimmer stand ein Wolf.
Er war groß und struppig, mit dichtem Fell, und dort wo es sich am Nacken und Rücken sträubte, wurden die dichten weißen Unterhaare entblößt. Er fletschte die Zähne, scharf und gelb. Er umkreiste Geralds Stuhl und tief aus einer breiten Brust erhob sich ein lang gezogenes Knurren. Der Wolf war zu groß, die Zähne zu scharf, das Knurren zu durchdringend. Der Wolf war vermutlich ein Magier, dem ein Dämon genug Macht geschenkt hatte, um eine sehr überzeugende Illusion zu erschaffen. Überzeugend genug, um zu töten.
Geralds Stimme zitterte. »Der Zirkel wird mich eher umbringen, bevor er zulässt, dass ich euch etwas verrate. Ich kann euch helfen. Lasst mich frei!«
Nicks Mutter stand mit Mae und Jamie in einer Ecke, als ob der Wolf sie alle dorthin getrieben hätte. Alan stand neben dem Stuhl, auf dem der Magier gefesselt war, und zielte mit seiner Waffe auf den Wolf. Nick schob sich vorwärts, bückte sich und hob eine der Fahrradketten auf, mit denen Gerald anfangs gefesselt gewesen war. Er sah, wie der Wolf leicht den Kopf drehte. Seine gelben Augen fixierten Alan und wieder knurrte er.
Nick hatte einen Schuss gehört. Alan schoss nicht daneben. Der Wolf war nicht tot, also war er für Kugeln unverwundbar.
Aus dem Knurren des Wolfes wurde ein stotterndes, widerliches Grollen, das wie ein abgewürgter Motor klang. Er spannte die Muskeln zum Sprung.
Nick wickelte sich das Ende der Kette um die Faust und sprang vor. Mit voller Wucht ließ er die Kette auf den Rücken des Wolfs sausen und hörte das Tier aufheulen. Er zog die Kette mit einem Schwung zurück, und als der Wolf zu ihm herumwirbelte, stürzte er sich gebückt auf die Bestie, bevor sie selbst angreifen konnte. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Das Grollen vibrierte durch den Körper des Wolfes, der mit seinem ganzen Gewicht auf Nick landete. Die Krallen rissen brennende Wunden in Nicks Brust und die mörderischen Kiefer schnappten nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht zusammen.
Er warf der Kreatur die Kette um den Hals, packte das andere Ende und verschränkte die beiden Enden. Dann zog er mit voller Kraft die Kette zusammen. Der Wolf würgte; die kalte Härte der Kette schmerzte in Nicks Händen. Immer wieder verschwanden seine Hände im dichten Fell des Wolfes, der sich herumwarf und versuchte, Luft zu holen.
Wieder ertönte ein Schuss aus Alans Waffe, obwohl er doch mittlerweile wissen musste, dass es sinnlos war. Nick drehte den Kopf zur Seite und fühlte den heißen Atem des Wolfes auf seinem Gesicht, fühlte, wie die Zähne in seine Wange ritzten. Mit beiden Händen hielt er die
Kette fest und versuchte, den Wolf auf Abstand zu halten, während der sich immer wieder gegen ihn warf. Nick drückte den Wolf zu Boden, rollte in einem Albtraum aus Krallen und zum Zerreißen angespannten Muskeln hin und her, rang mit der Kreatur und würgte sie gleichzeitig. Der Wolf schleuderte den Kopf herum und bohrte seine Zähne in Nicks Handgelenk.
Nick hatte keine Zeit zu schreien. Er zog die Kette noch enger zusammen, ein eisernes Band um den Hals des Wolfs. Ein Heulen erstickte in dessen Kehle, und die wilde Gegenwehr seines Körpers schien nicht mehr länger ein Angriff zu sein, sondern eher ein Akt der Verzweiflung. Immer noch versuchte er zu atmen. Schmerz durchstieß Nicks Arm, vor lauter Anstrengung, die
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