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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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erfreut über seine Frage. »In der Nähe. Mum schläft. Merris hat ihr etwas zur Beruhigung gegeben, aber die anderen sorgen sich um dich. Wir wurden alle im Nordflügel untergebracht, also ziemlich nah beieinander. Möchtest du sie sehen?«
    Nick zuckte mit den Schultern und ließ Alan vorausgehen. Der Nordflügel schien hauptsächlich aus Korridoren zu bestehen, die so breit waren, dass sie als richtige Zimmer hätten dienen können. Die Wände waren glatt und weiß und die Holzdielen schimmerten dunkel vor Alter und Politur. Sie fanden Mae und Jamie in einem Zimmer, das dem, in dem Nick erwacht war, ähnelte. Hier stand das gleiche düster wirkende Bett und auch die Gewölbedecke sah genauso aus. Jamie saß im Schneidersitz auf dem Bett, und Mae wanderte über einen weißen, flauschigen Läufer, der wie ein enthaupteter Eisbär wirkte.
    »Wir sollten nach ihm sehen«, sagte sie gerade, als Nick die Tür öffnete.
    Jamie nickte in seine Richtung. »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
    Mae schaute sich um. Sie wurde nicht rot. Das gefiel Nick. Ihm gefiel, dass sie es nicht für nötig hielt, entweder Gleichgültigkeit oder übertriebene Sorge vorzuspielen. Sie nickte ihm einfach nur zu.
    Solch ein großes Gemäuer war er nicht gewohnt. Er kannte nur kleine, schäbige Häuser oder Wohnungen mit
höchstens vier Zimmern und so dünnen Wänden, dass er immer wusste, wo sich Alan gerade aufhielt. Jetzt befand er sich in einem weitläufigen Raum mit einer hohen, gewölbten Decke, und außerdem widmete er diesem Mädchen, an dem Alan Gefallen gefunden hatte, eindeutig zu viel Aufmerksamkeit. Die Fremdheit von allem, was um ihn herum passierte, irritierte und verunsicherte ihn. Er hielt sich in der Nähe der Wand und schaute bewusst durch Mae hindurch. Nach einer Weile wandte sie sich Alan zu.
    Nick fühlte sich dadurch allerdings nicht besser. Er war ruhelos, und als er die Stimmen der anderen aus seinem Bewusstsein verbannte und sich gerade überlegte, was er jetzt tun sollte, vernahm er wieder die Schreie, die ihn geweckt hatten. Sie drangen zu ihm durch die schweren Türen und die massiven Wände, durch all die teuer erkaufte Privatsphäre in diesem Haus. Sie waren schwach, aber es waren unzweifelhaft Schreie.
    Es war offensichtlich, dass die anderen sie nicht hören konnten. Er sollte Alan Bescheid sagen.
    »Hier in diesem Haus wird jemand gefoltert.«
    Alan zuckte schuldbewusst zusammen, und Nick war klar, dass er es gewusst hatte.
    »Das stimmt nicht ganz«, sagte Alan hastig.
    »Gefoltert?«, rief Jamie aus.
    Nick zuckte mit den Schultern. »So hören sich diese Schreie jedenfalls an.«
    »Alan«, sagte Mae mit einer Stimme, in der keine Bitte, sondern ein Befehl lag. »Wo sind wir hier?«

    Alan sah aus, als ob ein schreckliches Schicksal auf sie warten würde, etwas, mit dem man nicht verhandeln und dem man auch nicht entkommen konnte, genauso wenig wie einem verheerenden Sturm.
    »Wir sind im Haus von Mezentius «, sagte er.
    »Das steht über der Tür«, sagte Nick. »Wer ist Mezentius?«
    Alan schien Schwierigkeiten zu haben, die richtigen Worte zu finden. »Er ist ein etruskischer Sagenkönig«, erklärte er dann langsam. »Man sagt, dass er lebende Menschen an Leichen gefesselt und sie dann einem langsamen Hungertod überlassen hat.«
    »Klingt nach einem charmanten Gastgeber«, sagte Nick. »Ich dachte, du hättest gesagt, dies sei Merris Cromwells Haus.«
    »Merris führt das Haus«, antwortete Alan leise. »Es ist ihre Aufgabe, alles hier zu organisieren, dafür zu sorgen, dass alles … an seinem Platz ist.«
    »Na, dann macht sie ihren Job aber nicht besonders gut, oder?«, rief Jamie. »Wenn hier jemand gefoltert wird.«
    »Diese Person ist aus freien Stücken gekommen«, sagte Alan zu ihm.
    Mit jedem Wort, das er aus sich herauspresste, sah er verletzter und niedergeschlagener aus, und Nick hatte plötzlich den Wunsch, alle Fragen, die seinen Bruder belasteten, zum Schweigen zu bringen. Er hatte immer darauf vertraut, dass Alan am besten wusste, was zu tun war, dass Alan früher oder später Nick alles sagen würde, was er wissen musste. Aber dann dachte er an das versteckte
Foto und daran, dass Alan den Magier hatte entkommen lassen. Es gab Dinge, über die Alan kein Wort verlor. Er fragte sich, was für ein Geheimnis Alan diesmal hütete.
    Aber Nick schwieg und überließ es Mae und Jamie, Alan mit Fragen zu bedrängen.
    »Kennst du die Person, die da schreit?«
    »Warum sollte jemand freiwillig

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