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Der Zirkel Des Daemons

Titel: Der Zirkel Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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hierher kommen und sich foltern lassen?«
    »Kannst du uns nicht einfach zeigen, was hier vor sich geht?«, wollte Mae wissen.
    Alans Gesicht war grau geworden. »Das kann ich«, sagte er. »Aber ihr wollt es nicht sehen. Glaubt mir, ihr wollt es nicht sehen.«
    Wieder empfand Nick Unbehagen bei all den Fragen. Er hätte die beiden immer noch zum Schweigen bringen können.
    Doch er zögerte eine Sekunde zu lang und gab Mae die Gelegenheit, einen Entschluss zu fassen.
    »Das möchte ich selbst entscheiden. Ich will es sehen.«
     
    Mit schweren Schritten, als würde er eine Last tragen, von der er annahm, dass er sie lange Zeit nicht würde abladen können, stieg Alan die Treppe hinunter. Mae ging entschlossen neben ihm, Jamie ließ sich zurückfallen, und Nick gewann immer mehr die Überzeugung, dass er diesen Ort nicht mochte.
    Die Treppe war breit, ein Gebilde aus schimmerndem Marmor, von der Art, über die Frauen in den schmalzigen
Filmen, die Alan so mochte, heruntergeschwebt kamen. Aber statt in einen Ballsaal zu führen, endete sie in einem Flur mit dem gleichen dunklen, polierten Boden und den klinisch weißen Wänden wie im Korridor des Nordflügels. Nick versuchte zu ergründen, warum ihn dieser Ort so nervös machte. Und dann begriff er. Der Nordflügel mit den pompösen Betten und den verspielt gewölbten Decken war, genauso wie das reich verzierte Eingangstor, nur Tarnung.
    Das hier war kein stattliches Wohnhaus. Es war ein Sanatorium.
    Das Geschrei kam näher.
    Nach einer kurzen Analyse war sich Nick sicher, dass es nur eine Person war, die da schrie. Es war eine Frau und sie musste noch jung sein. Von dem Flur aus, durch den sie gingen, bogen weitere Korridore ab, und Nick war überrascht, dass er nicht früher erkannt hatte, wie sehr dieses Gebäude ihn an eine Klinik erinnerte. Nirgends hingen Bilder oder gluckernde Heizkörper, nichts, was dem Ganzen ein heimeliges Ambiente verschafft hätte. Sie kamen an einfachen Holztüren vorbei, aber Alan ging immer weiter und die kleine Gruppe folgte ihm schweigend.
    Jetzt konnten alle die Schreie hören.
    In dem sich schlängelnden Korridor bogen sie um eine Ecke und plötzlich hatten die Schreie einen Ursprung. Sie drangen durch eine große Eisentür zu ihrer Linken, ein Stück voraus. Von hier aus verlief der Korridor kerzengerade, und Nick sah, wie er sich im Dämmerlicht
verlor. In regelmäßigen Abständen schimmerten weitere Eisentüren, die dick gepanzert waren, sodass sie sich aus ihren Türrahmen wölbten. Sie sahen verboten aus und gänzlich fehl am Platz.
    Als sie die erste Eisentür erreichten, verstummte das Schreien.
    Es brach so abrupt ab, dass Nick glaubte, die Person, die geschrien hatte, sei gestorben. In der Tür befand sich ein kleines Guckfenster. Die Doppelverglasung war mit Draht verstärkt, der das Fenster in winzige Quadrate unterteilte. Als sie hineinspähten, sahen sie Menschen, keine Leichen.
    Zwei Leute befanden sich in dem Raum. Eine Frau kniete auf dem Boden und an der Wand stand angekettet ein Mann.
    Nick reagierte zunächst mit Unglauben. Dieses Haus mochte ein Sanatorium sein, aber es hatte auf ihn einen zivilisierten und humanen Eindruck gemacht. Es schien ihm unfassbar, dass diese stillen Korridore zu Verliesen führten.
    Dann betrachtete er die Gefangenen genauer.
    Auf den ersten Blick schien der Mann völlig normal zu sein. Sein Gesicht war von tiefen Falten zerfurcht und sein Körper hing gebeugt in den Eisenfesseln, daher sah er alt aus, obwohl sein Haar braun war. Er trug alte Kleidung und der größte Teil seines Gesichts wurde von einem Bart verdeckt.
    Während sie noch dastanden und den Mann anstarrten, zuckten seine ausdruckslosen schwarzen Augen zu
dem Fenster in der Tür. Sein Gesicht ließ keine Regung erkennen.
    Seine Augen dafür umso mehr. Sie wölbten sich in ihren Höhlen, wölbten sich so weit, dass sie herauszuspringen drohten. Aber dann wurde Nick klar, dass sie sich ganz und gar nicht wölbten. Die Augen des Mannes hatten anfangs völlig normal gewirkt, aber jetzt dehnten sich die Pupillen aus, als ob man Tinte in zwei Untertassen gießen würde, so lange, bis die Gefäße bis zum Rand gefüllt waren.
    Die schwarzen, kreisrunden Flächen, die vorher seine Augen gewesen waren, erhoben sich von seinem Gesicht. Kleine Beine schoben sich darunter hervor und nach wenigen Sekunden krabbelte aus jeder Augenhöhle ein dicker schwarzer Käfer. Sie krochen wie Tränen über das Gesicht des Mannes.
    Jamie kreischte

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