Der Zirkus der Abenteur
Grund, dir was einzubilden, weil du aus einer reichen Familie stammst. Schließlich bist du kein Prinz.«
Da reckte sich Gus zu seiner vollen Höhe auf. Er warf die schwarzen Locken zurück und rief theatralisch: »Ich bin ein Prinz! Ich bin Prinz Aloysius Gramondie Rasmolie Torquinel von Tauri-Hessia!«
Die Lösung des Rätsels
Nach dieser dramatischen Erklärung herrschte Totenstille im Zimmer. Niemand fand eine Antwort, nicht einmal Kiki. Die Kinder starrten Gus total verblüfft an und wußten nicht, ob sie ihm glauben sollten.
Der Knabe sah mit blitzenden Augen auf sie hinunter.
Aber plötzlich begannen seine Lippen zu zittern. Er preßte sie heftig zusammen, wie um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Ich habe mein Wort gebroken«, stieß er, sich selbst anklagend, hervor, »Ich bin ein Prinz und habe mein Wort gebroken.«
Die Kinder hatten in der Aufregung gar nicht bemerkt, daß Bill ins Zimmer gekommen war und alles mit angehört hatte. Nun trat er vor und sagte streng: »Ja, du hast dein Wort gebrochen, Aloysius Gramondie Rasmolie Torquinel, obwohl dein Onkel mir versichert hat, daß du das niemals tun würdest. Wie kann ich dich schützen, wenn du dein Versprechen nicht hältst?«
Die Kinder machten große Augen. Was hatte das zu bedeuten?
»Ist er — ist er wirklich ein Prinz?« fragte Jack stockend.
»Ob du es glaubst oder nicht, er ist einer«, antwortete Bill. »Sein Onkel ist der König von Tauri-Hessia.«
»Daher auch sein seltsames Benehmen«, sagte Dina.
»Sein Herumkommandieren, sein hochfahrendes Wesen und das viele Geld.«
»Und daher auch die langen Haare«, fügte Bill hinzu. »In Tauri-Hessia ist es nicht üblich, daß sich die Prinzen die Haare schneiden lassen. Das hat Gus schon großen Kummer bereitet, denn er wird hier in England natürlich immer deswegen aufgezogen. Seine Schulkameraden wußten allerdings, wer er ist und warum seine Haare so lang sind.«
Die vier Kinder blickten Prinz Aloysius neugierig an. Als er wieder seine Locken zurückwarf, seufzte Dina. »Wenn du dir das nur abgewöhnen könntest, Gussel! Ich kann dich nicht Allo — Allodingsda nennen. Für mich bleibst du trotz allem Gussel.«
»Das muß er auch unbedingt«, sagte Bill ernst. »Ich ha-be ihm nicht ohne Grund den Namen Gustavus Barmilevo gegeben. Die politische Lage in seinem Vaterland ist zur Zeit sehr gespannt. Es ist daher notwendig, daß er hier unter einem anderen Namen lebt.«
»Was ist denn in seinem Land los?« fragte Jack. »Droht vielleicht eine Revolution?«
»Du hast es erraten. Der König von Tauri-Hessia, Gussels Onkel, hat keine Kinder. Gussel ist also der Thronerbe. Nun gibt es eine Menge Leute im Lande, die gegen den König sind, weil er ihnen zu streng ist. Das Land braucht aber ein strenges Regiment. Unsere Regierung unterstützt daher den König, weil sie ihn für einen guten Herrscher hält.«
»Ich kann mir schon denken, was jetzt kommt«, sagte Jack eifrig. »Die Partei, die gegen Gussels Onkel ist, will einen Unmündigen auf den Thron setzen. Und dieser soll dann immer tun, was ihnen paßt.«
Bill nickte. »Genau so ist es. Die Gegner des Königs wollen Gussel auf den Thron bringen. Wenn er erst einmal König ist, wird er alles tun müssen, was sie von ihm verlangen. Seinen Onkel wird man gefangensetzen oder gar töten.«
»Weiß Gussel das?« fragte Philipp.
»Gewiß. Man hat ihm alles genau erklärt. Er liebt seinen Onkel und will sich nicht von seinen Gegnern als Stroh-puppe mißbrauchen lassen. Man hat ihn während der Krise in seinem Vaterland meiner Obhut anvertraut. Niemand darf erfahren, wer er ist. Jeder soll ihn für einen ausländischen Schulknaben mit dem Namen Gustavus Barmilevo halten.«
»Ich habe mein Wort gebroken«, wiederholte Gus niedergeschlagen. »Herr Bill, können Sie mir verßeihen?«
»Tu es nur nicht wieder, dann bin ich schon zufrieden«, sagte Bill. »Hier wird dich niemand verraten. Wir sind deine Freunde. Oder wir möchten es wenigstens sein, wenn du dich nur etwas besser benehmen würdest.«
»Von jetzt an werde ich mich gut betragen«, versprach Gus feierlich.
»Hoffentlich vergißt du es nicht wieder«, sagte Bill. »Dein Benehmen sollte ebenso sein wie das der anderen Kinder. Jeder Fremde, der uns beobachtet, muß den Eindruck gewinnen, daß du ein gewöhnlicher Schuljunge bist, der seine Ferien bei einer befreundeten Familie ver-bringt. Bisher hast du dich wie ein verwöhntes Kind benommen, aber nicht wie ein Prinz. Wenn ich
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