Der Zirkus der Abenteur
»Bitte geh nicht fort, Bill.«
»Nein, nein, ich werde nur im äußersten Notfall mit Gus verschwinden.«
Als sie nach Hause kamen, waren Dina und Gus schon schlafen gegangen. Tante Allie, Jack und Philipp saßen im Wohnzimmer und lasen. Bill brachte die Milch in die Speisekammer und setzte sich dann mit Lucy zu ihnen.
Nachdem er sich eine Pfeife angesteckt hatte, berichtete er, was er von Frau Ellis erfahren hatte.
Seine Frau machte ein besorgtes Gesicht. »Wie können sie nur herausbekommen haben, daß Gus bei uns ist?« fragte sie verwundert. »O Bill, was sollen wir tun? Wollen wir alle zusammen abreisen?«
»Nein, das würde erst recht Verdacht erregen. Ein Mann und eine Frau sind schließlich noch keine Gefahr für uns. Sie können uns nicht überfallen und Gus mit Gewalt aus unserer Mitte reißen. Wir wollen abwarten, ob noch mehr Fremde in der Gegend auftauchen. Das würden wir ja sofort von Frau Ellis erfahren. Jack und Philipp können abwechselnd die Milch holen und bei dieser Gelegenheit Erkundigungen einziehen.«
Seine Frau nickte zustimmend. »Gut, wir wollen vorläufig so weiter leben wie bisher. Natürlich mußt du Gussel alles erzählen und ihn warnen. Er darf sich jetzt nicht mehr von uns entfernen, und die Jungens müssen in Zu-kunft ihr Schlafzimmerfenster schließen.«
»Warum denn das?« maulte Jack, der nicht gern bei ge-schlossenem Fenster schlief. »Kiki ist so gut wie der beste Wachhund. Er würde das ganze Haus mit seinem Geschrei aufwecken, wenn sich nachts jemand heranschlei-chen sollte.«
»Daran zweifle ich nicht«, entgegnete seine Tante.
»Trotzdem bin ich ruhiger, wenn euer Fenster geschlossen ist. Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein.«
Am nächsten Morgen erfuhren auch Dina und Gus die Neuigkeiten. Philipp wurde zum Eulenhof geschickt, um die Ankunft der Fremden zu beobachten. Sie kamen in demselben schwarzen Auto an, das er am Tage vorher mit dem Fernglas verfolgt hatte. Der große schwere Wagen sah sehr vornehm aus. Ein Daimler, stellte Philipp fachmännisch fest. Donnerwetter, der hatte bestimmt ein gutes Tempo!
Nun öffnete sich die Wagentür, und ein großer schlanker Mann kam zum Vorschein. Er trug einen eleganten Anzug. Seine Haare waren sorgfältig nach hinten gebürstet, und in seinem rechten Auge klemmte ein Einglas. Er wandte sich zum Wagen zurück und sagte etwas. Obwohl er sehr gut englisch sprach, hörte man ihm doch den Ausländer an. Fürsorglich half er einer hübschen jungen Frau aus dem Wagen und führte sie langsam zur Haustür. Sie lehnte sich schwer auf seinen Arm und machte ein leidendes Gesicht.
Wenn die Frau nicht wirklich kränklich war, konnte sie sehr gut schauspielern. Philipp verfolgte die beiden mit den Augen, bis sie im Haus verschwunden waren. Dann lief er zur Steinhütte zurück, um Bericht zu erstatten. Er beschrieb die beiden Fremden genau. »Kennst du sie vielleicht, Gus?«
Gus schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe sie nie gesehen.«
»Es würde mich nicht wundern, wenn sie heute nachmittag einen Spaziergang hierher machten, um ein wenig zu spionieren«, sagte Bill. »Sicher wissen sie, daß ich hier wohne, und vermuten Gus bei uns.«
Bill sollte recht behalten. Jack, der sich nachmittags im Garten herumtrieb, um Vögel zu beobachten, hörte plötzlich fremde Stimmen. Neugierig spähte er durch die Büsche. Aha, die Gäste von Frau Ellis! Philipp hatte sie ja genau beschrieben. Der große, elegant gekleidete Mann trug ein Einglas. Die hübsche junge Frau stützte sich auf seinen Arm, als fiele ihr das Gehen schwer.
Jack lief durch die Hintertür ins Haus. »Bill!« rief er aufgeregt. »Sie kommen. Wo ist Gussel? Er könnte durchs Fenster spähen, wenn sie am Haus vorübergehen. Vielleicht kennt er sie doch.«
Gus verbarg sich hinter dem Vorhang des Wohnzim-merfensters und spähte gespannt hinaus. Aber die beiden gingen nicht vorüber, sondern öffneten die Gartentür und kamen direkt auf das Haus zu. Und schon klopfte es laut an die Türe.
Frau Cunningham, die sich auf ihr Bett gelegt hatte, fuhr zusammen. Bill lief zu ihr hinauf. »Allie, das Paar vom Eulenhof macht uns einen Besuch. Das hätte ich nicht erwartet. Wahrscheinlich vermuten sie nicht, daß wir bereits mißtrauisch sind. Geh bitte hinunter und öffne die Tür. Ich werde nicht zum Vorschein kommen und Gussel erst recht nicht. Die anderen können sich ruhig zeigen.«
Er ging zu Gus, um ihn zu warnen. Frau Cunningham brachte ihre Haare ein wenig in Ordnung, lief
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