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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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nicht.«
    »Ich danke Euch, mein Gebieter.« Nnanji war über diesen Vorschlag offensichtlich überrascht.
    »Du wirst so einiges mit ihnen zu besprechen haben, nehme ich an«, sagte Wallie und wurde mit einem Grinsen bedacht. »Und du tätest gut daran, sie darauf vorzubereiten, daß du bald weggehen wirst.«
    Aber wann? Und wie?

 
     
     
     
BUCH VIER
    WIE DER SCHWERTKÄMPFER
    IN EINE MISSLICHE LAGE GERIET

»Zieh jetzt die Schuhe an!« befahl Janu, wobei siegleichzeitig Jjas Schultern nach hinten drückte, um ihre Haltung zu straffen. Dann klopfte Janu an die Tür und führte sie zu ihrem neuen Herrn.
    Es war ein merkwürdiger Tag gewesen. In Jjas Kopf dröhnte ein ständiges Pochen. Sie wandte ihre ganze Willenskraft auf, um nicht zu zittern. Außerdem mußte sie jetzt ihr Bemühen darauf richten, sich nicht etwa einen Knöchel zu brechen, denn sie hatte keine Schuhe mehr getragen, seit sie Plo verlassen hatte, und schon gar nicht Schuhe mit solchen Absätzen. Sie rief sich ins Gedächtnis, daß sie mit den Hüften wackeln und aus den Augenwinkeln lächeln sollte, wie Janu es ihr beigebracht hatte. Lord Shonsu erhob sich, um sie zu begrüßen.
    »Der Umhang!« mahnte Janu.
    Jja ließ den Umhang fallen, um Lord Shonsu ihr Kleid vorzuführen. Es war ein sehr ausgefallenes Kleid, das nur aus Quasten und Perlenketten und sonst gar nichts bestand. Es war nichts Ungewohntes für sie, in Gegenwart von Männern unbekleidet zu sein. Das war ihre Pflicht, die sie dem Tempel der Göttin schuldig war, und sie tat es jeden Abend; doch irgendwie fühlte sie sich in dieser Aufmachung nackter als nur einfach nackt. Sie hatte gehofft, daß das Kleid Lord Shonsu gefallen würde, doch sie kannte sich gut genug mit Männern aus, um den Schreck und das Mißfallen in seinen Augen zu erkennen. Ihr Mut sank.
    Ein sehr merkwürdiger Tag – sie hatte ein heißes Bad genossen und war mit Duftessenzen und Körperölen parfümiert worden; ihr wohlriechendes Haar war mit einem heißen Eisen gelockt worden; ihre Füße hatte man von allen Schwielen befreit; ihre Hände hatten gezittert, als ihr beigebracht worden war, sich Farbe auf die Augenlider und Wimpern und das Gesicht aufzutragen; kleine spitze Schmerzen hatten das Stechen der Ohrlöcher begleitet, in denen jetzt funkelnde Gehänge prangten …
    Die anderen Sklaven hatten ihr erzählt, daß Lord Shonsu der Oberste Anführer der Wache sein würde, und hatten all die Schauermärchen über die schrecklichen Dinge wiederholt, die der letzte Oberste Anführer Sklaven zugefügt hatte. Doch Jja kannte die meisten davon bereits. Man hatte Zoten darüber gerissen, wie groß Lord Shonsu war und wie brutal er sie nehmen würde, doch sie wußte, daß er nicht brutal war. Man hatte ihr erzählt, daß Schwertkämpfer Sklavinnen mit der Flachseite ihrer Waffen zu schlagen pflegten. Sie hatte versucht, den anderen von dem Versprechen zu berichten, das ihr Lord Shonsu im Hinblick auf Vixini gegeben hatte. Sie hatten gelacht und gesagt, daß ein Versprechen, das einem Sklaven gegenüber gemacht wurde, überhaupt nichts bedeutete.
    »Danke, Janu«, sagte Lord Shonsu. Er schloß die Tür mit lautem Knall. Der große Raum war erfüllt von einem wundervollen Duft nach Essen, der unter einem weißen Tuch, das über einen gedeckten Tisch gebreitet war, hervorströmte. Doch Jja hatte keinen Hunger. Ihr war übel. Sie wollte ihrem neuen Herrn gefallen, und er konnte ihr Kleid nicht leiden. Wenn sie ihm nicht gefiel, würde er sie schlagen oder verkaufen.
    Dann nahm er ihre Hände in seine und sah sie an. Sie spürte, wie ihr Röte ins Gesicht stieg, und sie konnte seinem Blick nicht standhalten. Bestimmt merkte er, wie sie zitterte. Sie versuchte, auf die Art zu lächeln, wie es ihr von Janu beigebracht worden war.
    »Tu das nicht!« sagte er liebevoll. »Ach, meine arme Jja! Was haben sie nur mit dir angestellt?«
    Er nahm sie in die Arme, und sie begann zu schluchzen. Als ihre Tränen schließlich versiegten, zog er das Tuch vom Tisch und wischte ihr die letzten Reste der Schminke aus dem Gesicht – und außerdem sich selbst von der Schulter.
    »Hast du dir dieses Kleid ausgesucht?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Welche Art von Kleid würdest du gern anhaben?« fragte er. »Beschreib es mir, und ich versuche, es mir vorzustellen.«
    Unter Schnieflauten antwortete sie: »Blaue Seide, Herr. Ein langes Gewand, vorne tief ausgeschnitten.«
    Er lächelte. »Davon habe ich in der Hütte gesprochen,

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