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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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nicht mit Worten hätte ausdrücken können und die Honakura zum Wahnsinn gebracht hätte. Eine andere Welt oder weit entfernte Länder interessierten Jja nicht. Es war ihr gleichgültig, ob dieser Wallie, der sich in ihrem Besitzer verbarg, unsichtbar war und damit keine Gesichtsmale aufwies. Doch es war zweifelhaft, ob ihre Gedanken überhaupt so weit gingen. Es war ausschließlich eine Sache der Gefühle. Sie hatte ihn in der Pilgerhütte weinen sehen. Jetzt war er zutiefst bekümmert, weil er seinen Freund verletzt hatte. Wenn es ihm schlechtging, konnte sie ihm Trost und Linderung bieten, konnte ihm mit ihrer robusten Sklavenkraft helfen, die Fügungen der Götter hinzunehmen. In solchen Fällen reagierte er wie ein Mensch, nicht wie ein Herr.
    Und Wallie hatte die Freundschaft gefunden, die er brauchte, eine andere einsame Seele, der Welt verborgen, versteckt in seiner Sklavin. Zu dieser Analyse war er gekommen, obwohl er nicht wagte, sehr tief zu forschen, um den Zauber nicht durch Logik zu brechen.
    »Wallie?« sagte sie schüchtern zu seinem Schultergurt, um das Wort zu üben. »Wallie!« Sie sprach es vier- oder fünfmal aus, jedesmal mit einer leicht veränderten Betonung. Dann hielt sie ihm das Gesicht zum Kuß entgegen, und dieser Kuß sagte mehr, als es Worte vermocht hätten. Sie führte ihn zum Bett hinüber und zeigte ihm wieder einmal, wie der kleinste aller Götter den Gott der Sorgen vertreiben konnte.
    Wallie fuhr mit dem Kopf hoch und griff nach seinem Schwert, als die Tür aufflog, doch es war nur Nnanji, der zurückkehrte. Er hatte getan, wie ihm geheißen worden war, und war jetzt gekommen, um einen ungestümen Angriff auf den Spiegel durchzuführen, obwohl aus vielen seiner Schnitte noch Blut auf seinen Kilt tropfte und jeder vernünftige Mensch zunächst einmal einen Heilkundigen aufgesucht hätte. Er würdigte die beiden erschlafften, schweißüberströmten Gestalten auf dem Bett kaum eines Blickes. Für die Leute hier war Nacktheit nichts Besonderes, und für Nnanji war der Liebesakt nichts anderes als eine rein körperliche Funktion der angenehmen Art, wie das Essen. Es hätte ihn sehr überrascht, wenn sich sein Mentor über diese Störung seiner Intimsphäre beschwert hätte. Wahrscheinlich war Nnanjis einziger Gedanke in diesem Zusammenhang, daß sich Shonsu hoffentlich beeilte und schnell wieder zu Kräften käme, damit er sich den wichtigeren Dingen des Lebens zuwenden konnte, zum Beispiel dem Fechten.
    Wallie sank zurück in die weichen Daunen und betrachtete eine Zeitlang Jjas Gesicht. Ein Streifen verlief auf jedem Augenlid von oben nach unten sowie ein winziger waagerechter Balken … Sklavin und Kind von Sklaven. Sie öffnete die Augen und lächelte ihn in schläfriger Zufriedenheit an.
    Seine Zweifel vom Tag zuvor waren verflogen. Er hatte recht daran getan, sie von Kikarani wegzuholen. Sie konnten einander glücklich machen, als Liebende und sogar als Freunde.
    Wenn Tarru sie lassen würde …
    »Ist der Gott der Sorgen zurückgekehrt, Herr?« flüsterte sie. »So schnell?«
    Er nickte.
    Jetzt war es an ihr, ihn eingehend zu betrachten. Dann sagte sie: »Der Ehrenwerte Tarru hat die Schwertkämpfer gegen Euch auf sich eingeschworen?«
    Überrascht nickte er erneut.
    Sie konnte offenbar seine Gedanken lesen. »Die Sklaven wissen alles, Herr. Sie haben es mir erzählt.«
    Er spürte Erregung in sich aufsteigen. Freunde! Er hatte genau das Verbrechen begangen, dessen er die Leute hier angeklagt hatte, indem er eine Frau für einen Besitz gehalten hatte, für nichts anderes als den Quell körperlicher Freuden.
    »Würden sie mir helfen?« fragte er. »Würdest du mir helfen?«
    Die Frage schien sie zu überraschen. »Ich würde alles für Euch tun. Und die anderen würden ebenfalls helfen. Wegen Ani.«
    »Ani?«
    Sie nickte ernst, wobei ihr Gesicht so nah bei seinem war, daß er es nicht klar sehen konnte. »Ani wäre geprügelt worden, Herr, wenn Ihr sie nicht genommen hättet.«
    Also hatten ihm dieser kindische Ulk und seine selbstverständliche Hilfsbereitschaft die Freundschaft der Sklaven beschert? Es gab viele Sklaven in den Mannschaftsunterkünften, wie ihm jetzt auffiel. Bisher hatte er sie kaum wahrgenommen. Wahrscheinlich nahm sie auch sonst niemand wahr. Bestimmt blieb nichts vor ihnen geheim. Natürlich wußten sie, wie er Ani behandelt hatte. Ani selbst war ja Sklavin. So wie die andere in dem Bett in der Ecke.
    Er grübelte immer noch darüber nach, was er von

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