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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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einer Sklavenarmee halten sollte, als Jja sagte: »Wenn Ihr versucht, mit dem Schwert wegzugehen, dann wird er Euch aufhalten, Herr? So wurde mir berichtet.«
    »Ja.«
    »Und wenn ich es für Euch tragen würde?«
    Er mußte lächeln, als die Vorstellungen ineinanderflossen.
    »Nein«, entgegnete er. »Ich glaube nicht, daß das geht. Die Schwertkämpfer kennen dich – du würdest nicht einmal bis an den Fuß der Treppe kommen, Jja. Man würde dich sofort anhalten, wenn du ein langgestrecktes Bündel bei dir trügest oder eine Rolle oder …«
    Er fuhr hoch und brüllte: »Nnanji!«
    In der gleichen Sekunde stellte Nnanji seine Ausfallübungen ein und drehte sich blitzartig um. »Ja, mein Gebieter?« Er grinste wie ein Schwachsinniger. Auch er würde alles tun – er würde heiße Kohlen schlucken, wenn sein Mentor es von ihm verlangte.
    »Du hast mir doch erzählt, daß du einen Bruder hast, nicht wahr?« fragte Wallie.
    Nnanji sah überrascht aus, als er ans Bett kam und sein Schwert in die Scheide schob. »Katanji, mein Gebieter.«
    »Wie alt ist er?«
    Nnanji lief rosafarben an. »Er ist alt genug, um sich zu rasieren«, gestand er.
    Für einen Moment in Verlegenheit gebracht, fuhr sich Wallie mit der Hand über sein glattes Kinn. Dann begriff er, daß Nnanji nicht das Kinn meinte – Nnanji hatte sagen wollen, daß sein Bruder einen Lendenschurz tragen müßte. Die armen Familien hatten Schwierigkeiten, ihre Kinder in irgendeinem Handwerk unterzubringen. Das Geld, was Nnanji die Aufnahme bei den Schwertkämpfern ermöglicht hatte, war Bestechungsgeld gewesen, doch die Lehrherren in Handwerksberufen verlangten ganz unverblümt Einstands»gebühren.
    »Ist er vertrauenswürdig, wirklich vertrauenswürdig?« fragte Wallie.
    Nnanji runzelte die Stirn. »Er ist ein Tunichtgut, mein Gebieter, aber er schafft es immer wieder, sich aus allen Schwierigkeiten herauszureden.«
    »Ist er dir gegenüber wenigstens loyal? Würdest du ihm dein Leben anvertrauen?«
    Jetzt war Nnanji erst recht erstaunt, aber er nickte.
    »Und er möchte gern Schwertkämpfer werden?«
    »Natürlich, mein Gebieter!« Nnanji konnte sich kein erstrebenswerteres Ziel vorstellen.
    »Nun gut«, sagte Wallie – er sah keine andere Möglichkeit. »Jja wird ihn ausfindig machen. Ich habe eine Aufgabe für ihn. Wenn er sie getreu erfüllt, dann bekommt er jegliche Belohnung, die zu geben in meiner Macht steht.«
    »Ihr würdet einen Neuling als Schützling nehmen?« rief der Vasall aus, der noch vor einer Stunde selbst nicht zu mehr nutze war als ein blutiger Anfänger.
    »Sofern er das möchte.« Wallie lächelte. »Aber du wirst nächste Woche ein Viertstufler sein, vergiß das nicht! Wir können noch heute einen Drittstufler aus dir machen, wenn du weiterhin solche Ausfälle wie gerade eben machst. Er kann dir oder mir schwören, das ist mir egal.«
    Voraussetzung war natürlich, daß einer von ihnen beiden überlebte.
    Nnanjis mitgenommenes Äußeres war während des Mittagessens Anlaß für viel heimliche Schadenfreude – der Siebentstufler hatte also offensichtlich die Geduld mit seinem unverbesserlich unfähigen Schützling verloren. Nur den Aufmerksamsten war vielleicht nicht entgangen, daß Lord Shonsu selbst nicht weniger Schrammen und Schnitte davongetragen hatte, und einige mochten sich fragen, warum das mutmaßliche Opfer so idiotisch lächelte.
    An diesem Nachmittag erwies sich Lord Shonsu als sehr anspruchsvoller Gast. Er ließ noch einmal den Schneider kommen, ebenso den Schuster. Der Heilkundige Dinartura erschien und erachtete es für notwendig, noch eine zweite, dritte und vierte Meinung zu den Füßen des edlen Herrn einzuholen; außerdem überbrachte er seinem Onkel eine geheime Botschaft. Der Masseur wurde gerufen. Ein Priester nach dem anderen machte seine Aufwartung, jeder mit geheimnisvollen Paketen. Lord Shonsu beschloß, einen Sattel zu erwerben, und schickte nach dem Sattler. Er verlangte Musik, also kamen und gingen den ganzen Nachmittag über Musikanten. Er wollte für seine Sklavin noch mehr Kleider nähen lassen, und die Stoffhändler brachten Ballen von Seide an. Badewasser wurde angefordert – nicht einmal, sondern zweimal, wegen der unerträglichen Hitze. Und schließlich, gegen Abend, kam sogar Lord Athinalani aus seiner Schmiede, begleitet von zwei Gehilfen, die Kisten voller Schwerter anschleppten. Falls sich Tarru über all diese unsinnige Aktivität auf dem laufenden halten ließ, dann mußte ihm durch die

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