Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
Florett in der Hand, ein roter Pferdeschwanz wippte hinter der Maske. Tarrus Augen suchten kurz nach Wallie, dann sahen sie schnell wieder weg.
    »Angriff!« sagte Tarru.
    Nnanji machte einen Ausfall. »Treffer!« rief er.
    Die Jury bestätigte das überrascht.
    »Angriff!«
    »Treffer!« rief Nnanji erneut und drehte sich auf dem Absatz um. Wallie selbst hätte nicht schneller gewinnen können.
    Mit einem Zorngebrüll schleuderte Segelohr sein Florett zu Boden – nun mußte er wieder ein Jahr bis zum nächsten Versuch warten, und er war im praktischen Fechten durchgefallen, in dem er sich seines Sieges sicher war, und nicht etwa im Sutra-Test, der für ihn die größere Schwierigkeit darstellte.
    Es erklangen keine Hochrufe und keine Pfiffe. Die Schwertkämpfer konnten sich gut daran erinnern, wie Nnanji der Zweiten Stufe noch vor zwei Wochen gefochten hatte. Sie alle starrten den Siebentstufler an, der dieses Wunder vollbracht hatte. Wallie trat mit hocherhobenem Haupt vor; er genoß die Sensation, die er ausgelöst hatte.
    »Da wir hier gerade beisammen sind, Ehrenwerter Tarru«, fing er an, »ich habe einen Schützling, den Eleven Nnanji, der ebenfalls den Wunsch geäußert hat, sich der Prüfung für eine Beförderung zu unterziehen. Er hat seine Wahl der Gegner bereits verlauten lassen, doch ich benötige dazu Eure Auslegung.«
    Tarru runzelte die Stirn. Die Zuschauer ließen Überraschung erkennen, denn die Regeln für eine Beförderung waren eigentlich vollkommen eindeutig festgelegt.
    »Ein Mann eures Ranges benötigt bestimmt keine Auslegung von anderer Seite«, antwortete Tarru vorsichtig.
    »Doch Ihr seid der Gastgeber«, sagte Wallie mit einer Unschuldsmiene, »und hier geht es um eine Angelegenheit zwischen Gästen.« Alle Augen richteten sich auf Ghaniri und Gorramini, die ganz in der Nähe standen. »Würdet Ihr es als Verletzung der Regeln der Gastfreundschaft ansehen, wenn ein Gast sich mit der Herausforderung durch einen Untergeordneten an andere Gäste wendet?«
    Mißtrauen umschwirrte Tarru wie ein Schwarm Mücken. »Bei Beförderungsprüfungen ist keine Herausforderung vonnöten, mein Lord!«
    Wallie setzte ein entwaffnendes Lächeln auf – er hatte das mit Shonsus Gesicht vor dem Spiegel geübt. »Nein, doch er beabsichtigt, eine Stufe zu überspringen, was unüblich ist, und er zögert, die betreffenden Männer zu fragen. Es gibt da gewisse Stolpersteine, versteht Ihr?«
    Tarru verstand sehr wohl. Er suchte offenbar nach einer Falle und fand keine. Wenn er Segelohr aufgestellt hatte, um sich ein Bild von Nnanji machen zu können, dann bekam er jetzt die Gelegenheit, die ihm zuvor entgangen war. Er zuckte mit den Schultern. »Da der untergeordnete Herausforderer die Wahl der Klingen seinem Gegner überläßt, sehe ich darin keine Verletzung der Gastregeln«, bestätigte er. Ein siegesgewisser Nnanji stolzierte hinüber zu Ghaniri, der zufällig am nächsten stand.
    Ghaniris Schlägergesicht verfinsterte sich vor Zorn – ein Zweitstufler, der einen Viertstufler herausforderte, beschwor alle Schwierigkeiten herauf, die ein Viertstufler zu bereiten imstande war. Tarru und Trasingji willigten gnädig ein, noch einmal die Jury zu bilden.
    Die beiden Männer stellten sich mit dem Rücken zueinander auf, dann drehten sie sich bei dem entsprechenden Signal um und kreuzten die Klingen. Mehrere Angriffe und Paraden folgten hintereinander. Dann versuchte Ghaniri einen Angriff auf den Kopf; Nnanji parierte und landete einen meisterhaften Gegenstoß im Rippenbereich seines Gegners.
    »Treffer!« sagte er. Die Jury bestätigte es.
    Jetzt warf selbst Tarru Wallie einen anerkennenden Blick zu. Nnanji erweckte den Anschein, als handele es sich bei Ghaniri um einen ebenso leichten Gegner wie bei Segelohr.
    Der zweite Durchgang dauerte um einiges länger, doch Wallie merkte sofort, daß Nnanji sich zurückhielt. Tarru durchschaute ihn wahrscheinlich, obwohl er seine Technik nicht kannte, doch die meisten der anderen Zuschauer ließen sich vermutlich bluffen. Nnanji, der zu seiner Zufriedenheit festgestellt hatte, daß er der bessere Mann war, befürchtete vielleicht, daß er auf irgendeine trickreiche Weise um sein zweites Opfer gebracht würde, wenn er das erste zu schnell erledigte. Oder vielleicht machte ihm die Sache einfach nur Spaß. Nach einigen Minuten des Stampfens und Metallklirrens und Schwitzens und Keuchens landete er seinen nächsten Stoß.
    »Treffer!« sagte er triumphierend und senkte die

Weitere Kostenlose Bücher