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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Klinge.
    »Kein Treffer!« brauste Tarru auf.
    Das war eine eindeutige Fehlentscheidung; Ghaniris Hand rieb bereits über die Stelle, wo ihn die Waffe berührt hatte. Nnanjis Gesicht war hinter der Maske nicht zu sehen, doch er wandte es mit einer heftigen Bewegung Tarru zu, so als ob er ihn mit einem wilden Blick bedachte.
    »Kein Treffer!« bestätigte Trasingji zögernd.
    »Angriff!« rief Tarru.
    Nnanji stürzte vor. Seine Klinge traf mit einem lauten Klirren auf den Metallrahmen von Ghaniris Maske. »Diesmal ein Treffer?« schrie er, und selbst Tarru konnte dieses Klirren nicht abstreiten.
    Die Zuschauer brachen in begeisterten Beifall aus, was in Wallie die Befürchtung erweckte, daß das ein so einzigartiges Erlebnis für Nnanji sein könnte, daß er sich womöglich überschätzte. Er zog sich die Maske ab, rieb sich über die Stirn und lächelte seinem Mentor zu.
    »Du setzt deine Abwehr zu hoch an«, fauchte ihn Wallie an. Nnanji hatte vergessen, daß andere Schwertkämpfer nicht so groß waren wie sein Lehrmeister. Er gab mit einem Nicken zu verstehen, daß er seinen Fehler einsah, und nahm einen Becher Wasser aus der Hand eines beflissenen Erststufler entgegen.
    Die kurze Unterbrechung hatte Tarru jedoch Gelegenheit gegeben, Gorramini zu sich zu winken und mit ihm zu flüstern. Wallie bemerkte es, und Unbehagen beschlich ihn. Dann fiel der Zuschauerkreis in ein rhythmisches Rufen ein: »Der nächste, der nächste, der nächste!« Dies war ein Festtag für die Schwertkämpfer.
    Mit einem glücklichen Lächeln schwenkte Nnanji sein Florett zum Zeichen der Zustimmung und schlenderte zu Gorramini, um ihn herauszufordern. Gorramini war ein großer, kräftiger und athletischer Mann, mit einem arroganten Gehabe, das erkennen ließ, daß er sich den Vorzügen seiner äußeren Erscheinung sehr wohl bewußt war und Bewunderung erwartete. Er verschränkte die Arme und blickte Nnanji einen Moment lang verächtlich an. Dann sagte er: »Schwerter!«
    So viele der Zuschauer sogen gleichzeitig den Atem ein, daß es sich wie ein kollektives Zischen anhörte.
    »Einen Augenblick!« fuhr Wallie dazwischen. Er wandte sich an Tarru. »Soviel ich weiß, sind Schwerter unter Gästen nicht erlaubt, Eurer Ehren!«
    »Ach!« sagte Tarru. Der Hai schnappt zu! »Ist das ein Problem, ja? Doch Ihr dürft nicht vergessen, mein Lord, daß dem Nachwuchs stets an anspruchsvoller Übung gelegen ist. Das ist auch der Grund, warum der untergeordnete Herausforderer seinem Gegner die Wahl der Klingen überläßt. Ihr selbst, als der beste Schwertkämpfer im ganzen Tal, würdet ständig von Geringeren herausgefordert werden, wenn Ihr diesen Schutz nicht hättet.«
    Du verdammter schleimiger Hund! dachte Wallie angewidert. Eins mußte man Tarru jedoch lassen – dumm war er nicht. Wenn Wallie auf seiner eigenen Auslegung beharrte, dann hätte Tarru die Möglichkeit, ihn mit einer nicht abreißenden Reihe von Herausforderungen vom Gelände zu jagen.
    »Ich gehe davon aus, daß der Adept Gorramini seinen Vorschlag noch einmal überdenken wird«, sagte Wallie laut. »Ich bin sicher, daß er keine Tötungsabsichten hat, doch er sollte nicht vergessen, daß der Eleve Nnanji mein Schützling ist.«
    Und mit größter Wahrscheinlichkeit war Gorramini Tarrus Schützling. Wenn einer der beiden Männer bei der Auseinandersetzung den Tod fand, dann mußte ihn sein Herr rächen. Mit einemmal hing die Ahnung eines blutigen Gemetzels über dem Fechtplatz. Wallie bedachte Tarru mit einem Blick, von dem er hoffte, daß er vielsagend und bedrohlich war.
    »Dann wollen wir übereinkommen, daß dies ein nackter Kampf sein soll«, lenkte Tarru sofort ein. Das bedeutete nicht etwa unbekleidet, sondern es hieß, daß die Verpflichtung zum Rächen aufgehoben wurde. Doch die bemerkenswerte Wortwahl – dann wollen wir übereinkommen – war das eindeutige Eingeständnis, daß Gorramini ebenfalls den Blutschwur geleistet hatte. Gorraminis Gesicht drückte jetzt Ratlosigkeit aus, als hätte er nicht erwartet, daß sich die Dinge so weit entwickeln würden.
    »Ihr werdet Euren Vorschlag nicht noch einmal überdenken, Adept?« fragte Wallie und sprach ihn damit zum erstenmal direkt an.
    Gorramini warf Tarru einen kurzen Blick zu, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte dann mit Bestimmtheit: »Nein!«
    Alle warteten auf Wallies Entscheidung. Als Siebentstufler hätte er ein Veto einlegen können, doch er wußte, daß es dafür zu spät war. Nnanjis Augen waren

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