Der zögernde Schwertkämpfer
fest auf ihn geheftet, in schweigendem Flehen, wie die eines Spaniels. Sein Mentor hatte ihn gegen Briu abgeschirmt. Es wäre schmachvoll, wenn er zum zweitenmal auf diese Weise verschont würde, noch dazu, nachdem die Herausforderung von ihm ausgegangen war. Gorramini hatte seine Befehle erhalten und mußte gehorchen. Tarru hatte das Ganze sehr klug eingefädelt – wahrscheinlich würde er einen seiner Getreuen verlieren, denn Nnanji kämpfte meisterhaft, doch Tarru konnte einen solchen Verlust verschmerzen. Wallie jedoch nicht. Viele Männer, die mit dem Florett hervorragend umzugehen wußten, waren wie gelähmt angesichts einer scharfen Schneide und Spitze. Nnanji stand wirklich eine harte Prüfung bevor.
»Nun gut, ein nackter Kampf«, sagte Wallie.
Nnanji stieß einen Freudenschrei aus und warf seine Maske in die Luft. Vielleicht war das reines Imponiergehabe, vielleicht drückte es seine echten Gefühle aus. In der Menge sagte keiner ein Wort, doch aus den Mienen sprach Wut und Mißbilligung.
Es entstand notwendigerweise eine Verzögerung, weil ein Erststufler losgeschickt wurde, um einen Heilkundigen herbeizuholen. Dann kamen die beiden gemeinsam zurück, und das Duell konnte beginnen.
Jetzt gab es keine Masken mehr, keine Jury, nur noch rasiermesserscharfer Stahl gegen ungeschütztes Fleisch. Gharini trat vor, um seinem Freund als Sekundant zu dienen. Wallie stellte sich zum gleichen Zweck links neben Nnanji auf. Die beiden Hauptakteure musterten sich gegenseitig und grinsten zuversichtlich. Nnanji gab Wallie ein Zeichen.
»Wir sind bereit!« sagte Wallie förmlich.
»Los!« sagte Gorramini. Die beiden Schwerter fuhren aus den Scheiden und prallten mit einem Klirren gegeneinander. Klirr. Klirr. Klirr … Sie standen sich in gerader Körperhaltung dicht gegenüber und ließen die Schwerter durch die Luft wirbeln, keiner war willens, zurückzuweichen. Wallie spürte, wie Schweißperlen auf seine Stirn traten. Beide Männer kämpften in hervorragendem Viertstuflerstil, vielleicht jeweils durch den Gegner angespornt. Klirr-klirr-klirr … jemand mußte einen Ansatz bieten, und es war Gorramini, der das tat. Er wich leicht zurück, und Nnanji drängte unverzüglich nach, wobei er mühelos mit dem Schwert stichelte und den mörderischen silbernen Dunst durchdrang, während die Zuschauer aus dem Weg sprangen. Es bestand jetzt kein Zweifel mehr daran, wer der Bessere war. Es bedurfte jetzt nur noch einer unbedeutenden Schramme, damit Blut floß, dann konnte Ghaniri den Rückzug anbieten. Wallie lag die Zustimmung bereits auf der Zunge. Stoß-Parade-Riposte-Parade-Hieb-Parade … Gorramini schrie auf und stürzte zu Boden, die Hände vor den Bauch gepreßt – plötzliche Stille.
Nnanji machte einen Schritt zurück, keuchte und warf Wallie grinsend einen Blick zu.
»Wo ist der Heilkundige?« brüllte es aus der Menge, die sich um den gestürzten Mann scharte. Wallie machte einen Satz nach vorn und schob zwei Männer aus dem Weg, die sich vor ihn stellen wollten. Ghaniri kniete nieder, um zu helfen, doch Gorramini war an lebenswichtigen Organen verletzt und lag im Sterben.
Der Heilkundige beugte sich nicht einmal zu ihm hinunter, um die Verwundung zu untersuchen. »Ich übernehme diesen Fall nicht!« verkündete er.
Tarru hatte sich abgewandt und entfernte sich.
»TARRU!« Wallies Brüllen donnerte widerhallend über den Paradeplatz. Einen Augenblick lang war der Verwundete vergessen. Die Zuschauer sahen voller Nervosität Wallie an und dann Tarru, der sich blitzartig umdrehte, seinen Widersacher ansah und zischte: »Ja?«
Gorramini stöhnte und schrie abwechselnd in seinen Todesqualen.
»Ihr werdet jetzt meinen Schützling in den für die Vierte Stufe erforderlichen Sutras prüfen!« Wallie tobte innerlich gegen dieses sinnlose Sterben; er hatte die Zähne gebleckt und die Hände zu Fäusten geballt. Es war Wallie Smiths Wut, nicht Shonsus. Tarru zögerte und sah gleichermaßen mordlüstern und – widerspenstig aus.
Wallie deutete kaum erkennbar das Zeichen der Herausforderung eines Gleichgestellten an.
Der Geist des Todes lauerte jetzt in nächster Nähe, in Erwartung Gorraminis und in Erwartung des nächsten, der sich möglicherweise in seine Hände begeben würde …
»Ich erlasse ihm diese Prüfung!« brummte Tarru. »Wenn Ihr ihn unterrichtet habt … Wir alle wissen um das erstaunliche Gedächtnis Eures Vasallen, mein Lord.« Er sah sich um, um den Fachmann für Gesichtszeichen ausfindig zu
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