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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Probleme grübelnd und teilweise – wie er plötzlich zu seiner eigenen Belustigung feststellte – sich mit der Gegend vertraut machend … Sutra sieben zweiundsiebzig …
    Er war ziemlich nah an die hintere Wand der Unterkünfte geraten, als aus dem Gebüsch etwas raschelnd auf ihn zukam. Wallie blieb stehen, und ein Sklave trat vor ihm auf den Pfad. Es war ein großer, fettleibiger Jugendlicher, schmutzig und lediglich mit einem schwarzen Tuch bekleidet. Er stand einen Moment lang nur da und keuchte und starrte Wallie an; in der Hand hielt er einen Spaten. Dieser und die Erde, die überall an ihm haftete, verrieten, daß er einer der Gärtner war.
    »Mein Lord?«
    Sklaven sprachen nicht so einfach Siebentstufler an – das Prickeln einer unguten Ahnung lief Wallie den Rücken hinunter. »Ja?«
    Der Jugendliche fuhr sich mit den Lippen über die Zunge, offenbar unschlüssig, was er als nächstes sagen sollte. Entweder war er übernervös oder schlicht dumm. Oder beides. »Mein Lord«, wiederholte er. Und dann: »Soll Euch suchen.«
    Wallie versuchte, ermutigend zu lächeln, als ob er es mit einem Kind zu tun hätte, doch ihm war im Umgang mit einem geistig Zurückgebliebenen noch nie wohl gewesen. Er erinnerte sich an Narrin, den schwachsinnigen Sklaven im Gefängnis, und fragte sich, ob die Sklaverei an sich Geisteskrankheiten hervorbrachte oder ob
    Kinder mit derartigen Defekten kaltblütig an Händler verkauft wurden. Natürlich gab es in dieser Welt keine Einrichtungen, wo man sie auf die herkömmliche Art einsperren und vergessen konnte.
    »Nun, jetzt hast du mich ja gefunden.«
    »Ja, mein Lord.« Wieder folgte eine Pause.
    »Wer hat gesagt, daß du mich suchen sollst?«
    »Mutter.«
    Schweigen. »Wie heißt deine Mutter?«
    »Ani, mein Lord.«
    Aha! »Und wie heißt du?«
    »Anasi, mein Lord.«
    »Kannst du mich zu ihr führen, Anasi?«
    Der Sklave nickte. »Ja, mein Lord.« Er drehte sich um und setzte sich entlang des Pfads in Bewegung. Wallie folgte ihm.
    Hier bahnten sich offenbar Scherereien an, doch im gleichen Moment ahnte Wallie noch ganz andere Scherereien – leise schlichen Stiefel hinter ihm her. Dann Stille … dann wieder leise Schritte. Natürlich wurde er beobachtet, und natürlich mußte ihm der Beobachter in einem Irrgarten wie diesem dicht auf den Fersen bleiben. War ihr Gespräch mitgehört worden? Sollte er sich mit Anasi in die Büsche schlagen und den Verfolger vorbeigehen lassen?
    Bevor er eine Entscheidung treffen konnte, endete der Pfad. Direkt vor ihnen erhob sich die Wand der Unterkünfte mit einer kleinen Toröffnung. Die Tore für die Allgemeinheit waren riesig und eindrucksvoll, dieses hier war also offenbar für Sklaven gedacht. Verdammt! Es führten keine Seitenwege mehr von dem Pfad ab. Wenn Wallie jetzt verschwand, dann konnte sein Beobachter leicht erraten, daß die Sklaven etwas damit zu tun hatten.
    »Anasi!«
    Der Jugendliche blieb stehen und drehte sein Mondgesicht zu Wallie um. »Mein Lord?«
    »Ich warte hier. Geh du zu Ani und sag ihr, wo ich bin.«
    Anasi verarbeitete diese Worte schwerfällig in seinem Kopf, nickte und verschwand durch das Tor. So leise, wie er es eben schaffte. Wallie eilte zur letzten Wegbiegung zurück und verbarg sich seitlich im Gebüsch.
    Er hatte sehr töricht gehandelt. Er hatte Nnanji gestattet wegzugehen und damit seine Kräfte gespalten. Ohne Nnanji war er zehnmal so verletzbar. Und jetzt hatte er womöglich auch noch seine geheime Verbindung zur Sklavenschaft verraten – Tarru war klug genug, aufgrund von einigen Anhaltspunkten zu dieser Schlußfolgerung zu kommen. Shonsu war kein großer Meister der Verschleierungstaktik, doch Wallie Smith hätte es besser wissen müssen – viel besser. Idiot! Er verfluchte sich wegen seiner Unüberlegtheit, und er spürte, wie der Shonsu-Teil in ihm tobte und nach Heimtücke und hinterhältigem Handeln verlangte.
    Die Schritte der Stiefel kamen näher, wurden lauter.
    Ein Schwertkämpfer der Dritten Stufe ging vorbei, ein kleiner, dünner Mann. Er blieb überrascht stehen, als er das Ende des Weges und das Tor sah. Wallie trat hinter ihm aus dem Gebüsch und traf mit einem schwungvollen Fausthieb die Stelle, wo der Hals in die Schultern überging, so daß sich sein Opfer zusammenkrümmte und zu Boden sackte. Mit einem leisen Klappern des Schwertgriffes auf dem Pflaster rollte er zur Seite und bewegte sich nicht mehr.
    Das hatte gutgetan! Wallie rieb sich die Hand und überlegte, was er als

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