Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
Euch stellen, Adept«, entgegnete Briu.
    Nnanji gab einen erstickten Laut von sich und sagte dann: »Ihr habt gesehen, wie Shonsu ins Wasser gesprungen ist. Ihr wißt, besser als jeder andere, daß das Schwert ein Wunder ist!«
    Briu starrte ihn mit unbewegter Miene an. »Ich habe keine gute Arbeit geleistet, als ich Euch als Euer Mentor über den dritten Eid aufgeklärt habe. Wir wollen sehen, ob ich in anderer Hinsicht mehr geleistet habe. Wenn ein Befehlshaber korrupt ist, wessen Pflicht ist es dann, etwas dagegen zu unternehmen?«
    Nach kurzem Nachdenken flüsterte Nnanji: »Die seines Stellvertreters.«
    »Und wie soll er das machen?«
    »Indem er ihn herausfordert, sofern er gut genug ist. Ansonsten muß er einen Stärkeren dafür heranziehen.« Das war ein Zitat, und Nnanji hörte sich genauso an wie Briu, als er es vorbrachte.
    Briu nickte. »Doch dein Lord Shonsu ließ Tarru am Leben, obwohl er offenkundig schuldig war.«
    Wallie wußte, daß er damit seinen ersten Fehler begangen hatte. Der Gott hatte ihm gesagt, daß einige grausame Maßnahmen nötig sein würden. Bei ihrer allerersten Begegnung hatte er ihn gewarnt, daß es jeder ehrenhafte Schwertkämpfer für seine Pflicht erachten mußte, Hardduju zu töten und die Ehre der Zunft wiederherzustellen. Er hatte ihm sogar einen deutlichen Wink gegeben, indem er Napoleon erwähnt hatte, denn Napoleon war tatsächlich König von Elba gewesen, wenn auch nur für kurze Zeit. Es war ein Betrug an jedem ehrlichen Mann in der Wache, daß er Tarru verschont hatte. Er hätte Tarru mit einem Streich töten, die Führung übernehmen und die Fünftstufler auf der Stelle dem Gericht überstellen und weitere Schuldige ausfindig machen sollen – doch nichts davon hatte er getan.
    »Ich gestehe meinen Fehler ein«, sagte Wallie. »Nnanji hat mich direkt danach fast ausdrücklich darauf hingewiesen, damals auf den Tempelstufen. Doch von jenem Augenblick an war ich Tarrus Gast.«
    Briu bedachte ihn mit einem Strahl der Verachtung, der von einem Düsentriebwerk hätte stammen können. »Ihr hattet ausreichend Gelegenheit und fandet immer wieder Ausflüchte. Er verpflichtete sich Gorramini und Ghaniri durch den dritten Eid und setzte sie auf Nnanji an. Dann bearbeitete er die Fünftstufler. Wußtet Ihr das vielleicht nicht?«
    Ein Siebentstufler hätte sich das nicht von einem Viertstufler gefallen lassen sollen, doch Wallie fühlte sich zu sehr schuldig, um beleidigt zu sein. »Ich hatte den Verdacht.«
    »So?« fragte Briu. »Wenn Ihr etwas unternommen und um Beistand gerufen hättet, meint Ihr, die übrigen von uns hätten untätig zugesehen? Wir wollten einen Anführer! Wir wollten unsere Ehre wiederherstellen! Keiner von uns konnte sich ganz von Schuld freisprechen, doch …« Er hielt inne und senkte den Blick auf die Tischplatte. »Eine einzige Ausnahme gab es. Wenn der Rest von uns nur halb so ehrenhaft wie er gewesen wäre, dann hätten wir uns schon vor Jahren widersetzt.«
    Wallies Erklärung hätte einen Schwertkämpfer niemals überzeugt – er hatte Blutvergießen vermeiden wollen. Er hatte Tarru verschont, das war ein Mann. Als Nnanji die Stallungen erwähnte, hatte er den Gedanken verworfen, um nicht drei Männer zu töten. Doch jede Verzögerung erhöhte den Preis. Wenn ihm jetzt irgendwie die Flucht gelänge, dann würde es viele Leben kosten.
    Bevor er sprechen konnte, blickte Briu wieder auf und sah ihn mit gerötetem Gesicht und feurigen Augen an. »Sogar noch heute morgen! Gorramini war hereingelegt worden! Doch Ihr habt nichts getan!«
    »Ich tue jetzt etwas«, sagte Wallie mit fester Stimme.
    Briu musterte erneut abschätzig die Sklavenverkleidung und spuckte aus.
    Shonsus Temperament geriet in Wallung. Wallie konnte es nur mit großer Mühe unterdrücken. »Ihr habt einen Priester hier als Gefangenen, und den werde ich mitnehmen. Dann verschwinde ich.« Die Frage war nur: wie? »Die Göttin wird sich um die Ehre Ihrer Tempelwache kümmern. Das ist nicht die Aufgabe, mit der Sie mich betraut hat.«
    Briu hob die Schultern und betrachtete wieder finster seine Hände auf dem Tisch.
    »Warum habt Ihr Tarru den dritten Eid geschworen?« fragte Nnanji noch einmal.
    »Meine Frau hatte gerade Zwillingen das Leben geschenkt, Adept«, sagte Briu. »Sie braucht etwas zu essen, sie alle brauchen etwas. Wenn Ihr einmal älter seid, werdet Ihr es verstehen.«
    Schwertkämpfer waren versessen auf furchterregende Eide, doch sie waren keine Unmenschen.
    »Briu«,

Weitere Kostenlose Bücher