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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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komisch fand.
     
     
    Die Zeit verging schleppend. Nnanji wollte sich mit seinem neuen Spielzeug auf ein geeignetes Lager verziehen und damit spielen; Wallie verbot es mit aller Strenge. Er erklärte ihm die Sache mit Tarru und seinen Netzen und erwähnte zaghaft den Tod Janghiukis, ohne zu schildern, wie er es getan hatte. Nnanjis Gemüt wurde so düster wie der Keller ringsum, und er hockte mit finsterem Gesicht auf einem der Stühle. Vixini wachte auf und weinte aus Hunger und Langeweile. Katanji saß auf einem Strohballen und starrte vor sich hin, wahrscheinlich darüber grübelnd, ob dies nun das gepriesene Leben eines Schwertkämpfers war, und vielleicht voller Angst vor diesem mordenden Siebentstufler. Kuhi saß einfach nur da.
    Wie sollten sie ihre Flucht aus den Mannschaftsunterkünften bewerkstelligen, aus der Tempelanlage, aus der Stadt, von der Insel?
    Wallie wäre gern aufgestanden und auf und ab geschritten, doch in diesem elenden Loch konnte er nur kriechen, ein Schreiten war unmöglich. Er war festgenagelt. Tarru hatte ihn Zoll um Zoll weiter in die Enge getrieben, wie ein Verbrecher, der ein Stadtviertel in Schach hält, wie ein Hitler, der einen Kontinent schluckt, unter ruchloser Ausnutzung der Eigenschaft eines friedliebenden Menschen, der zögerte, Gewalt anzuwenden.
    Shonsu hatte seine Machenschaften durchschaut. Wallie Smith ebenfalls, doch er hatte nichts dagegen unternommen. Er hatte sich eingeredet, er spielte lediglich um Zeitgewinn, während doch die Zeit seinem Gegner mehr gebracht hatte als ihm. Seine Gedanken zuckten und krümmten sich, während er versuchte, sich eine Fluchtmöglichkeit aus dieser mißlichen Lage einfallen zu lassen. Nichts fiel ihm ein, und so blieb ihm nur noch die schwache Hoffnung, daß Honakura vielleicht noch einen Trumpf in der Hand haben könnte.
    Nnanji wurde immer mißmutiger. Vielleicht gab er Tarru die Schuld, weil er die Wache zur Korruption angestiftet hatte, vielleicht veränderte sich jedoch auch seine Einstellung zu dem Mann, der gesagt hatte, er würde nicht töten, wenn es vermeidbar wäre. Ein Gast, der einen seiner Gastgeber umbrachte? Wer war der Übeltäter? War das Vorbereiten einer Falle bereits ein Verstoß, oder war es erst ein Verstoß, wenn die Falle zuschnappte, oder ein Vergehen oder ein Verbrechen? War das Beobachtenlassen eines Gastes ein duldbares Verhalten?
    Wallie bemerkte seinen zerknirschten Gesichtsausdruck und fragte sich, ob die Wiederkehr des Killerwurms bevorstünde. Nnanji mußte sich zum zweitenmal verraten vorkommen – zum erstenmal durch die Tempelwache und jetzt durch Shonsu. Nicht nur Tarru hatte Probleme mit der Motivation seiner Leute.
    Endlich quietschte die Tür wieder einmal, und Anis gewaltige Formlosigkeit walzte herein. Sie brachte ihre Massen vor Wallie zum Stehen und schüttelte traurig den Kopf.
    »Lord Honakura?« fragte der Schwertkämpfer, doch er konnte ihrem Gesicht ablesen, daß er noch tiefer gefallen war.
    »Nein, mein Lord«, sagte sie. »Er ist im Gefängnis.«

 
     
     
     
BUCH FÜNF
    WIE DER SCHWERTKÄMPFER
    SEINEN BRUDER FAND

Mörderische Mittagsglut: Die Vögel schwiegen in den Bäumen, die Gärtnersklaven bewegten sich träge und hielten sich sorgsam aus der grellen Sonne, und selbst die Insekten waren still. Die Reihe der Pilger, die auf den Tempelstufen knieten und stöhnten, schien in der sengenden Hitze immer mehr dahinzuschmelzen. Nur der Fluß setzte seine Bewegung und seine Geräusche fort, während die Welt dahindämmerte und den Abend herbeisehnte.
    Der Paradehof lag verlassen da und war heiß wie ein Grillrost. Drei Leute bogen um die Ecke des Mannschaftsbaus, ließen den Fechtplatz hinter sich. Da jeder Mann der Wache damit beschäftigt war, nach Lord Shonsu zu suchen, gab es niemanden, der die drei bemerkt hätte. Sie durchquerten den Hof ungesehen und gingen in Richtung Gefängnis, im weißen Flimmern auf ihren Schatten dahingleitend.
    An der Spitze der kleinen Gruppe marschierte ein Schwertkämpfer der Vierten Stufe, fein herausgeputzt in einem sehr neuen orangefarbenen Kilt. Sein Pferdeschwanz war pechschwarz, passend zu seinem finsteren Gesichtsausdruck. Er war nahe daran gewesen, sich gegen seinen Gebieter, dem er sich durch einen Eid zum Gehorsam verpflichtet hatte, aufzulehnen, und er hatte kein Wort mehr gesprochen, seit die Sklaven sein Haar mit Lampenfett und Ruß eingeschmiert hatten.
    Das Schlußlicht bildete ein kleiner, dunkelhaariger Erststufler. Seine

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